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Landesaufnahme: Glück auf in Pölfing-Brunn! Auf den Spuren der Kumpel

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Auf dem Bahnhofsareal von Pölfing-Brunn durften Bürgermeister Karl Michelitsch, Reinhard Riedmüller, Obmann der Knappschaft Pölfing-Bergla, Walter Feldbacher, Museum für Geschichte/Universalmuseum Joanneum, und Edith Zitz, inspire thinking, über 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßen, ehe Karl-Heinz Sommer von der Knappschaft dem überaus interessierten Publikum, darunter auch der Bezirkshauptmann von Deutschlandsberg Dr. Helmut-Theobald Müller, lebendig und anschaulich Einblick in die Bergbau-, Eisenbahn- und Sozialgeschichte der Region gab. Im Sinne der Nachhaltigkeit wurde auch diese wirtschaftshistorische Spurensuche von Max Wegscheidler, Museum für Geschichte/Universalmuseum Joanneum, fotografisch und audiovisuell festgehalten.

Als am 30. 12. 1975 in Bergla der letzte Hunt gefördert wurde, endete im Wies-Eibiswalder Revier der Kohlebergbau nach 176 Jahren. Die Ära des „braunen Goldes“ hat das Leben der Menschen im Bezirk, insbesondere in der Gemeinde Pölfing-Brunn, maßgeblich geprägt. Vieles hat sich hier seither verändert, einige der im Bergkittel angetretenen Knappen können sich noch gut erinnern, wie es damals war.  Einst fünfgleisig, wird der Bahnhof heute nur mehr eingleisig geführt. Das ehemalige Bahnhofsgebäude wurde in ein Wohnhaus umfunktioniert. Den Haltepunkt für die Züge der GKB nach Graz bzw. Wies-Eibiswald markiert lediglich eine Haltestellentafel.

Seit 1873 fährt hier die Eisenbahn als Flügelbahn zur 1860 eröffneten Strecke Graz–Köflach (Köflacherbahn) von Lieboch über Deutschlandsberg nach Wies (Wieserbahn). 1907 konnte endlich die Sulmtalbahn von Leibnitz nach Pölfing-Brunn eröffnet werden. Sie wurde jedoch 1967 eingestellt, ihre Gleise wurden 1976 abgetragen. Nur noch wenige architektonische Reste weisen auf diese Bahnlinie hin. So blieben die Bahnhofsgebäude in Heimschuh, Fresing und Gleinstätten – heute in Privatbeitz – erhalten. Der Bahndamm sowie kleine Bach- und Wasserdurchlässe sind mancherorts noch zu erkennen. Ein rund 6 km langes Reststück der Sulmtalbahn, von Pölfing-Brunn nach Gleinstätten, wird heute noch bedarfsweise an Werktagen befahren. Zudem führte in Bergbauzeiten von Pölfing-Brunn auch eine Industriebahn nach Schönegg.

Von den einst mächtigen Kohleabbauanlagen, wie dem Hauptschacht in Brunn oder der Kohleverladestation, ist im Ort nichts mehr zu sehen. Wer nicht um die Geschichte von Pölfing-Brunn und seiner Bergbautradition weiß, vermag auch noch vorhandene Anzeichen nur schwer zu deuten.

Um 1797 soll das „Wieser Fölz“ erstmals in Brunn-Schönegg erschürft worden sein. Um 1870 erschloss der böhmische Bergmann Wenzel Radimsky gemeinsam mit seinem Bruder Josef die Glanzkohlegruben in Brunn und baute sie zu einem der modernsten Kohlenbergbaue der Monarchie aus. Es standen zu jener Zeit fünf Schächte mit Teufen von 23 bis 167 Metern in Betrieb.

Ein einschneidendes Ereignis stellte jedenfalls der Einsturz des Hauptschachts am Fronleichnamstag 1897 dar, bei dem der 21-jährige Pumpenwärter Franz Renc, er stammte wie so viele der im Wieser Revier beschäftigten Bergleute aus der ehemaligen Untersteiermark, ums Leben kam. Wäre das Unglück nicht auf einen Feiertag gefallen, hätte es freilich weit mehr Todesopfer gegeben.

Die Ursache lag in der mangelhaften Zimmerung beim Abteufen. Ein geplanter Tiefbauquerschlag zu einer neuen Hauptfördersohle in 192 m Teufe wurde daraufhin verworfen und die Weiterführung der Brunner Schächte infrage gestellt. 1900 hat die GKB die letzte Kohle im Raum Brunn-Schönegg zutage gebracht. In der Zeit der Schönegger Flügelbahn wurden rund 1,5 Millionen Tonnen Kohle transportiert. Mit der Einstellung des Bergbaus in Brunn-Schönegg, mit dem Peter-, Wenzel-, Barbara- und dem Brauchartschacht, wurde auch diese Flügelbahn eingestellt. Weitere bereits aus- und vorgerichtete Abbaufelder blieben unberührt liegen. In Pölfing-Brunn wurde erst wieder 1932 ein Kohlebergbau – in Jagernigg – eröffnet.

Die Knappschaft Pölfing-Bergla hat nicht nur die Geschichte im Wieser Bergrevier umfassend dokumentiert, sondern auch für die hier verunglückten Kumpel eine würdige Gedenkstätte errichtet.

Nach einer Begehung der Halde – eines künstlich aufgeworfenen Hügels, der aus dem ausgeräumten, wertlosen Material (taubes Gestein) besteht –, führte unser Streifzug weiter zum mittlerweile versiegelten Eingang des Hauptstollens sowie zur sogenannten „Kolonie“.

Diese Arbeitersiedlung ließ Bergdirektor Wenzel Radimsky in den Jahren 1871 bis 1873 für die Bergleute und ihre Familien zwischen den beiden Dörfern Pölfing und Brunn in unmittelbarer Nähe zu den Schachtanlagen nach englischem Vorbild erbauen. In jeder Häuserreihe sind fünf oder sieben Koloniehäuser kompakt zusammengeschlossen, jedes Haus verfügt über eine Fläche von 71,5 m². Die Häuser lassen sich in drei Kategorien unterteilen: Typ A für ledige Arbeiter (26 Häuser), Typ B für verheiratete Arbeiter ohne Kinder (35 Häuser) und Typ C für Arbeiterfamilien mit Kindern (67 Häuser). Jedes Haus verfügte über eine Holzablage und einen Abort im Außenbereich. Zwischen den Häuserreihen errichteten die Bewohner Schrebergärten und Hütten.

Die „Kolonie“ blieb fast 80 Jahre im Eigentum der Bergbauunternehmen, heute befinden sich die Wohneinheiten in Privateigentum. Trotz Modernisierung und baulichen Veränderungen ist der ursprüngliche Charakter der Siedlung gut erhalten geblieben.

Streifzug durch die „Arbeiterkolonie“ in Pölfing-Brunn, 2018/06, Foto: J.J. Kucek/Universalmuseum Joanneum

In einem der Arbeiterhäuser wurde auch eine provisorische Schule eingerichtet, in welcher die Kinder der Arbeiter unentgeltlich unterrichtet wurden, auch die Schulbücher waren gratis. 1876 erfolgte der Bau einer größeren „Werksschule“, die anfänglich nur Arbeiterkinder besuchen durften. Im Keller der Volksschule Pölfing-Brunn befindet sich heute ein nachgebauter Schaustollen.

Abschließend führte der Streifzug noch einmal hinaus zu den Originalschauplätzen lokaler Bergbaugeschichte. Ein bergmännisch als „Mundloch“ bezeichneter Stolleneingang an der Tagesoberfläche sowie ein „Glanzkohleausbiss“, bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch ein Stück Kohle mit nach Hause nehmen konnten, waren unsere nächsten Ziele, ehe die Veranstaltung bei einem nahen Gehöft ihren gemütlichen Ausklang fand.

Von den Bergmännern konnten wir dabei noch einige interessante Details zur Bergmannstradition erfahren und so manche persönliche Anekdote wurde erzählt, wenngleich die Bergmannssprache uns immer wieder vor große Herausforderungen stellte. So meint der Knappe nicht notwendigerweise das meteorologische Wetter, wenn er vom „Wetter“ spricht. Er kann dabei auch sämtliche im Grubengebäude befindliche Gase – in erster Linie Luft – meinen.

Auch die Verehrung der heiligen Barbara als ihre Schutzpatronin wird von der Knappschaft Pölfing-Bergla hochgehalten. Der an Symbolik reiche Bergkittel weist insgesamt 29 Knöpfe auf, da Barbara von Nikomedien im 3. Jahrhundert der Legende nach im Alter von 29 Jahren von ihrem Vater enthauptet worden ist. Die obersten drei Knöpfe werden stets offen getragen, da sie sich für ihren Turm, in dem Barbara gefangen gehalten wurde, bezugnehmend auf die Heilige Dreifaltigkeit drei Fenster gewünscht haben soll. Erstaunt mussten die Pölfinger Knappen bei einem Besuch in Slowenien feststellen, dass dort auf den Bergkitteln nur 28 Knöpfe zu finden sind. Augenzwinkernd bekamen sie zur Antwort, dass ihre heilige Barbara wohl nur 28 Jahre alt wurde.

Woher die Bergmannsweisheit kommt, dass Frauen im Berg Unglück bringen sollen, stellt die Knappen in Anbetracht einer Schutzpatronin und der Tatsache, dass auch viele Stollen weibliche Namen tragen, selbst vor ein Rätsel.

Die älteren Knappen können sich auch noch gut an die im Bergbau eingesetzten Grubenpferde erinnern, die nur am Sonntag ans Tageslicht kamen. Schmunzelnd glauben sie auch zu wissen, warum es meist unmöglich war, den ganzen Monatslohn nach Hause zu bringen: Gegenüber der Auszahlungsstelle befand sich nämlich ein Wirtshaus.

 

Quelle: Erich Wozonig, Pölfing-Brunn – Ortsgeschichte, 1984, Bildungs- und Kulturverein Pölfing-Brunn (Hrsg.)


Buchpräsentation in Berlin

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Der kleine Raum im Souterrain ist einladend und mit ausgesuchten Möbeln und Displayelementen ausgestattet – einige davon finden auch immer wieder Einsatz in den von Manuel Reader gestalteten Ausstellungsdisplays.

Das Buch fasst alle bisherigen Realisierungen von VIP’s Union zusammen:

Es beinhaltet also eine Genealogie von allen bisher realisierten VIP’s Union-Projekten vom Art Forum Berlin (2001) über Arnolfini, Bristol (2011), das M HKA – Museum of Contemporary Art Antwerp, Belgien (2014), den Bonner Kunstverein, Bonn (2014) bis hin zum Leeum, Samsung Museum of Art Seoul (2015) und dem Kunsthaus Graz (2017/18).

Dazu kommen Referenzprojekte, Texte von Nav HaqKatrin Bucher Trantow und mir sowie ein Gespräch mit Haegue Yang, das Katrin Bucher Trantow und ich mit der Künstlerin geführt hatten. Die Publikation bietet unterschiedliche Perspektiven auf das Projekt und seine Entwicklung. Designt wurde es vom Studio Manuel Raeder (Sylvia Lee, Manuel Raeder). Die Gestaltung widerspiegelt das Prinzip von VIP’s Union: einen strengen konzeptuellen Rahmen, der dennoch spielerische Freiheit erlaubt und dadurch wiederum die Rahmenbedingungen herausfordert.

Gedruckt wurde das Buch von der steirischen Druckerei Platinium fine art print GmbH in Gratkorn. Der Druck war insofern eine besondere Herausforderung, da viele Seiten silberfarben sind und dies an sich schwierig zu drucken ist. In unserem Fall hat die Druckerei eine Perfektion geschafft, die ansonsten sehr schwer zu bewerkstelligen ist.

Besonders freute uns, dass sehr viele zur Buchpräsentation gekommen sind. Der kleine Präsentationsraum war bis auf den letzten Platz gefüllt.

Wir hatten Sorge, dass nur wenige kommen würden, denn an diesem Tag spielte um 17 Uhr Mexiko gegen Südkorea. Doch unsere Sorge war unbegründet.

Kinderstadt Bibongo

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Wie in so mancher Stadt begrüßt das Tor die Neuankömmlinge. Nach kurzem Aufhalten geht’s weiter und mit einem Stadtzeichen um den Arm darf man eintauchen in das Gewusel der Stadt. Das Tor, das auch Baustellenlager und Warendepot zugleich ist, ist inhaltliches Programm:

Denn die Stadt will gestaltet werden! Stetig gewachsen ist die Kinderstadt Bibongo.

Mit über 30 Stationen und Berufen, die es in diesem Jahr auszuprobieren gibt, ist Bibongo inzwischen so groß, dass weit über 200 Kinder täglich inmitten der Innenstadt, im mittelalterlichen Gefüge des Graz Museums die Stadt als Ort des spielerischen Begreifens von städtischem Wachstum und demokratischer Mitgestaltung erleben können …

in der Stadt der Kinder wird gebaut, gebastelt, Zeitung gemacht, die Bibliothek geordnet, eine Ausstellung gemacht, es werden Versicherungen verkauft, Bürgermeisterinnen gewählt, Tiere geschützt, Wünsche formuliert, Berufe erfunden, Start-ups erstellt, es wird aber auch Fußball gespielt, getauscht, gekauft und nicht zuletzt auch was verdient …

Heute wurde etwa eine Seilbahnausstellung für Graz formuliert.

Gute Ideen sprießen also allerorts … Was morgen das Highlight ist?

Wir werden es sehen!

 

Kultur trifft Picknick im Grünen

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An ausgewählten Standorten des Universalmuseums Joanneum werfen wir im Sommer die Picknickdecken aus und laden von Mai bis Oktober zu einem einzigartigen Mix aus Natur und Kultur. Der Österreichische Skulpturenpark, das Rosegger-­Geburtshaus, die Schlösser Stainz und Eggenberg laden zu Themenführungen mit anschließendem Picknick in den anliegenden Parks und Gärten. Dabei gibt es in Picknickkörben regionaler Anbieter ausgewählte Spezialitäten zu entdecken.

Skulpturenpark

Im Österreichischen Skulpturenpark in Premstätten gibt es auf sieben Hektar über 70 Skulpturen zu entdecken. Eine Führung durch den Park gleicht einem Spaziergang, der mit einem Picknick genau den richtigen Abschluss findet. Quer durch den Park wird dem Wechselspiel zwischen Natur und Skulptur nachgegangen und über die Landschaftsarchitektur und die Entstehung des Parks gesprochen. Das Hotel Ramada wartet mit zwei verschiedenen Picknickkörben in den Varianten „Steirisch“ und „Vegetarisch“ auf.

Picknick im Skulpturenpark (c) Region Graz – Tom Lamm (26)

Rosegger-Geburtshaus

Im Peter-Rosegger-Gedenkjahr 2018 lohnt sich ein Besuch im Geburtshaus des Heimatdichters und Autors in Alpl besonders. Das Gedenkjahr zu seinem 100. Todestag sowie seinem 175. Geburtstag soll die vielschichtige Persönlichkeit Roseggers wieder stärker ins Bewusstsein rücken, aber auch bislang unbekannte Aspekte seines Lebens thematisieren. Der rund dreißigminütige Fußmarsch zum Geburtshaus stimmt auf die Genussreise ein und die Führung „Eierkuchen, Sterz und Grubenkraut“ macht mit Einblicken in die bäuerliche Ernährung zu Roseggers Lebzeiten und die Lieblingsspeisen des „Waldbauernbuben“ Appetit. Gestillt wird dieser mit Picknick-Körben in den Varianten „Brettl-Jause“, „Vegetarisch“ oder „Backhendl“ von Catering Königshofer.

Geburtshaus von Peter Rosegger, Foto:UMJ/KH Wirnsberger

Schloss Stainz

Die Führung „Alles zum Thema Jagd“ im Jagdmuseum Schloss Stainz vermittelt Wissenswertes über die Wurzeln der Jagd in Österreich. Danach werden die Picknickdecken unter den Kastanien- und Nussbäumen vor der alten Schmiede und dem Zehentspeicher des Schlosses ausgebreitet. Passend zum Thema Jagd stellt die Genussmanufaktur Lukashof Bio-Picknickkörbe – entweder eine „Jäger-Jause“ mit Wildspezialitäten oder eine „Veggie-Jause“ mit Produkten aus regionaler Landwirtschaft – zusammen.

Innenhof Schloss Stainz, Alexander Rauch / studio brighten

Schloss Eggenberg

Zwischen zwei Führungen kann man im Schloss Eggenberg wählen, bevor es zum Picknick im idyllischen Schlosspark geht. Bei der Führung „Schloss Eggenberg im Rokoko“ kann man die Prunkräume erkunden, in denen Wandbespannungen von den Freizeitbeschäftigungen der Schlossbewohner/innen und -gäste zeugen, die sich nach einer Partie Tarock gerne zum Picknick im Garten einfanden. Den „Garten im Wandel“ entdeckt man beim Rundgang durch den 400 Jahre alten Landschaftspark, an dessen Ende man sich zum Picknick niederlassen kann. Für diesen Anlass packt das Café Pavillon einen steirischen oder italienischen Picknickkorb. Letzteren gibt es auch in vegetarischer Variante.

Alle Daten und Informationen zu den Picknickangeboten des Universalmuseums Joanneum gibt es auf unserer Webseite und bei Tourismus Steiermark.

Bibongo wuchs weiter

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Die Kinder haben selber neue Berufe erschaffen – Start-Up ist ein ganz eigenes Konzept seit dem letzten Jahr – Initiativen wie die Feuerwehr, die Stadtbibliotheken, aber auch das Stadtmuseum mit ihrem Team und das Kunsthaus mit dem Vermittlungsteam waren gemeinsam mit vielen Freiwilligen vor Ort.

Unter der kompetenten Leitung der Kinderfreunde haben Kinder von 5-14 (oder waren da auch ein paar ältere dabei?) wieder wirklich tolle Erfahrungen der eigenen Schaffens_Kraft machen dürfen!

Danke dafür.

Die Stadt wächst..!

Für die Kinderstadt 2018 wurde von Andreas Goritschnig im Auftrag des Kunsthauses ein eigenes Bausystem entwickelt, das es ermöglichen soll, auch mit Kinderhänden an der Weiterentwicklung der (Kinder)Stadt aktiv mitzuwirken und nachhaltig das Repertoire und die Gestalt der wiederkehrenden Kinderstadt ergänzen soll.

Impressionen zur diesjährigen Kinderstadt vom Studio Andreas Goritschnig gibt es hier. KLICK

Bildergalerie

 

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Kinderstadt Bibongo

In welcher Weise kann man Landschaftsarchitektur ausstellen?

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Die Ausstellung stellt eine Auswahl von zehn Projekten der Landschaftsarchitekten Topotek 1 in einer Raumgestaltung von Oliver Klimpel vor.

Beide sind mit dem Kunsthaus Graz eng verbunden: Topotek 1 gestaltete dessen Vorplatz und Klimpel nahm sich der Shop- und Funktionsmöbel im Foyer an. Ein architektonisch-skulpturales Display folgt dann im Herbst.

Buch über Topotek 1

Anlass und Ausgangspunkt für alle Ausstellungen ist das gleichnamige Buch über Topotek 1, das ich im Auftrag der Landschaftsarchitekten konzipierte und das im September 2016 erschienen ist. Es stellt Ansätze und Methoden des Büros vor und nimmt dabei verschiedene Perspektiven auf die Projekte von Topotek 1 in den Blick. Kooperationspartner aus den Bereichen Architektur, Design und Kunst, Auftraggeber/innen, Fachreferenten/innen, Fachplaner/innen, ausführende Firmen und Nutzer/innen schauen rückblickend auf zehn ausgewählte Beispiele. Das Buch sucht komplexen Entstehungszusammenhängen Rechnung zu tragen und unterscheidet sich darin insofern von den meisten Publikationen in diesem Bereich, als es eine Multiperspektive anstrebt und nicht nur die Landschaftsarchitekten selbst zu Wort kommen bzw. nicht nur externe Autoren/innen über die Projekte schreiben.

Raumgestaltung

Durch den Blick von außen, durch die Zusammenarbeit mit anderen verschiebt sich die Perspektive auf das eigene Tun und dies bildet sich nicht nur im Buch, sondern auch in der Ausstellungsfolge ab. Oliver Klimpel schuf in Leipzig einen räumlichen, visuell ansprechenden Rahmen für die Arbeiten von Topotek 1 und übersetzte diese in eine narrative Landschaft, die sich nun im Inneren des Gebäudes von as-if wienberlin entfaltet. Er nutzt dabei die Besonderheiten des Gebäudes, denn dieses strukturiert sich im Inneren über Sichtachsen und öffnet sich an verschiedenen Stellen in den umgebenden Landschaftsraum. In dieses Setting sind dann die künstlerischen Arbeiten der Kooperationspartner/innen von Topotek 1 – etwa von Iwan Baan, Hanns Joosten, Rebecca Saunders, Superflex oder Jun Yang – gesetzt.

Creative Infidelities

Die Praxis von Topotek 1 und Oliver Klimpel verbindet das gemeinsame Thema Übersetzung.

Dies führt zum Titel der Ausstellung und des Buches, „Creative Infidelities“ (kreative Veruntreuungen), aber auch zur Gartenkunst selbst. Denn auch diese erzählt von Migration, Aneignung, Übersetzung und Konflikten.

Bäume, Pflanzen und architektonische Versatzstücke immigrierten, sie wurden in neue Nachbarschaften gebracht und formten neue Ensembles. Auch wenn chinesische Pagoden und antike Tempel mit ihren Originalen wenig zu tun haben, handelt es sich meist um originelle Interpretationen. Es mag daher wenig erstaunlich sein, dass Topotek 1 stark von Jorge Louis Borges beeinflusst ist. Der argentinische Schriftsteller versteht Übersetzungsfehler und bruchstückhafte Übersetzungen als eine Chance, Verschiebungen und lokale Umsetzungen vorzunehmen.  So zollt auch der Titel „Creative Infidelities“ Borges Anerkennung. Darüber hinaus gibt es eine autobiografische Verbindung:

Als Martin Rein-Cano 12 Jahre alt war und in Argentinien lebte, interviewte er für ein Schulprojekt den bereits damals berühmten Schriftsteller, der zu diesem Zeitpunkt 80 Jahre alt war.

 

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Der Vorplatz

„… hoffend, dass die Möbel auch in Graz Anklang finden …“ – Ein Jugendstilmöbel für das Joanneum aus dem Riemerschmid’schen Meisterkurs von 1904

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Porträt Richard Riemerschmid (1868–1957), um 1910,
Foto @ Germanisches Nationalmuseum

Die Riemerschmid’schen Meisterkurse – Innovation im Kunstgewerbe um 1900

Nachdem zunächst – von 1901 bis 1902 – Peter Behrens die ersten Meisterkurse am Bayerischen Gewerbemuseum in Nürnberg abhielt, folgte zwischen 1903 und 1905 Richard Riemerschmid mit drei vierwöchigen Kursen, an denen Meister unterschiedlicher Fachbereiche teilnehmen konnten. Währenddessen entstanden Entwürfe und Arbeiten unterschiedlicher kunstgewerblicher Gattungen. Vertreten waren Kunstschreiner, Holzbildhauer, Ziseleure, Kunstgießer, Dekorationsmaler, Posamentierer, Elfenbeinschnitzer, Kunstdrechsler, Kunstschlosser sowie Juweliere und Goldschmiede und selbst ein Konditor. Einer der 21 Teilnehmer war der seit 1899 in Nürnberg lebende und 1864 in Graz geborene Schreinermeister Carl Georg Margreitner, der 1904 eine komplette Speisezimmerausstattung nach Entwürfen von Heinrich Höllfritsch im Zuge dessen umsetzte. Zu dieser gehörten „1 Büffett, 1 Credenz, 1 Auszugstisch, 1 Sofa mit Umbau, 6 Stühlen“ und „1 Uhr mit Werk für zusammen 1.150 Mark“. Nach der Herstellung wurden die Erzeugnisse jedes Jahr im November und Dezember auf einer mit dem Dürerbund initiierten Ausstellung im Gewerbemuseum präsentiert. Ein in den Akten des Museums für Geschichte am Universalmuseum Joanneum erhaltener Brief Margreitners an Karl Lacher, den damaligen Direktor des „Kulturhistorischen und Kunstgewerbe=Museums“, belegt, dass jener diese Ausstellung in Nürnberg besuchte und Interesse an den damals hochmodernen Möbelstücken des gebürtigen Grazer Tischlermeisters bekundete.

Speisezimmerausstattung, Entwurf: Heinrich Höllfritsch, Ausführung: Carl Margreitner während des II. Riemerschmid’schen Meisterkurses, präsentiert während der Ausstellung im Bayerischen Gewerbemuseum Nürnberg, 1904. (Quelle: Vorbildersammlung, Museum für Geschichte, UMJ)

Der Brief Carl Margreitners

Infolgedessen wendete sich Margreitner am 3. Februar 1905 an Lacher, indem er ihm mitteilte, dass die von ihm gewünschten Möbel am 6. desselben Monates versendet werden würden. Der Versand erfolgte per Eisenbahn von Nürnberg nach Graz. Weiters gibt er Auskunft, dass die Kredenz nach wie vor dieselbe sei, die Lacher während der Ausstellung in Nürnberg gesehen hatte. Die Kunden, die den Rest der kompletten Zimmerausstattung kauften, hatten für diese keinen Platz mehr. Interessanterweise lieferte Margreitner selbst in diesem Brief auch den Hinweis auf das oben gezeigte Foto – das einzige, das nach bisherigem Recherchestand von dieser Ausstellung existiert – indem er schreibt, dass er die Fotografien, die die komplette Zimmerausstattung zeigen, im Schubkasten der Kredenz mit nach Graz versendet habe. Genau diese Fotografie konnte erfreulicherweise in der von Lacher angelegten Vorbildersammlung der Abteilung wiedergefunden werden.

Aus dem Brief geht ferner auch sehr deutlich hervor, welch wirtschaftlicher Erfolg sich bei Margreitner durch die Teilnahme am Riemerschmid’schen Meisterkurs einstellte. So bemerkte er, dass er die Zimmerausstattung bislang bereits sechs Mal verkauft hätte und leider den Folgekurs wegen Auftragsüberlastung nicht besuchen könne. Neben der Kredenz ging auch einer der Stühle an das Museum in Graz. Zwischen 7. und 16. Februar 1905 kamen diese damals äußerst modernen Möbelstücke des Nürnberger Schreinermeisters mit steirischen Wurzeln in Graz an und wurden Teil der Möbelsammlung des damaligen „Kulturhistorischen und Kunstgewerbe=Museums“ – des heutigen Museums für Geschichte.

Die Kredenz Carl Margreitners – Funktion eines Möbeltypus

Eine Kredenz stellte in der bürgerlichen Wohnkultur jener Jahre um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert einen wichtigen Bestandteil des Esszimmers dar. Auch als „Anrichte“ bezeichnet, hatte dieses Möbelstück bestimmte Funktionen zu erfüllen. Im Gegensatz zum größeren, meist dazu passenden Buffetschrank (siehe historisches Foto, rechte Seite), der eher zur Aufbewahrung von Tischwäsche, Besteck, Geschirr und Gläsern diente und auf dem mitunter besonders wertvolle Dinge des Haushaltes wie auf einer Art Schaubuffet präsentiert wurden, war die Anrichte ein wesentlich kleineres Möbelstück, positioniert meist in direkter Nähe des Esstisches. So wurden auf ihr die in der Küche bereiteten Speisen in entsprechenden Gefäßen wie Suppenterrinen, Schüsseln oder auf Platten abgestellt. Wie auch im vorliegenden Fall hatten die Kredenzen häufig zusätzliche Ausziehplatten, auf denen die Teller abgestellt und die Speisen angerichtet werden konnten, bevor sie, vielfach vom Dienstpersonal, bei Tisch serviert wurden.

Kredenz, Inv.-Nr. 9721, Ansicht im Profil, Foto © V. Delic, Museum für Geschichte, UMJ.

Seine Ursprünge hat der Möbeltypus und auch der Begriff „Kredenz“ im renaissancezeitlichen Italien. Vom mittellateinischen Wort credentia für Vertrauen geht der Begriff credenza zurück auf die italienische Redewendung far la credenza („Prüfung auf Treue und Glauben“), was die Aufgabe des Mundschenkes oder Dieners umschrieb, der am Anrichttisch die Speisen und Getränke für seine Herrschaft vorkostete.

Das Unterteil von Carl Margreitners Jugendstil-Kredenz aus der Kulturhistorischen Sammlung ruht auf einem Sockel, dessen Bretter mittig segmentbogenartig ausgeschnitten sind. Der Unterschrank ist durch zwei unterschiedlich breite und auch verschiedenartig aufgeteilte Türblätter verschlossen, was die für den Jugendstil vielfach gewollte, typische Asymmetrie zusätzlich betont. Darüber ist ein Schubkasten eingeschoben, der über die gesamte Breite des Möbels reicht. Unterhalb der Deckplatte befindet sich die bereits erwähnte Auszugsplatte.
Der Kredenzaufsatz ist separat gefertigt und steht, fixiert durch zwei in Löcher der Deckplatte eingreifende Holzdübel, auf dem Unterteil. Durch die beiden horizontalen Bretter, eines mittig, ein weiteres, tieferes oben, bekommt der Aufsatz eine Art Regalfunktion.

Kredenz, Inv.-Nr. 9721, Ansicht im Profil mit herausgezogener Platte, Foto © V. Delic, Museum für Geschichte, UMJ.

Bemerkenswert sind die markanten, aus Messing gegossenen Beschläge, vor allem die in Art stilisierter Blattranken ausgeformten Langbänder. Bei näherer Untersuchung dieser Bänder stellte sich heraus, dass es sich um reine Zierbeschläge handelt, die keinerlei technische Funktion haben. Bei den eigentlichen Scharnieren handelt es sich um einfache sog. Lappenbänder, an die die Zierbeschläge seitlich so geschickt angesetzt sind, dass es den Anschein macht, als wären sie ein Teil derselben.

Die ursprüngliche Farbigkeit der Holzoberflächen – eine Spurensuche

Der Inventarbucheintrag von 1905 beschreibt das Möbelstück als „grau gebeizt“, während auf der Karteikarte, die aus jüngerer Zeit stammt, das Möbel als „hellbraun gebeizt“ beschrieben wird. Während der Dokumentations-, Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten im Vorfeld der Ausleihe an das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg konnten an diversen lichtgeschützten Partien sowie vor allem unter den Beschlägen originale Farbbefunde festgestellt werden.

Kredenz, Inv.-Nr. 9721, Detail des rechten Türblattes mit grünlich-grauem Farbbefund unter dem oberen Zierbeschlag, Foto © V. Delic, Museum für Geschichte, UMJ.

So waren sämtliche aus massivem Eschenholz bzw. mit Eschenholz furnierte Sichtseiten ursprünglich grünlich-grau gebeizt und matt lackiert. Durch den Lichteinfluss eines Jahrhunderts ist diese Farbigkeit nur mehr auf lichtgeschützten Partien des Möbels erhalten geblieben. Diese Farbreste vermitteln aber dennoch eine gute Vorstellung vom ursprünglichen Farbeindruck des Möbelstückes bzw. der gesamten Möbelgruppe.

Transport und Ausstellung

Der Transport der Kredenz nach Nürnberg fand am Montag, dem 11.06.2018 statt. Am 13.06. wurde die Kredenz im Anlieferungsbereich des Germanischen Nationalmuseums ausgepackt, kontrolliert und gemeinsam mit der Kuratorin Petra Krutisch und dem zuständigen Möbelrestaurator Martin Mayer in der Sonderausstellung positioniert und eingeleuchtet.

Kredenz, Inv.-Nr. 9721, spezialverpackt im Anlieferungsbereich des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, Foto © V. Delic, Museum für Geschichte, UMJ.

Die Kredenz aus der Sammlung des Joanneums wird in der Sonderausstellung des Germanischen Nationalmuseums noch bis Ende Jänner 2019 gemeinsam mit weiteren Möbeln und kunsthandwerklichen Objekten – teilweise entworfen von Richard Riemerschmid und weiteren Nürnberger Kunsthandwerkern des Jugendstils – sowie einem Sekretär von Sebastian Schrobenhauser, der diesen ebenfalls im Meisterkurs von 1904 entwarf, zu sehen sein.

„Ein Dichter zu sein, ist gerade keine Ehre, aber doch auch keine unmittelbare Schande …“ – Über die zu Lebzeiten einsetzende Verehrung Peter Roseggers

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Verschiedene Künstler verewigten ihn: Er wurde gemalt, Büsten und Reliefs wurden gefertigt, Denkmäler in Parks und anderen öffentlichen Räumen errichtet, Gedenkmedaillen geprägt. So fertigte beispielsweise der mit Rosegger befreundete Bildhauer Hans Brandstetter mehr als 20 Büsten und Reliefs sowie den „Waldschulmeister-Brunnen“ in Kapfenberg.

Peter Rosegger, Gipsbüste von Hans Brandstetter, 1882, Rosegger-Museum Krieglach, Foto: BRP

Peter Rosegger, Gipsbüste von Hans Brandstetter, 1882, Rosegger-Museum Krieglach, Foto: BRP

Der Maler Ferdinand Pamberger wiederum schuf mehrere Gemälde mit dem Porträt Roseggers. Sogar am Stoderzinken gibt es eine Roseggerstatue. Die Waldheimat ist mit Roseggerfiguren, Büsten und Plastiken gepflastert, schlägt man eine Speisekarte auf, lächelt einem nicht selten der Waldbauernbub entgegen. Rosegger-Zitate findet man sogar an eher ungewöhnlichen Orten.

Abfall: Rosegger-Zitat auf Abfallbehälter der Marktgemeinde Krieglach, Foto: BRP

Rosegger-Zitat auf Abfallbehälter der Marktgemeinde Krieglach, Foto: BRP

Eine erste, kurz gefasste Biografie Roseggers erschien bereits 1886, verfasst von seinem Entdecker, Mentor und Freund Adalbert Svoboda.

French Connection

Roseggers Bekanntheit beschränkte sich – wie bereits erwähnt – nicht nur auf den deutschsprachigen Raum. Die erste umfassendere Lebensbeschreibung lieferte der Franzose Rodolphe Reuss im Jahr 1890 mit Pierre Rosegger. Pâtre, tailleur et poète. Deutschsprachige Autoren folgten und der nächste Franzose ließ nicht lange auf sich warten: Amédée Vulliod legte mit Peter Rosegger, sein Leben und seine Werke im Jahr 1913 zum 70. Geburtstag des Dichters eine weitere Biografie vor.

Runde Geburtstage waren und sind noch immer Anlass für neue erscheinende Biografien. 80 Jahre nach Vulliod veröffentlichte die französische Germanistin Eva Philippoff ein kritischer angelegtes Werk über den Schriftsteller mit dem deutschen Titel Peter Rosegger. Dichter der verlorenen Scholle.

Widmung Zweigs für Rosegger. In: Stefan Zweig: Jeremias. Eine dramatische Dichtung in neun Bildern. Rosegger-Museum Krieglach

Widmung Zweigs für Rosegger. In: Stefan Zweig: Jeremias. Eine dramatische Dichtung in neun Bildern. Rosegger-Museum Krieglach

Stefan Zweig entdeckte in der Auslage eines kleinen Buchladens einer französischen Stadt die Biografie Vulliods über Rosegger und erinnerte sich dadurch wieder an den österreichischen Schriftsteller. Dessen Geschichten – besonders die Waldheimatgeschichten – hatte er in der Schulzeit gelesen, danach war ihm Rosegger nicht mehr untergekommen. Durch die Biografie an ihn erinnert, las er anschließend vor allem Heimgärtners Tagebuch und stellte fest: „… deutlicher und deutlicher spürte ich nun, … daß hier vielleicht zum ersten- und vielleicht zum letztenmal einer bei uns in Oesterreich ein Volksdichter in dem schönen Sinne ist, daß er wirklich dem Volk gehört.“

Eine Ausgabe des 1917 erschienenes Buches Jeremias schickte er Rosegger, versehen mit einer persönlichen Widmung.

„Mit Annahme von Würden und Gütern verkauft man sich nur allzu häufig.“

Runde Geburtstage sind nicht nur ein Anlass für Biografien, sondern auch für besondere Würdigungen. Zum 50. Geburtstag gab es einen Fackelzug durch Krieglach, zum 60. entwarf der Schweizer evangelische Pfarrer L. Gerster ein Exlibris für Rosegger und die Universität Heidelberg verlieh ihm seinen ersten Ehrendoktortitel. Den zweiten Ehrendoktor erhielt er von der Universität Wien zum 70. Geburtstag. Der dritte Titel folgte dann im Jahr 1917 – verliehen von der Universität Graz.

1913 wurde er auch zum zweiten Mal für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen. Bekommen hatte er ihn nicht, dafür erhielt er 45 kg Post in Form von Gratulationskarten, Telegrammen und Briefen. Für die Bearbeitung dieser Massen war die Unterstützung der gesamten Familie vonnöten.

Die erste Vereinsgründung zu Roseggers Ehren erfolgte ebenso noch zu Lebzeiten. 1900 wurde die Roseggergesellschaft in Mürzzuschlag von Toni Schruf und Franz Josef Böhm gegründet, später wurde sie auf Roseggers Wunsch in Waldheimat-Gesellschaft umbenannt, Der Verein traf sich regelmäßig im sogenannten Rosegger-Stüberl in Mürzzuschlag. 1926 wurde der Roseggerbund Waldheimat Krieglach gegründet und ist bis heute bemüht, das Andenken an Peter Rosegger zu bewahren.

Briefmarke zum 110. Todestag Peter Roseggers von David Gruber. Nennwert: € 2,30, Auflage: 475.000 Marken, Rosegger-Museum Krieglach

Er erhielt den Orden der Eisernen Krone, das österreichische Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft, wurde zum Mitglied der Royal Society of Literature in London ernannt und 1918, bereits schwer krank, erhielt er das Großkreuz des Franz-Joseph-Ordens aus den Händen des Kriegsministers verliehen. Erst ein einziger österreichischer Dichter, nämlich Franz Grillparzer, hatte diese Auszeichnung vor ihm erhalten.

Sein Konterfei zierte das Notgeld der Gemeinde Krieglach im Jahr 1920 sowie Briefmarken zu runden Geburts- und Sterbetagen der Jahre 1943, 1968 und 2018. Es gibt ein Rosegger-Schutzhaus auf der Pretul und einen Asteroiden im Hauptgürtel, der nach Rosegger benannt wurde, einen Rosegger-Janker, ein Rosegger-Dirndl, Bleistifte, Honig, Schokokugeln, Regenschirme etc. etc.

Das erste Rosegger-Schutzhaus auf der Pretul. Aus: Peter Rosegger. Ein Beitrag zur Kenntnis seines Lebens und Schaffens von Hermine u. Hugo Möbius, Dresden 1903

Das erste Rosegger-Schutzhaus auf der Pretul. Aus: Peter Rosegger. Ein Beitrag zur Kenntnis seines Lebens und Schaffens von Hermine u. Hugo Möbius, Dresden 1903

Mit Beifall und Auszeichnungen zu Lebzeiten überhäuft, wünschte er sich ein bescheidenes Begräbnis. Er wollte „… nur ein einfaches Grab wie jeder Alpler Bauer. Ein Holzkreuz mit dem Namen darauf. Wenn man nach 50 Jahren noch weiß wer das ist, dann genügt dies; wenn nicht, dann gönnt ihm seinen Frieden.“


„The Great Exhibition of the North“

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Im Prinzip handelte es sich um eine Hommage an die Geschichte und die Entwicklung der Region in England. Es ging um den Versuch eines Brückenschlags zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, ein Thema, das auch für die „STEIERMARK SCHAU“ wesentlich sein wird.

Aus diesem Grund reisten Wolfgang Muchitsch (wissenschaftlicher Direktor des UMJ), Bettina Habsburg-Lothringen (Leiterin der Abteilung Kulturgeschichte des UMJ), Alexander Kada (Gestalter mit Büros in Wien und Graz) und ich Ende August nach Newcastle/Gateshead, um mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort das Gespräch zu suchen und von ihren Erfahrungen zu hören.

An mehreren Orten – darunter zentral das Baltic Centre of Contempory Art, The Sage Gateshead, The Great North Museum: Hancock –, die über spezifische Routen miteinander verbunden waren, wurde Einblick in eine Region gegeben, die schon einmal bessere Zeiten gesehen hat und nun mit neuem Selbstbewusstsein auftritt. Man kann durchaus sagen, dass sich diese beiden Städte angesichts eines heftigen Strukturwandels in den ehemaligen Industrie- und Kohlestädten neu erfinden mussten.

Auch hier kommt der Kultur eine Schlüsselposition zu. Ehemalige Industrieanlagen sind inzwischen in Ateliers umgewandelt, eine ehemalige Getreidemühle beherbergt seit 2002 das BALTIC und erst kürzlich designte Sir Norman Foster das futuristisch anmutende The Sage Gateshead, eine multifunktionale Konzerthalle.

Der Parcours, den wir in eineinhalb Tagen bewältigten, war gewaltig: Gleich nach unserer Ankunft besuchten wir das BALTIC, eine mit dem Kunsthaus vergleichbare Institution, die von meiner Kollegin Sarah Munro geleitet wird. Im Unterschied zum Kunsthaus wurde das Gebäude nicht neu errichtet, sondern ein Getreidespeicher zum Kunstzentrum umgebaut. Beide Institutionen haben gemeinsam, dass sie mit der Absicht einer städtebaulichen Belebung geplant wurden. Im Rahmen von „Great North“ zeigten zeitgenössische Künstler/innen im BALTIC Szenarien für künftiges gesellschaftliches Zusammenleben. Am nächsten Tag ging es mit The Great North Museum: Hancock, Discovery Museum, Laing Art Gallery, und The Sage Gateshead weiter. Ein Höhepunkt war eine Oper, die aus Anlass von „The Great Exhibition of the North“ geschrieben wurde, auf den Ort Bezug nahm und die man über Kopfhörer hören konnte, während man den Fluss Thyne entlangwanderte.

Unsere Reisegruppe war sowohl von den Städten Newcastle/Gateshead beeindruckt (vor allem von den sieben legendären Brücken aus verschiedenen Jahrzehnten) als auch vom Enthusiasmus der an „The Great Exhibition of the North“ Beteiligten.

Wir wurden nach einem steirischen Schlüsselobjekt gefragt, nach etwas, das für die Steirer/innen so identitätsstiftend ist wie Robert Stephensons „rocket“, eine Dampflokomotive, die 1829 gebaut und im Discovery Museum in Newcastle gezeigt wurde.

Zuletzt war „The rocket“ im Science Museum in London ausgestellt; nach der Ausstellung in Newcastle soll diese eine neue Heimat in Leeds, also im Norden Englands bekommen.

Wir haben uns allerdings gefragt, ob es erstens eine Identität einer Region geben kann und ob diese zweitens an einem ikonischen Objekt festzumachen ist.

Ob es nicht viele Faktoren, auch immaterieller Natur sind, die eine Region ausmachen und Identitäten stiften. Darüber hinaus ist die Frage aufgetaucht, inwiefern Museen/Ausstellungen überhaupt Identität stiften sollen oder können, oder ob sie nicht eher zu einer öffentlichen Auseinandersetzung mit Identitäten anregen sollen.​

Mein Besuch bei Platinium fine art print GmbH in Gratkorn

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Das Ergebnis hat alle Beteiligten überzeugt. Bei meinem Besuch in der Druckerei bekam ich Einblick in ungewöhnliche Herstellungsverfahren und traf auf Angestellte des Unternehmens, die sich mit Begeisterung und Akribie besonderen Herausforderungen im Druckbereich widmen.

Bevor es in die Produktionsräume ging, zeigte mir Herr Pietsch, der Geschäftsführer von Platinium, einige Exemplare, die in den letzten Jahren gedruckt wurden, darunter Faksimiles. Denn die Herkunft von Platinium liegt im Bereich Faksimiledruck. Sehr früh wurde mit dem Verfahren der Kaltfolienveredelung experimentiert, ein spezielles Druckverfahren, das im Unterschied zu anderen Methoden in feineren Rastern druckt.

Der Kaltfoliendruck erlaubt eine überzeugende Simulierung von Blattgold. Doch Platinium kann auch als einzige Druckerei weltweit echtes Blattgold drucken – mit ein Grund, weswegen Platinium wohl Weltmarktführer in der Reproduktion wertvoller Handschriften ist. So wurde etwa das sogenannte Sobieski-Stundenbuch, eine spätgotische Buchmalerei aus dem Jahre 1430, in Gratkorn reproduziert.

Die Originale werden nach einem speziellen, von Platinium mitentwickelten Verfahren fotografiert und digitalisiert. Deutlich wird, dass hinter den Produkten von Platinium ein enormer Forschergeist und große Akribie stecken.

Von den Faksimiles allein könnte die Druckerei allerdings nicht leben. Deshalb hat man die Erfahrungen und Verfahren, die im Faksimilebereich entwickelt wurden, auf andere Bereiche – wie etwa auf zeitgenössische Kunst – übertragen. Künstlerinnen und Künstler legen häufig auf bestimmte Qualitäten wert, die über gängige Druckstandards hinausgehen. Das führt wieder an den Beginn meines Eintrags: zur Publikation von Haegue Yang. Inzwischen haben wir sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, die neben dem Inhalt auch immer wieder die besondere Druckqualität hervorheben.

Vor Kurzem wurde die Druckerei Teil der Salzer-Gruppe, zu der neben Ueberreuter Print & Packaging auch die Styria Print gehört. Dadurch wurden die Produktionsmöglichkeiten ausgeweitet – vor allem bei der Produktion höherer Auflagen sowie im Verpackungsbereich für Groß- und Kleinserien. Platinium ist dabei der Spezialist für Feinrasterdruck und Kaltfolierung.

 

Mehr zu Haegue Yang:

Buchpräsentation in Berlin

Das Leben an der österreichisch-slowenischen Grenze von 1919 bis 1945

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„Man kann nur alle möglichen Seiten zeigen“

Petra Greeff, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Multimedialen Sammlungen (MMS), spricht von den „haarsträubenden Ereignissen“, die sich zwischen 1919 und 1948 ereignet haben, und der Notwendigkeit, sie aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Dabei wurde Abstand vom Bilderkanon genommen und ein Schwerpunkt auf noch nie gezeigtes Fotomaterial gelegt. Ergänzend dazu sind Materialien des „Museums der nationalen Befreiung Maribor“, das sich der Geschichte der Partisanenbewegung in Slowenien widmet, sowie Zeitzeugenberichte und Karten zur Veranschaulichung der Vertreibung der Personen, die an der Grenze lebten, Teil der Ausstellung.

Im steirischen Grenzland, Fotograf: unbekannt,
Multimediale Sammlungen/UMJ

Abwanderung der Bevölkerung

Bei der Teilung eines Landes, das Menschen mit verschiedenen Muttersprachen beheimatet, stellt sich natürlich die Frage, ob es nach der Grenzziehung zu einer Abwanderungswelle kommt. Verlegten deutschsprachige und slowenischsprachige Steirer/innen ihren Wohnort auf jene Seite der Grenze, wo sie keiner Minderheit angehörten? Statistische Daten legen diese Entwicklung nahe, man nimmt jedoch an, dass die Abwanderungswelle tatsächlich eher sukzessiv vonstattenging und die Bevölkerung großteils einfach dort verblieb, wo sie sich ihr Leben aufgebaut hatte. Fragen wie jene zur Sprache wurden vermutlich mit einem „Was ist für mich politisch besser?“ im Hinterkopf beantwortet.

Anfänge der Grenze

Zu Beginn war die neue, künstliche Grenze noch relativ durchlässig. Mithilfe von Grenzübertrittskarten konnte die lokale Bevölkerung vergleichsweise problemlos die Grenzposten passieren. Darauf waren ein Foto, die Adresse, die ungefähren Körpermaße und Stempel zu sehen. Diese Karten sind mit dem heutigen Reisepass, jedoch für einen kleinen, beschränkten Raum, vergleichbar.

Undatierte Grenzkarte von Ing. Hans Stingel aus Retznei,
Multimediale Sammlungen/Universalmuseum Joanneum, Schenkung Kriegl

Neuverteilung im „Dritten Reich“

Das nationalsozialistische Regime betrieb nach der Invasion in das Königreich Jugoslawien im April 1941 eine intensive Germanisierungspolitik, die zu einer massiven Umverteilung der Bevölkerung führte. So gab es vier verschiedene „rassische“ Stufen und fünf politische Grade, in die Personen eingeordnet wurden. Aufgrund dieser Bewertung wurde dann entschieden, ob jemand im Land verbleiben durfte oder zur „Umschulung“ oder Aussiedlung nach Deutschland (das sogenannte „Altreich“) übersiedelt wurde – womit sehr häufig die zumindest vorübergehende Verschleppung in verschiedene Lager gemeint war. Personen, die als „nicht eindeutschungsfähig“ eingeschätzt wurden, mussten nach Kroatien oder Bosnien und Herzegowina umsiedeln. Während dies bei der deutschsprachigen Minderheit in der Untersteiermark zu Beginn noch größtenteils Zustimmung fand, setzte sehr bald Ernüchterung ein und viele versuchten auch ihre slawischen Nachbarn vor den Aussiedlungsaktionen zu bewahren.

Maribor/Marburg, gesprengte Draubrücke im April 1941,
Fotograf: Alfred Steffen, Multimediale Sammlung/Universalmuseum Joanneum

Konzentrationslager in Slowenien

Nach dem Versuch der intensiven Germanisierung der slowenischen Bevölkerung holten 1945 die Partisanen mit der Errichtung von Konzentrationslagern für die deutschsprachige Minderheit zum Rückschlag aus. In diesen Lagern wurden die Insassen durch Entzug von Nahrung, harte Arbeit, Prügel und Erschießungen dahingerafft bzw. ermordet. Auch gegenwärtig stößt man in ehemaligen Panzergräben am Bachern/Pohorje noch auf menschliche Überreste.

Im Konzentrationslager Sterntal/Strnišče starben Tausende Menschen innerhalb von Monaten. Wer Glück hatte, wurde nur kurz interniert und dann wieder nach Hause geschickt. Bis heute gibt es keine genauen Zahlen und viele Personen gelten noch als verschollen.

Im Frühjahr 1945 wurden in Sterntal/Strnišče, Gutenhag/Hrastovec, Studenci, Brestrnica, Kamnik/Kamnica, Tezno und Tüchern/Teharje Konzentrationslager für sogenannte „Volksdeutsche“ errichtet. Da diese Lager völlig überbelegt waren, kam es in kurzer Zeit aufgrund katastrophaler hygienischer Zustände zu Ausbrüchen von Krankheiten wie Ruhr und Typhus. Das Lager Sterntal/Strnišče war zum Beispiel für 2.000 Personen ausgelegt, wurde aber mit 8.000-12.000 Personen belegt. Die genaue Zahl der Todesopfer von Sterntal ist immer noch unbekannt, die Schätzungen liegen zwischen 800 und 5.000 Menschen.
Karte erstellt von Petra Greeff, graphische Umsetzung: Leo Kreisel-Strauss, Universalmuseum Joanneum

Bezogen auf diese Gräueltaten ist es „eine Gratwanderung, was man zeigt und was man nicht zeigt“, meint Greeff. Besonders die Präsentation von problematischen Bildern, die Skelettteile oder Leichen zeigen, muss gut überlegt sein.

Für Interessierte ist die Ausstellung noch bis zum 20. Jänner 2019 zu sehen, bevor der dritte Teil im Februar 2019 eröffnet wird: Er beginnt mit der unmittelbaren Nachkriegszeit und endet mit dem Jahr 2018.

Freier Handel?

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Was da bei diesen Geschäften und anderen Partnern geschah und noch immer aktiv ist, ist das Free Shop-Konzept von SUPERFLEX, das einigen Menschen eine Erfahrung jenseits des normalen Alltags bot.

Free Shop verlangt, und zwar ohne Werbezwecke, einer zufällig vorbeikommenden Person einen beliebigen Einkauf zu schenken.

Es wird damit die Logik des Kaufens – also Ware gegen Geld –, aber auch jene der Investition – Auftrag gegen Nutzen – konsequent ausgehebelt: denn es schenkt nicht das Geschäft selbst, etwa aus Kundenbindungsinteresse. Nein, die Kunden erfahren nur, dass unbekannte Gönner „Kunst als Erfahrung des Ungewohnten“ ermöglichen.

Überraschungen, die niemand so recht voraussagen konnte.

Zwei Einkäufe an zwei Tagen werden in 12 ganz unterschiedlichen Geschäften ohne vorherige Ankündigung als Gratiseinkauf vergeben. Die Überraschung ist groß, manchmal auch das Lachen und das ungläubige Staunen, dass sich hier etwas ohne das Kalkül einer Grundsatzpraxis unserer Gesellschaft widersetzt. Jenseits eines gängigen Kosten-Nutzen-Denkens waltet der Zufall, und das Schenken und Beschenktwerden wird zum eigentlichen Thema des Augenblicks.

Fünfjahresplan

SUPERFLEX, mit denen das Kunsthaus fünf Jahre lang jährliche Kooperationen umsetzt, infiltrieren unseren Alltag also nach der glänzenden Bankomatskulptur von 2017 auch dieses Jahr mit einer Geste, die den Auftrag der Kunstinstitution Kunst zu präsentieren übersteigt und weit über einen geläufigen Kunstkonsum hinausgeht. Diese Erfahrung lässt sich nicht kaufen.

Das Projekt Free Shop wurde auf der ganzen Welt von Tokio bis Kopenhagen durchgeführt, immer ein wenig angepasst an die Sitten des Ortes.

So entschuldigten sich die Verkäufer/innen in Tokio bei ihren Kundinnen und Kunden etwa, wenn sie das Geschenk und die Null-Rechnung überreichten.

Kunst als Erlebnis

Auch in Graz wurde das Kunsthaus beauftragt, eine für den Ort und die Institution schlüssige Form zu finden, die die Arbeit weiterentwickelt und für die Institution eine Herausforderung ist. Bald war ein Termin gefunden:

Die Zeit des Ausstellungsumbaues im Kunsthaus, die immer wieder für Erstaunen bei Kritiker/innen sorgt, sollte mit künstlerischer Erfahrung angereichert werden. Eine Umbauzeit, in der dennoch Kunst als Erlebnis erfahrbar ist.

24 Tage lang dauerte diese Phase im Kunsthaus; 24 Tage Zeit, um als Kunstinstitution jenseits des klassischen Ausstellens zu agieren. 24 irritierende Erfahrungen, ungewöhnliche Begegnungen und den einen oder den anderen Denkanstoß sind es geworden. Welche das sind, erfahren Sie bald …

 

 

> Erfahren Sie mehr über SUPERFLEX

Kongolesische Kunst in einer globalisierten Welt

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Dazu passt auch, dass afrikanische Kunst bei Sammlerinnen und Sammlern inzwischen sehr begehrt ist. Es ist gewiss kein Zufall, dass Sotheby´s London in seinen Auktionen „Modern and Contemporary African Art“ ins Programm nimmt.

Bei unserer Eröffnung wurde kontrovers über die Chancen und Risiken eines globalen Kunstbetriebs diskutiert. In den Gesprächen wurden eine Verarmung an Vielfalt und der Verlust an Spezifika beklagt, doch gibt es meines Erachtens auch positive Nebeneffekte. Denn dieser globalisierte Kunstbetrieb schafft auch Aufmerksamkeit und entsprechende Möglichkeiten für Künstlerinnen und Künstler vor allem aus außereuropäischen Länden – selbst für jene, die am Markt nicht präsent sind. Es bedeutet letztendlich den Zugang zu besseren Materialien, zu Reisen, Stipendien, Ausstellungen – und Visaerleichterungen. Im Moment ist es noch sehr schwer bis unmöglich Visa etwa für kongolesische Künstler/innen zu bekommen. Jean Mukendi Katambayi musste fast einen Monat in Nairobi auf die Bewilligung seines Visaantrags für Österreich warten.

Beim Presserundgang meinte ein Kunstkritiker aus Berlin, die kongolesische Kunst, die wir zeigen, sei westlich. Ja und nein. Es findet sich in jedem Fall eine Auseinandersetzung mit westlichen Prägungen und Einflüssen. Dass auf Leinwand gemalt wird, verdankt sich bereits dem Einfluss westlicher Kunstliebhaber.

Populäre Malerei im Spannungsfeld

In der Ausstellung widmen wir uns in erster Linie urbanen und globalen Phänomenen. Die „Peinture Populaire“ (populäre Malerei) ist eine Malerei der Städte, die Arbeiten derjenigen Künstler/innen, die sich anderer Medien bedienen, sind in Kenntnis globaler Diskurse entstanden. Davon spricht Congo Stars wesentlich. Sobald Menschen sich bewegen (ob innerhalb des afrikanischen Kontinents oder zwischen Europa und Afrika), kommt es zu Überlagerungen von Einflüssen, die sich nicht mehr voneinander trennen lassen. Es entstehen kulturelle Hybride. Unter Präsident Mobutu gab es übrigens eine sogenannte Authentifizierungs-Kampagne, die auf eine „Re-Afrikanisierung“ abzielte. Westliche Kleidung war verboten, christliche Namen mussten abgelegt werden, das Land wurde in Zaire umbenannt. Diese Form der verordneten afrikanischen Authentizität war allerdings politisches Instrument: Der Name Zaire geht auf einen Aussprachefehler der Portugiesen für den Fluss Kongo zurück. Der typisch „afrikanische“ Männeranzug, der Abacost, verdankt sich einer Reise Mobutus nach China – dort sah er den Mao-Anzug und adaptierte diesen. Gegen diese Formen der „Re-Afrikanisierung“ regte sich im Land Widerstand, auch die sogenannten „Sapeurs“ (deutsch: Gesellschaft der Stimmungsmacher und eleganten Personen) sind ein Ausdruck dessen. Die sapeurs tragen europäische und japanische Designerkleidung und nutzen die Stadt als Bühne.

Auch nach der Sprache wurden wir gefragt: Französisch – warum Künstler/innen die Sprache der Kolonisatoren verwenden. Ja, diese war und ist prägend (und auch heute noch Amtssprache.) Denn sie ermöglicht Kommunikation in einem Land, in dem sehr viele Sprachen gesprochen werden. Die Künstler/innen verhalten sich dazu, entwickeln ihren spezifischen Umgang damit – wie etwa Chéri Samba, der absichtsvoll Fehler ins Französische einbaut und mit Bedeutungen spielt.

Die Ausstellung wirft eine Reihe von Fragen zum urbanisierten und globalisierten Kunstbetrieb und zu seinen Folgen für lokale Traditionen auf, die nicht einfach zu beantworten sind. Diskurse in und über die Ausstellungen und mit den Beteiligten darüber zu führen, ist mir wichtig und ein Grund, außereuropäische Kunst im Kunsthaus Graz zu zeigen.

 

> Mehr Informationen über die Ausstellung Congo Stars

Aus Daidalos Werkstatt – Antike Technik, Teil 2

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©Wolfgang Herzog

©Wolfgang Herzog

Feinst gearbeitete, gewaltige Mosaike, handgeschnitzte Bernsteinperlen und reich verzierte Gürtelgarnituren aus Bronze erwarten die Besucher/innen im Archäologiemuseum. Jahrtausendealte Schätze, die von der hochentwickelten Technologie unserer Vorfahren berichten.

Wie erschufen unsere Urahnen diese aussagekräftigen Prachtstücke, wie transportierten sie manch komplexes, schweres Kunstwerk über lange Strecken, vor allem ohne strombetriebene Maschinen und heutige Technik?

In dieser Blog-Serie ergründen wir, welche Techniken die Menschen der Antike anwendeten und wie geschickt unsere Vorfahren die Kunstfertigkeit ihrer Hände zu nutzen wussten. Dazu begeben wir uns in:

Das Lapidarium – die versteinerte Welt

Am Beispiel des römischen Grabsteins des L. Cantius Secundus im Eingangsbereich der Römersteinsammlung haben wir im ersten Teil der Blogserie „Bonia, da stimmt was nicht mit meinem Grabstein, beim Jupiter, hol mal schnell den Lapicida …“(lat. für Steinmetz) erkundet, wie der Steinquader vor Jahrtausenden seine lange und mühsame Reise aus dem Steinbruch zu seinem Besitzer zurücklegte. Dort erfüllte er seine Bestimmung als Denkmal, bis er viele Jahrhunderte später seinen Platz im Archäologiemuseum fand.

Wir verlassen die Gegenwart erneut und betreten diesmal als Gäste das reich ausgestattete Eigenheim eines fiktiven römischen Bürgers, nennen wir ihn Marcianus, und erwecken einen der drei beeindruckenden Mosaikfußböden, die im Lapidarium gezeigt werden, durch eine farbenfrohe Erzählung zum Leben. Stellen wir uns nun vor, wir treten vor etwa 2000 Jahren durch die hölzerne Eingangstür des Stadthauses von Marcianus in Flavia Solva (im heutigen Leibnitzer Feld). Es ist sehr schwül und drückend an diesem spätsommerlichen Tag. Wir gehen den kurzen Eingangsflur entlang und bestaunen ehrfurchtsvoll die hochwertigen bunten Wandmalereien, die vielleicht in gelbe, rote und schwarze geometrische Felder aufgeteilt waren.

Unsere Schritte führen uns in das Herzstück des Hauses, das Atrium. Die Kühle des Wasserbeckens in der Mitte des großen, offenen Raumes – das Impluvium – fühlt sich angenehm auf unserer erhitzten Haut an. Langsam und die Pracht des reichen Gebäudes bestaunend durchqueren wir das Atrium. Eine Vielzahl steinerner Skulpturen begrüßt uns und das Plätschern des Wassers vermittelt eine angenehm beruhigende Atmosphäre. Wir erreichen das kleine Triclinium, den Speisesaal im hinteren Teil des Hauses. Der Hausherr liegt entspannt auf einem der drei Speisesofas, der Kline, isst genüsslich importierte Oliven, trinkt ein Gläschen Honigwein und unterhält sich angeregt mit dem schon anwesenden Gast.

Die drei Klinen stehen wiederum an prunkvoll mit Szenerien bemalten Wänden. Unser Blick fällt sogleich auf das prachtvolle Bodenmosaik, das den Raum komplett ausfüllt, und schweift über eine Vielzahl von schwarz-weißen und bunten Mosaiksteinchen, die Tesserae.

Bodenmosaik, Wagna/Flavia Solva

Detail, Nr. II Bodenmosaik, Wagna/Flavia Solva in der Insula IX (Haus der Attier), L. 420 cm; B. 320 cm A. 3. Jh. n. Chr. Archäologiemuseum, Schloss Eggenberg, Lapidarium, Foto: Angelika Schön-Herzog

Sie wurden so kunstvoll und fein verlegt, dass wir den Eindruck haben, das allseits beliebte Schwarz-Weiß-Muster sei dreidimensional und die dargestellten Vögel würden sich jeden Augenblick in die Lüfte erheben, um davonzufliegen. Das Wasser läuft uns von dem Angebot an nachgebildeten Früchten und Pflanzen im Munde zusammen. Der dargestellte Kantharos in der Mitte des Mosaikfußbodens erinnert uns daran, dass unsere Reise lang war und wir unheimlichen Durst auf mit Wasser gemischten Honigwein verspüren.

Bodenmosaik, Wagna/Flavia Solva

Detail, Nr. II Bodenmosaik, Wagna/Flavia Solva in der Insula IX (Haus der Attier) A., 3. Jh. n. Chr. Archäologiemuseum, Schloss Eggenberg, Lapidarium, Foto: Angelika Schön-Herzog

Begierig zu hören, wie dieses Prachtstück wohl entstanden ist, lassen wir uns neben Marcianus auf der letzten noch freien Kline nieder, nehmen dankbar einen mit duftendem süßen Wein gefüllten Skyphos entgegen und lauschen gespannt den Ausführungen des Gastgebers. Nachdem Marcianus mit seiner Ehefrau gesprochen hatte, suchten sie sich aus einem allseits bekannten Vorlagenbuch, in dem viele Muster und Motive zu finden waren, gemeinsam den gewünschten Mosaikfußboden aus.

Es existierten zur Zeit des Marcianus, dem 3. Jh. n. Chr., schon vielfältige Vorlagen für Mosaike, da diese aus kleinen Steinwürfelchen (Tesserae) gelegten Böden in der antiken Welt eine lange Tradition hatten und sehr beliebt waren. Wohlhabendere Bürger/innen wollten repräsentative oder für sie wichtige Räumlichkeiten schmücken und in Szene setzen. Aus dem „Neuen Pauly“, der Enzyklopädie der Antike, wissen wir, dass das älteste aus Tesserae gelegte Fußbodenmosaik aus dem 5. Jh. v. Chr. aus Karthago in Nordafrika stammt. Bei der römischen Bevölkerung waren unter anderem Mosaike aus Griechenland sehr beliebt. Nicht nur in Griechenland angefertigte Kunst, sondern auch griechische Meister reisten durch das Imperium Romanum und boten ihr Können an.

Marcianus engagierte also einen Mosaizisten und seine Gehilfen, und das eingespielte Team begann mit der aufwendigen Vorbereitung des Mosaikfußbodens. Vielleicht reiste der Musivarius extra aus Celeia (Celje in Slowenien) oder Poetovio (Ptuj in Slowenien) an. Die Betriebe lagen meist in größeren Provinzstädten und pendelten von dort aus in die umliegenden Gebiete. In spezielleren Fällen kamen Meister wohl auch aus bekannten Kunstzentren oder gingen auf Wanderschaft, um ihre Kunst anzubieten. Mehrere Handwerker arbeiteten Hand in Hand an einem Mosaik, da unterschiedliche Fertigkeiten gewünscht waren und fast jedes Mitglied des Teams eine andere Aufgabe hatte. Die heute bekannten antiken Mosaike sind sehr abwechslungsreich, also nahm man wohl über die Vorlagen hinaus auch Rücksicht auf die Geschmäcker der Auftraggeber/innen. Ähnlich wie es Handwerker auch heute, etwa 2000 Jahre später, noch tun.

Der Römer Marcus Vitruvius Pollio beschreibt in seinem Werk „Zehn Bücher über Architektur“, wie die beeindruckenden Mosaike vor etwa 2000 Jahren entstanden sind, und erklärt somit die wohldurchdachte Handwerkskunst unserer Vorfahren. Nachdem die Mosaizisten den Untergrund des Estrichs fein säuberlich festgestampft hatten, wurde eine Deckschicht aus Kiessteinen (statumen) gelegt, jeder Stein etwa so groß wie eine hohle Hand. Auf diese Kiesschicht breiteten die Handwerker eine Betonmischung (rudus) aus. Sie bestand aus drei Teilen Kies und einem Teil Kalk (gebrannt und gelöscht), war also in der Zusammensetzung gröber. Mit hölzernen Rammen stampften zehn Männer die Mischung mit andauernden Stößen fest. Auf diese Betonschicht wurde eine etwa 15 cm dicke Deckschicht aus drei Teilen zerbröckelten Ziegeln und einem Teil Kalk (nucleus) aufgebracht und letztendlich eine feinere Mörtelschicht aus drei Teilen Sand und einem Teil Kalk. War diese intensive Vorbereitung des drei- bis vierteiligen Estrichs beendet, folgte das Verlegen der Mosaiksteinchen. Man fertigte die gewünschte Vorzeichnung mit Rötel auf dem feinen Untergrund an, der mithilfe einer Richtschnur und einer Wasserwaage geebnet worden war.

Bodenmosaik, Wagna/Flavia Solva

Detail, Nr. II Bodenmosaik, Wagna/Flavia Solva in der Insula IX (Haus der Attier) A. 3. Jh. n. Chr. Archäologiemuseum, Schloss Eggenberg, Lapidarium, Foto: Angelika Schön-Herzog

Die ausgewählten Materialien und Farben der Mosaiksteinchen änderte sich im Laufe der Zeit und hatte natürlich auch mit dem Geschmack und der Geldbörse der Auftraggeber/innen zu tun. Am häufigsten verwendete man Naturstein wie etwa Marmor, der von Natur aus eine große Farbenvielfalt besaß. Marmor, der im Verwaltungsgebiet von Flavia Solva verwendet wurde, fand sich am Bacherngebirge südlich der Drau in Slowenien und im Bereich der Gleinalm (Oswaldgraben/ Kainach und Salla), aber auch bei Öblarn, in der obersteirischen Sölk oder – wie schon im letzten Blogbeitrag erwähnt – in Gummern in Kärnten. Wurde aber ein intensives, leuchtendes Farbenspiel gewünscht, konnte man etwa auf bunten Naturstein, Glasstücke oder auf reflektierende Tesserae mit in Glas eingebrachten Goldschichten zurückgreifen. Beliebt waren unter anderem auch Muscheln, unterschiedliche Metallarten oder Keramikteile.

Bodenmosaik, Pettau (Slowenien, Ptuj)

Nr. III Bodenmosaik, Pettau (Slowenien, Ptuj), Zgornji Breg, Sp. 4. Jh. n. Chr. Archäologiemuseum, Schloss Eggenberg, Lapidarium, Foto: Angelika Schön-Herzog

 

Um die kleinen Vierecke aus Naturstein herzustellen, brauchte man Fingerspitzengefühl: Sie wurden aus einer dünnen Platte des gewünschten Materials herausgearbeitet. Erst schnitt man dünne Streifen aus dem Material und teilte sie anschließend in Würfel. Die Größe der Würfel variierte je nach Art des Mosaiks. Das Bodenmosaik aus dem Haus der Attier im Lapidarium des Archäologiemuseums vereint Tesserae von 3 mm bis 1,7 cm.

Bodenmosaik, Wagna/Flavia Solva

Detail, Nr. II Bodenmosaik, Wagna/Flavia Solva in der Insula IX (Haus der Attier) A. 3. Jh. n. Chr. Archäologiemuseum, Schloss Eggenberg, Lapidarium, Foto: Angelika Schön-Herzog

Marcianus suchte sich nun also aus dieser üppigen Vielfalt das seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. sehr beliebte Schwarz-Weiß-Mosaik mit farbigen Emblemata – kunstvollen Einsatzbildern – aus. Die Tesserae der farbigen Emblemata wurden entweder mithilfe von Wasserwaage und Richtschnur direkt in die letzte, feinere Mörtelschicht des planierten Estrichs eingebracht oder die Mosaizisten fertigten sie in der jeweiligen Werkstatt oder einem Nebenraum der Auftraggeber/innen mithilfe einer Art Setzkasten an.

Bodenmosaik, Wagna/Flavia Solva

Detail, Nr. II Bodenmosaik, Wagna/Flavia Solva in der Insula IX (Haus der Attier) A. 3. Jh. n. Chr. Archäologiemuseum, Schloss Eggenberg, Lapidarium, Foto: Angelika Schön-Herzog

Damit nach dem Setzen keine Kanten hervortraten, wurde die Oberfläche geschliffen und  Marmorstaub aufgesiebt. Darüber breiteten die Handwerker als Ausgleich der Fugen einen dünnen Überzug aus Kalk mit untergemengtem Sand auf. Befand sich das Bodenmosaik im Freien, ölte man die Oberfläche jährlich vor Winterbeginn mit Ölhefe (Sediment aus ungefiltertem Olivenöl) ein, um das Eindringen des Frostes zu verhindern.

Gespannt lauschen wir weiterhin den Erzählungen von Marcianus, lehnen uns gemütlich auf der Kline zurück und lassen den Tag bei einem weiteren Becher Honigwein ausklingen. Im Archäologiemuseum warten drei wunderschöne, sehr unterschiedliche Fußbodenmosaike darauf, bewundert zu werden.

Wie viele Errungenschaften und Techniken der Antike legte auch das Mosaik seinen langen Weg bis in unsere Gegenwart zurück und wenn wir mit offenen Augen durch die Welt gehen, begegnen uns an manch unvorhergesehenen Orten wahre Schätze, deren Technik die Menschheit schon Jahrtausende begleitet.

Wandmosaik, Engerthstrasse, 1200 Wien

Detail, Wandmosaik, Engerthstraße, 1200 Wien, Foto: Angelika Schön-Herzog

 

Landesaufnahme(n): Die „Traussner Mühle“ – eine mehrdimensionale Wirtschaftsgeschichte an der steirisch-slowenischen Grenze

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Postkarte, Ehrenhausen, Foto: Johann Wisura (Graz), 1910, Slg. Feldbacher Postkarte, Kunstmühle Ehrenhausen, um 1915
Postkarte, Spielfeld, Foto: Franz Knollmüller (Graz), 1918

Postkarte, Spielfeld, Foto: Franz Knollmüller (Graz), 1918, Slg. Feldbacher

So wurde ein Müller angestellt und ein Verkaufsraum vor Ort geschaffen. Verarbeitet wird hochwertiges regionales Getreide, das zum Teil sogar aus eigenem Anbau stammt. Das Ergebnis der schonenden Vermahlung sind geschmackvolle, vielseitig einsetzbare Produkte. Das Sortiment reicht von naturbelassenem Weizenmehl über wertvolles Dinkel- und Roggenmehl bis hin zu Spezialprodukten wie Weizen- und Maisgrieß, Dinkelvollkornmehl oder dem für sämtliche Germteigmehlspeisen bestens geeigneten „Krapfenmehl“.

Mühlenimpressionen 2018

Mühlenbesitzer Dieter Tatzl erklärt die Verarbeitung Blick in die Traussner Mühle „Das Ausspucken auf den Boden ist verboten zur Bekämpfung der Tuberkulose“ Blick in die Traussner Mühle Mehlsortiment im Verkaufsraum „Erlebnis-Mühlerei“

In dem 1816 vom damaligen Mühlenbesitzer Michael Klug erbauten Herrenhaus wurde die Idee einer „Erlebnis-Mühlerei“ umgesetzt. Eine mehrdimensionale Rundreise erzählt die Geschichte der Mühlen ebenso wie Wissenswertes zu Anbau, Sorten und Ernte des Getreides sowie zu dessen Verarbeitung. Auch ein „Mühlen-Landschaftstisch“, ein „Kornraum“ sowie ein „Schau-Silo“ sind Teil des lebendigen Vermittlungsprogramms. In einem 3-D-Kinosaal können die Besucherinnen und Besucher auf einer Breitbandleinwand den Weg vom Korn zum Brot verfolgen.

Von der Hofmühle über die Kunstmühle bis hin zur „Erlebnismühle“

Die „Hofmühle“ wurde erstmals im Jahre 1600 erwähnt, ihr Erbauer, Freiherr Ruprecht von Eggenberg (1546–1611) fand in nächster Nähe im von ihm in Auftrag gegebenen Mausoleum am Ehrenhausener Schlossberg seine letzte Ruhestätte.

Die Mühlenbesitzer des 19. und frühen 20. Jahrhunderts gaben ihrer Mühle die Bezeichnung „Kunstmühle“, um den für die damalige Zeit besonders hohen technischen Standard hervorzuheben. Die Bezeichnung „Kunst“ bezieht sich dabei also nicht auf das Schaffen eines Kunstwerks, sondern auf meisterhafte Ingenieurleistungen. Maßgeblich für die Auszeichnung als Kunstmühle war oft, dass die alten Mahlgänge mit Mühlsteinen durch moderne Walzenstühle ersetzt wurden. Damit einher ging oft das Ersetzen der alten Wasserräder durch moderne Turbinen oder die Verwendung von Dampfmaschinen und Elektromotoren zum Antrieb. Aus den teilweise bis auf das Mittelalter zurückgehenden Handwerksbetrieben wurden so industrielle Kleinunternehmen.

Im Jahre 1838 erwarben Alois und Agnes Schallhammer das Mühlenanwesen laut Kaufvertrag um 10.000 fl. Im Wege einer Versteigerung gelangte die Mühle 1882 in das Eigentum von Ing. Carl Hermann. Sein Schwiegersohn Franz Rieckh und Tochter Paula übernahmen die Mühle um 1907, im Jahre 1910 suchte Franz Rieckh jedenfalls um die Konzession zum Betrieb einer Kantine in Ehrenhausen Nr. 57 (Mühlengrund in der heutigen Spielfelderstraße) für die eigenen Arbeiter an. Franz Rieckh war zudem zwischen 1911 und 1921 Bürgermeister von Ehrenhausen.

Mühlenbesitzer Franz und Paula Rieckh (li.) auf ihrem Anwesen, Ostern 1914

Mühlenbesitzer Franz und Paula Rieckh (li.) auf ihrem Anwesen, Ostern 1914, unbekannter Fotograf, Archiv Traussner Mühle

Auf dem Anwesen der Mühlenbesitzer Rieckh Salon im Herrenhaus der Mühle, um 1915

Zu jener Zeit erfolgte auch der Ausbau der Wasserkraft zur Elektrifizierung, indem die beiden unterschächtigen Wasserräder durch eine Turbine ersetzt und die Wasserzufuhr aus der Mur verbessert wurde. Mit dieser Anlage konnten damals auch die Märkte Ehrenhausen und Straß mit Strom versorgt werden.

Das „Neue Grazer Tagblatt“ vom 14.12.1922 berichtet:

„Das Elektrizitätswerk des Mühlenbesitzers Franz Rieckh in Ehrenhausen versorgt die Eigene Mühle und die Märkte Ehrenhausen und Straß mit Kraft und Licht. Infolge des niedrigen Wasserstandes der Mur und der teilweisen Vereisung des Mühlganges kann selten die erforderliche Spannung von 220 Volt erreicht werden, wodurch bedauerlicherweise Schwankungen in der Lichtstärke eintreten. Besonders leiden darunter die Bahnhofsanlagen, da dort der auf 100 Volt transformierte Lichtstrom oft kaum die stärke einer brennenden Kerze erreicht. Hierauf wurden einschneidende Sparmaßregeln aufgestellt, die öffentliche Beleuchtung in Ehrenhausen nahezu eingestellt.“

„Rieckh-Mühle“ mit Mühlgang, Winter 1922

„Rieckh-Mühle“ mit Mühlgang, Winter 1922, unbekannter Fotograf, Archiv Traussner Mühle

1926 suchte auch der neue Mühlenbesitzer Ludwig Appl um eine Konzession für die gewerbsmäßige Betreibung der bestehenden elektrischen Anlage an und die Stromversorgung in Ehrenhausen wurde von Gleichstrom auf Wechselstrom umgestellt. Dessen Sohn Adolf Appl führte den Betrieb über 40 Jahre durch zum Teil krisenvolle Zeiten der Mühlenwirtschaft.

Im Jahre 1968 kaufte der aus einer Müllerdynastie in St. Florian in Oberösterreich stammende Johann Traussner den mittlerweile als „Appl-Mühle“ bekannten Betrieb. Wie sein Bruder hatte er das Müllerhandwerk erlernt, da in der heimatlichen Mühle aber nur für einen Sohn „Platz“ war, ermöglichten ihm seine Eltern, sich als Müller in der Südsteiermark niederzulassen. Er modernisierte die Mühle, die theoretisch eine Mahlleistung von ca. 20 Tonnen bestem Mehl pro Tag zu bringen vermag. In der „Traussner Mühle“ wurden jährlich Roggen und Weizen zu ca. 1800 Tonnen Mahlprodukten vermahlen und in gesackter, kleinpaketierter Form an verschiedene Kunden ausgeliefert.

Die Stromversorgung von Ehrenhausen wurde Anfang der 1980er-Jahre an die STEG abgegeben. Durch den Kraftwerksbau 1982 in Spielfeld wurde der rechtsseitige Ehrenhausener Mühlenkanal aufgelassen und die „Traussner-Mühle“ voll auf elektrischen Antrieb (STEWEAG liefert seither den Strom) umgestellt.

Mühlenantrieb, 2018, Foto: J.J. Kucek/UMJ

Mühlenantrieb, 2018, Foto: J.J. Kucek/UMJ

Johann Traussner hat die Mühle bis 2016 geführt, ehe er sich entschloss, im Alter von 81 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand zu treten und nach Oberösterreich zurückzukehren.

 

Quellen:

Hannes Ackerl, Besitzwechsel bei der Traussner-Mühle, in: Ehrenhausener Nachlese, 2016/1;

Peter Stauder, Ehrenhausen, 1990


Sechs Monate Erdenleben in der Stadt und sechs Monate Paradies auf dem Lande

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Rosegger verbrachte die ersten zwei Jahrzehnte seines Lebens am Land. Als 22-Jähriger zog er nach Graz und besuchte die ländliche Heimat nur mehr in den Ferien. Später verbrachte er die Sommer regelmäßig in Krieglach, da er sich 1877 ein Sommerhaus, damals noch am Ortsrand, erbauen ließ. Die Herbst- und Wintermonate verbrachte er in der Grazer Stadtwohnung. Tägliche Spaziergänge in den Stadtpark konnten die Sehnsucht nach der Natur nicht gänzlich stillen, Müdigkeit und Abgespanntheit stellten sich im Laufe des Winters ein.

„Wer hätte in seinem Stadt- und Weltleben nicht manchmal das Gefühl tiefer Ermüdung und Verstimmung, ohne eigentlich die Ursache zu kennen! Ich leide gar manchmal unter solchen Stunden der Abspannung und des Unbefriedigtseins, habe dagegen aber einen Talisman. Ich öffne ein Kästchen an meinem Schreibtische, in ihm liegt ein eiserner Schlüssel. … es ist der Schlüssel zu meinem Sommerhause in der Waldheimat.“

Der Gedanke an das Haus im Grünen richtete ihn auf. Die Stadt wurde ihm immer lästiger, er langweilte sich, war mit sich unzufrieden und konnte den nahenden Frühling und die damit einhergehende Abreise nach Krieglach kaum erwarten. Dort genoss er dann jene Ruhe und Einsamkeit, die ihm die Stadt nicht bieten konnte, für ihn aber unverzichtbar waren. Aber auch ein ganzjähriger Aufenthalt am Land war für ihn nicht denkbar. Zum einen ließ es seine Gesundheit nicht zu, dass er auch den rauen Winter in Krieglach verbrachte, zum anderen brauchte er auch die geistige Regsamkeit, die ihm nur die Stadt bieten konnte, „wenn sie einen gewissen Grad nicht überschreitet und nicht nervös macht.“

Peter Rosegger, Erdsegen. Vertrauliche Sonntagsbriefe eines Bauernknechtes, Staackmann 1900. Der Wiener Journalist Hans Trautendorffer tauschte als Folge einer Wette sein Stadtleben gegen das Leben eines Bergbauernknechtes. Das harte Leben zerstörte seine idealisierte Vorstellung vom ländlichen Idyll. Aber er blieb als Bauer am Land und verzichtete auch nach Ablauf der Wette auf ein Leben in der Stadt.

Peter Rosegger, Erdsegen. Vertrauliche Sonntagsbriefe eines Bauernknechtes, Staackmann 1900.
Der Wiener Journalist Hans Trautendorffer tauschte als Folge einer Wette sein Stadtleben gegen das Leben eines Bergbauernknechtes. Das harte Leben zerstörte seine idealisierte Vorstellung vom ländlichen Idyll. Aber er blieb als Bauer am Land und verzichtete auch nach Ablauf der Wette auf ein Leben in der Stadt.

Dem Land kam also die Aufgabe zu, „geistige Unpäßlichkeiten“ auszugleichen. „Die im Frühjahr fast elementar gewaltige Abneigung gegen das Stadtleben“ begann dann während der Sommermonate nachzulassen und an „Spannung zu verlieren.“ Im Spätherbst reiste Rosegger wieder ab. Die Stadt empfand er zu Beginn wieder als behaglich, er konnte das Theater, die Kunst und feine Geselligkeit wieder genießen. Aber es dauerte nicht lange.

„Der hohle Prunk, der geistige Hochmut, der Tratsch im großen Stile, unfruchtbare, herzvergiftende politische Gehetze und soziale Gezänke, die Modetorheiten, die Impotenz der Kunst, die sich nur noch zur Verhöhnung der Sitte zu erheben vermag – alles das und vieles anderes noch widert mich an …“

Er kritisierte den Gegensatz von „üppigster Pracht und dem trostlosestem Elende“. In Beiträgen der Monatsschrift „Heimgarten“ berichtete er von ärmlichen Hütten und Spelunken zwischen neugebauten und prunkverzierten Häusern, bettelarmen Kindern auf der Straße und betrunkenen Männern und Frauen. Die Fabriksschlote stießen schwarzen Rauch aus und verpesteten so die Luft. Der ständige Lärm auf der Straße durch das starke Verkehrsaufkommen setzte ihm vor allem bei seinen Spaziergängen durch die Stadt enorm zu.

„Einst waren die Städte das Verfeinernde, Vergeistigende, jetzt werden sie bald das Gegenteil sein. Große Städte sind Eiterbeulen, an denen, wenn ihrer zu viele werden, die Menschheit zu Grunde gehen muß.“

Die Stadt war für ihn zum Niedergang der Kultur geworden, das Leben in ihr machte ihn nicht glücklich, aber er brauchte es trotzdem. Die Rosegger-Biografin Eva Philippoff bemerkte, dass das Stadtleben auf Roseggers Fantasie keinen günstigen Einfluss ausübte. Als Rosegger widmete er sich in seinen Schriften dem dörflichen Leben, unter dem Pseudonym Hans Malser verfasste er Geschichten, die die Stadt zum Ort des Geschehens machten. Philippoff meinte, seine Abneigung gegen die Stadt, die er als „Weltgift“ bezeichnete, „habe seine Beobachtungsgabe verdunkelt und ihn in einen imaginären, von perversen und verdammten Existenzen bevölkerten Kosmos abtreiben lassen, wo seltsam verknüpfte Schicksale unter dem Stern des Außergewöhnlichen und Zufälligen walten.“

Peter Rosegger, Weltgift, Staackmann 1903. Hadrian Hausler, Sohn eines Industriellen, war des Reichtums und Lebens in der Stadt überdrüssig und versuchte am Land als Bauer neu Fuß zu fassen. Es gelang nicht. Das „Weltgift“ hatte ihm bereits zu sehr zugesetzt, sodass er scheiterte.

Peter Rosegger, Weltgift, Staackmann 1903.
Hadrian Hausler, Sohn eines Industriellen, war des Reichtums und Lebens in der Stadt überdrüssig und versuchte am Land als Bauer neu Fuß zu fassen. Es gelang nicht. Das „Weltgift“ hatte ihm bereits zu sehr zugesetzt, sodass er scheiterte.

Zu jener Zeit begannen die Sozialwissenschaften das Leben der Menschen in den Großstädten zu beobachten. Ab 1870 wurde den Soziologen die wachsende Kluft zwischen Stadt und Land bewusst und Schriftsteller wie Rosegger beteiligten sich an der einsetzenden Debatte. Er trat als Verteidiger des Landlebens auf, dessen Vorteile er in der Gemeinschaft mit dem vertrauten sozialen Umfeld sah. Auch sah er die ländliche Kultur als widerstandsfähiger gegenüber Veränderungen, denen er selbst zunächst immer eher skeptisch gegenüberstand, bis er die Vorteile einiger Neuerungen kennengelernt hatte. Dass das Leben am Land jedoch nicht nur rosig war, vor allem für Angehörige der Unterschicht, verschwieg er aber nicht.

Er war überzeugt davon, dass es sich am Land gesünder und vor allem gesitteter leben lasse. Die städtische Kultur könne teilweise auch auf das Land verpflanzt werden, wo dann „der Bauer … die Errungenschaften der Civilisation genießen“ könne. Der Städter könne am Land ein gesünderes Leben führen, wobei es ihm nicht unbedingt darum ging, den Städter zum Bauern zu machen.

Rosegger erhielt immer wieder Zuschriften von meist jungen und mittellosen Städtern, die ihr Leben als Knecht oder Bauer am Lande zuzubringen beabsichtigten. Er warnte jedoch davor, da ein solcher Wechsel selten gut gehen würde, die meisten Städter seien für die harte Arbeit, ungewohnte Kost und grobe Umgangsweise der Bauern nicht geeignet:

„… die Landnatur ist nicht schön, wenn man in ihr hart arbeiten muß und die schlecht gekochten Mehlklöße im Magen liegen. Die Luft ist nicht gut, wenn die Kammern ungelüftet bleiben, das Wasser ist nicht gut, wenn seine Leitung durch Dunghaufen und Jauchen geht, die Leute sind nicht gut, wenn sie immer mit dem Elende der niedergehenden Wirtschaft zu tun haben.“

Das Landleben scheint nun plötzlich auch bei Rosegger nicht mehr so erstrebenswert zu sein. Zumindest nicht für mittellose Städter, die sich das bäuerliche Leben als Idylle dachten. Für diese hatte er die „Rückkehr zur Scholle“ ja auch nicht vorgesehen. Geld war notwendig, um eine moderne Wirtschaft betreiben zu können, bei der der Besitzer hin und wieder persönlich mit anpackte, um gegen die Verweichlichung des Körpers zu wirken. Unter solchen Neubauern konnte er sich dann auch „stadtflüchtige Dienstboten“ vorstellen.

Hans Malser, Vom Kreuzweg des Lebens. Novellistische Studien, Levy & Müller 1881.

Hans Malser, Vom Kreuzweg des Lebens. Novellistische Studien, Levy & Müller 1881.

Dass seine ablehnende Haltung gegenüber der Stadt und dem Leben in ihr nicht immer auf Zustimmung und Anerkennung stieß, verwundert nicht. Auf Vorwürfe, dass er nur am Land und im Bauerntum das wahre Heil sehen würde, reagierte er in der gewohnt pragmatischen Art:

„Es handelt sich nicht um die Gegensätze Bauer und Herr, sondern: Land u. Stadt. Ich sehe nicht ein, weshalb es nicht möglich sein soll, die besten Dinge unserer Kultur mit dem ländlichen Leben zu vereinigen u. dem verhängnisvollen Übergewicht geistiger Betätigung ein erkleckliches Maß körperlicher Arbeit entgegen zu stellen. Nicht als ob körperliche Arbeit Jeden nähren müßte, als vielmehr, weil sie zur Gesundheit u. Lebensfreud nötig ist. … Nicht, als ob auf dem Lande alles gut wäre, sondern weil es in den Großstädten noch unvergleichlich schlechter ist.“

„Congo Stars“ im Kunsthaus, „Volksfronten“ beim steirischen herbst und Hrdlicka/Martinz in der Neuen Galerie Graz

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Aufforderung zum Misstrauen“, Titel der Ausstellung mit Werken von Alfred Hrdlicka und Fritz Martinz und einer von Otto Breicha und Gerhard Fritsch herausgegebenen Anthologie über Literatur, bildende Kunst und Musik in Österreich seit 1945, kann gewissermaßen als Motto für alle drei Unternehmungen gelten: Misstrauen gegenüber politischer Einverleibung, Wachsamkeit und Protest gegenüber autoritären Strukturen. Auch zeigen alle drei ein Interesse an künstlerischen Formen des Widerstands.

Aufforderung zum Misstrauen

Hrdlicka und Martinz haben den Zweiten Weltkrieg und die Herrschaft der Nationalsozialisten erlebt, wurden später zu überzeugten Antifaschisten und erlebten die gesellschaftlichen Umbrüche 1968 aktiv mit. In und mithilfe ihrer Kunst arbeiteten sie sich an den Traumata des Weltkrieges ab, thematisierten in ihren Malereien, Zeichnungen und Skulpturen immer wieder Gewalt, Grausamkeit und Machtmissbrauch. Kunst war dabei ein Mittel, um einer politischen Haltung des Protests gegenüber lähmenden gesellschaftlichen Verhältnissen, Unterdrückung und Gängelung Ausdruck zu verleihen und entgegenzutreten. Von hier lässt sich eine Verbindung zu „Congo Stars“ herstellen.

„Congo Stars“ und „Volksfronten“

Kongolesische Künstler/innen formulierten seit den 1960er-Jahren Kritik an autokratischen und ausbeuterischen Regimen, von der belgischen Kolonialherrschaft bis hin zu den gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnissen. Es ist in erster Linie die Malerei, die ad hoc über Korruption, Gewalt und Ausbeutung berichtet. Erst in den letzten Jahren sind andere Formen des künstlerischen Ausdrucks dazugekommen. Von Hrdlicka und Martinz kann man auch buchstäblich eine Linie zu „Volksfronten“, zu den antifaschistischen Bündnissen der 1930er-Jahre ziehen. Doch dies allein wäre zu kurz gegriffen: Denn das Festivalmotto Volksfronten setzt bewusst auf einen Plural und auf höchst unterschiedliche historische Kontexte: Zu den antifaschistischen Widerstandsbewegungen gesellen sich – namensgleich – eine rechtsextreme nationalistische Gruppierung in den USA und eine ironische Bezeichnung für repräsentative Fassaden in der DDR.

Veränderte Formen des Protests

Man sieht an dieser Konstellation von steirischem herbst, Neuer Galerie und Kunsthaus Graz vor allem sehr gut, wie sich Formen des Protests in den letzten Jahrzehnten verändert haben: Während bei Hrdlicka und Martinz noch klar ein (faschistischer) Gegner ausgemacht werden kann, dem man ebenso klar begegnen konnte („Nie wieder Faschismus!“), sieht sich der steirische herbst heute mit „kollabierenden politischen Dichotomien der Gegenwart“ (Pressemitteilung) konfrontiert. Konsequent werden den Anliegen innewohnende Widersprüche nicht ausgeblendet, sondern geradezu lustvoll ins Feld geführt. Ähnliche Verschiebungen von eindeutig identifizier- und klar benennbaren Gegnern hin zu multiplen Verstrickungen, inklusive eigener Komplizenschaft, kann man in der kongolesischen „Peinture Populaire“ beobachten. Der politische Protest geht Hand in Hand mit spirituellen oder alltäglichen Darstellungen und einer großen Portion Hedonismus (Vergnügen, Lust und Sinnlichkeit), der in den Bildern ebenfalls zum Ausdruck kommt.

Bei den drei hier angeführten Unternehmungen lohnt sich also vor allem eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Formulierungen dessen, was künstlerischer Protest war und sein kann, auf welche Weise, in welchen Medien er sich artikuliert und wie mit vergangenen und gegenwärtigen Ideologisierungen umgegangen werden kann.

Achtung geschlossen! Bissiger Hund! Zu den ungewöhnlichen Absperrungen von Hannes und Herta Priesch

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Absperrungen weisen den Weg, regeln den Zutritt, lenken Menschenmassen, sichern Gefahrenbereiche, schützen Menschen und Gegenstände.  Sie grenzen ab und mitunter auch aus, sollen in der Regel Ordnung sowie Struktur herstellen. Wer kennt nicht Metallgitter im öffentlichen Raum, Elastikbänder auf Flughäfen oder in Museen? Die Bandbreite ist enorm und reicht von Sperrzäunen, Schutzbügeln, Scheren bis hin zu Absperrgittern, Drehkreuzen, Kettenständern. Es ist ein wichtiges und auch sehr gegenwärtiges Thema, denkt man an Grenzzäune. Dabei waren Zäune einmal etwas Provisorisches, eine vorläufige Konstruktion aus natürlichen oder naturähnlichen Materialien, also eher Markierung in der Landschaft als Grenze. Heute sind sie fest und eher abriegelnd.

Ungewöhnliche Lösungen

Wir haben Hannes Priesch eingeladen, sich mit Absperrungen, d. h. mit Zugänglichkeit und Nicht-Zugänglichkeit im Kunsthaus zu befassen. Er schlug vor, mit seiner Frau Herta Kramer-Priesch zusammenzuarbeiten. Resultat ist eine Serie ungewöhnlicher Lösungen in beiden Treppenhäusern und im Foyer. Mit einem Augenzwinkern werden bekannte Absperrungen wie Straßensperren oder Verbotsschilder zitiert. Hundehalsketten mit Stacheln, die üblicherweise einschüchtern sollen, verlieren ihren Schrecken. Aus einem Absperrgitter wird ein cartoonartiger, gestrickter Zaun in strahlendem Blau, die textilen Schilder gehen spielerisch mit Verboten um, mischen Bedeutungen, wenn es etwa heißt: „Achtung geschlossen! Bissiger Hund!“ Andere Absperrungen erinnern an kleine Plüschtierchen, die abends ihr „Tagesquartier“ verlassen. Selbst jene Absperrung, die auf den allerersten Blick gefährlich aussieht, zeigt auf den zweiten, dass die Angst vor einem Stromschlag unbegründet ist, denn die Kupferdrähte führen ins Nichts.

Hannes Priesch über “Alarm”

Es gibt ein Lied von David Bowie, in dem er einem mordenden, verschnupften Gärtner seine Stimme leiht, der, über die Schaufel gestützt, sich über das neblige, regnerische britische Wetter beklagt und dass er bei solchem Wetter und noch dazu mitten in der Nacht die Leiche verscharren muss.

Ich habe für die Absperrung “Alarm” einen fiktiven, etwas paranoiden Menschen als meine Inspirationsfigur genommen. Absperrungen sind ja Grenzfälle im doppelten Sinn. Bei einem Loch in der Straße ist eine Absperrung ja sehr in Ordnung. In manchen Fällen wird das Absichern aber Ausdruck eines etwas verkrampften und überbordenden Sicherheitsbedürfnisses.

Meine Frau und ich haben eine Reihe von Absperrungen für das Kunsthaus geschaffen. Sie sind sehr unterschiedlich von der Idee, dem Material und der Umsetzung her. Dabei gehen wir auf vielfältige Aspekte von Absperrung/Aussperrung/Sicherheitsnotwendigkeit und Sicherheitsbedürfnis und eben auch Paranoia ein. Ein bisschen Ironie und Witz ist in allen drinnen.

(Hannes Priesch)

Alarm, Foto: UMJ

Alarm, Foto: UMJ

Alarm, Foto: UMJ

Freundliche Zitate

Kurzum: die Absperrungen im Kunsthaus sind skulpturale Objekte, die aufgrund ihrer haptischen Anmutung dazu verleiten, berührt zu werden. Sie zitieren spielerisch Absperrungen und verändern deren mitunter militanten Charakter. In jedem Fall lassen sie schmunzeln. Sie teilen freundlich, aber bestimmt mit, dass bestimmte Flächen zu bestimmten Zeiten nicht betreten werden sollen. Und das passt ganz gut zum „Friendly Alien“!

Achtung geschlossen! Bissiger Hund!“

Kurz nach 17 Uhr zeigen sich die performativen Qualitäten der Arbeit: Das Haus wird geschlossen und der Wachschutz beginnt die Absperrungen einzuhängen bzw. damit zu hantieren.

 

Mehr Informationen zu den Absperrungen im Kunsthaus finden Sie hier:

https://www.museum-joanneum.at/kunsthaus-graz/ausstellungen/kunstprojekte/events/event/7360/soft-interventions

Ein Tag mit … Elisa Kniebeiß

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Teamleiterin Garten- und Baumpflege Abteilung Schloss Eggenberg & Alte Galerie, Referat Schloss und Park Eggenberg

Ich treffe Elisa Kniebeiß im Schlosspark Eggenberg, genauer gesagt im Planetengarten. Es ist noch früh, der Nebel hängt noch im Wald hinter dem Schloss. Das herbstliche Oktober-Orange der Eggenberger Bäume beginnt bereits den Blick auf Äste in kahlem November-Schwarz freizugeben. Sie ist mit ihrem Team mitten in der Arbeit, ein Stammgast des Parks hat sich zur Unterhaltung dazugesellt. „Erika pflanzen wir gerade nach, für die Baumscheiben, da sind wir heute beschäftigt“, erklärt sie, während sich der Besuch langsam wieder verabschiedet. Beschäftigt ist das Gartenteam jetzt im Herbst sowieso: Laub, Laub, Laub liegt ihnen buchstäblich bergeweise zu Füßen. Und das will natürlich weggeschafft werden, „damit es ordentlich ausschaut“ in dem bis ins kleinste Detail gestalteten Landschaftspark in Eggenberg. Dafür wird schon um 7 Uhr morgens angefangen, im Sommer noch früher.

Frischer Start und betagte Bepflanzung

Es ist Elisas erstes Jahr als Leiterin des achtköpfigen Gartenteams, seit Juni dieses Jahres ist sie mit von der Partie. Über das Schnuppern an der Uni, der bald entdeckten Leidenschaft fürs Gärtnern und der darauffolgenden Ausbildung im Botanischen Garten hat sie den Weg in den Schlosspark gefunden. „Das ist die Erfüllung für mich – wenn ich draußen im Garten sein kann, fühle ich mich wohl. Woran ich mich aber noch gewöhnen muss, sind die Bürotätigkeiten: Ich bin eher die Praktische als die Theoretische“, schmunzelt sie. Sichtbar wird das gleich: Nach einem Lieblingsplatz im Park gefragt, hat sie sofort eine Antwort parat, auch wenn hier so vieles wunderschön ist. Die sogenannte Skulpturenwiese neben dem Schloss hat es ihr angetan. „Die Bäume hier taugen mir voll. Ich kann gar nicht sagen, warum. Ich schaue da einfach so gerne hin!“ Beeindruckend sind sie tatsächlich, die hochgewachsenen Stroben, manche schon fast 200 Jahre alt. Hier stehen die ältesten Bäume des Parks. Das hohe Alter der Bäume macht sie auch anfällig für Krankheiten, Äste werden morsch und immer wieder müssen einige dieser Parkdinosaurier gefällt werden. Ein Anflug von Mitleid mit den alten Riesen schwingt in Elisas Stimme mit, als sie davon erzählt.

Heute werden die Baumscheiben mit Erika bepflanzt

Tüfteln am Landschaftsgemälde

An der Skulpturenwiese entlang, vorbei am ehemaligen Wildgehege, führt der Weg durch ein schweres Tor in den Wirtschaftshof der Gärtner. Versteckt zwischen Parkmauer und Strauchwerk lagern hier aussortierte Parkskulpturen, Maschinen und Gärtnerwerkzeug neben dem Aufenthaltsraum und Büro des Gartenteams. Das Betreten des geheizten Gemeinschaftszimmers ruft dem nicht gartengeeichten Besucher sofort die herbstliche Kälte in den Fingerspitzen ins Bewusstsein. Bewundernd erzählt die Gartenleiterin von den Umbauarbeiten, die die Kollegen im Vorjahr hier durchgeführt haben. „Früher war das eine große, zusammenhängende Lagerhalle, eher ein kaltes Loch. Trennwände wurden hier eingezogen, Böden verlegt, Möbel reingestellt. Das kalte Loch wohnlich gemacht.“

Hier im Büro findet auch ein beträchtlicher Teil ihrer Arbeit statt: Beachtung der Blickachsen, Denkmalschutz, Naturschutz, historische Rekonstruktion – Platz für Lust und Laune gibt es nicht, hinter dem Erscheinungsbild des Landschaftsparks steckt sehr viel Vorbereitung und genaue Arbeit. Der Park wird streng nach Parkpflegewerk bepflanzt und gepflegt, um den historischen Charakter aufrecht zu erhalten. Wie in der Natur soll man sich hier fühlen, vom Menschen Geschaffenes, wie die Wege, sollte möglichst unsichtbar sein. „Wie ein Landschaftsgemälde – steht im Buch von Frau Dr. Kaiser!“, erklärt Elisa lachend. In dem Buch, das sie die letzten Monate über begleitet hat. Die Bewahrung und schrittweise Rekonstruktion eines historischen Schlossparks verlangt eben fundiertes Wissen über historische Bepflanzung, welche Bäume wo und in welcher Anzahl gesetzt werden dürfen etwa. Den Überblick behält sie mithilfe des Katasterplans: Jeder Baum ist hier genau markiert, nummeriert und eingetragen. Nichts wird dem Zufall überlassen: „So ein Schlosspark ist in Sachen Bürokratie schon etwas anderes als ein Privatgarten.“

Planung ist alles: der Katasterplan des Schlossparks

Verteidigung der Blumenwiesen

Zum Ausgleich vom Führen des herrschaftlichen Schlossparks betreut Elisa Kniebeiß dann gerne ganz unbürokratisch ihren eigenen kleinen Garten zu Hause. „Es sind beide meine Gärten“, strahlt sie stolz, ohne auf ein Augenzwinkern zu verzichten: „Sie müssen eben anders behandelt werden – wenn zu Hause das Laub liegt, ist mir das Wurscht.“ Die Lust am Garteln nützt sich aber nicht ab, solange die Energie da ist, wird weitergemacht. „Wenn die Sonne scheint und ich drinnen bin, fühle ich mich wie eingesperrt. Ich kann nicht lange drin sitzen.“ Raus in die Natur zieht es sie auch mit ihrem Hund, beim Geocachen oder beim Bogenschießen im Parcours gemeinsam mit ihrem Mann. „Dabei schießt man auf Kunststofftiere: Hasen, Bären, Zombies (lacht)“. Auch wenn es nach 3 Jahren Training noch nicht zur Abwehr der Zombieapokalypse reicht, hat der Eggenberger Park so zumindest eine wehrfähige Gartenleiterin für den Ernstfall.

Gegen 15 Uhr ist ihr heutiger Parkeinsatz beendet. Vielleicht wird der Garten daheim noch winterfit gemacht, eventuell aber auch einmal nur ferngesehen. Morgen wird es weitergehen mit dem Einwintern des Parks, in der dunklen Jahreszeit stehen dann noch viele Reparaturarbeiten in der Werkstatt an, bevor der Frühling wieder alles sprießen lässt. Zu wenig Arbeit wird es nicht geben. Gibt es denn einen Wunsch für die Zukunft? „Motivation im ganzen Team – der Schlosspark ist eine wunderschöne Arbeitsstelle. Und vielleicht, in ferner Zukunft, die Umsetzung einer oder mehrerer Wildblumenwiesen (lacht).“

Gartenleiterin Elisa Kniebeiß, wenn sie gerade nicht auf Zombie-Jagd ist.

Teamwork: Zu acht wird der Park ganzjährig in Form gebracht

Fotos: Julia Aichholzer

„Womit habe ich das verdient?“

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Ebenso reagiert die nette Kundin, die zum ersten Mal im verpackungsfreien Lebensmittelgeschäft „Das Gramm“ am Franziskanerplatz einkauft. Auch sie fühlt sich geradezu unverdient auserwählt, als ihr von Christl, der Verkäuferin, beim Abschluss ihres „Einkaufs“ alles geschenkt wird. Sie betont mehrmals, das allererste Mal da zu sein und daher eine solche Geste nicht zu verdienen.

Doch was heißt hier „verdienen“? Kann man sich ein Geschenk verdienen? Wenn ja, ist es dann überhaupt noch ein Geschenk? Nicht eher ein Tausch?

Auch der Herr und die Dame, die sich bei Boris Jahn im „Hausfrauenpalast“ die Haare schneiden lassen, werden überrascht und bekommen die sonst nur mit Geld zu bezahlenden Leistungen absolut umsonst. Vielleicht ist auch das mit ein Grund, warum der Kunde dann am Foto etwas verschämt die Sonnenbrille trägt?

Free Shop

Das Kunstprojekt Free Shop von SUPERFLEX, das im September in unterschiedlichen Grazer Geschäften und Betrieben stattgefunden hat, widersetzte sich listig und feinsinnig der kulturellen Logik von „Leistung gegen Wert“ bzw. „Wert gegen Leistung“ und wandte sich in ganz direkten Gesten einer der Grundfesten unseres kulturellen Umgangs zu.

Die meisten der Einkäufer/innen die mit dem Free Shop überrascht wurden, reagierten mit Freude. In der „Mohrenapotheke“ etwa war man ebenso herzlich erfreut wie bei „carla“, ja auch beim „Spar“ freuten sich die nach Zufallsprinzip ausgewählten Kundinnen und Kunden – es wurde eine bestimmte Uhrzeit festgelegt und wer dann als Erste/r etwas kaufte, wurde beschenkt – einfach sehr darüber, einmal Glück gehabt zu haben. Manche sagten, dass das ihren Tag wirklich verschönere, andere bedankten sich einfach und wieder andere reagierten ungläubig-staunend. So wie etwa der nette Herr, der im Restaurant Bakaliko seinen Augen nicht traute, als auf dem Kassabon zum Schluss wirklich „0 Euro“ stand.

Free Shop – Wie bitte!

24 Mal gratis einkaufen mit SUPERFLEX

Nur bei zwei der insgesamt 24 „freien Einkäufe“ im Rahmen von Free Shop reagierten die Kaufenden ein klein wenig anders: Eine Dame feierte gerade im griechischen Restaurant „Bakaliko“ am Lendplatz ihren Geburtstag. Sie freute sich, dass man dort scheinbar so freundlich auf den festlichen Anlass reagierte, war aber vielleicht dann doch eine Spur weniger fassungslos als die anderen. Ein wenig verdient hatte sie es ja irgendwie schon…

Eine Reaktion war hingegen wirklich unerwartet, sagt aber umso mehr über die Dynamiken des Marktes aus: Wieder im „Gramm“ kauften zwei Teenager eine Jause ein, die sie dann geschenkt bekamen. Statt sich zu freuen, waren sie enttäuscht und fast ein wenig verärgert, als sie die Rechnung mit der Summe von 0.- € vor sich sahen. Sie waren enttäuscht, dass ihnen nicht vor ihrem Einkauf gesagt wurde, dass es heute umsonst sein werde, denn dann hätten sie „verständlicherweise mehr eingekauft“.

So seltsam diese Reaktion auf den ersten Blick erscheint, so ist sie in der ökonomischen Erfahrung des jugendlichen Alltags auch wieder verständlich. Wenn heute gerade in Schulen immer wieder Produkte getestet und „gratis“ beworben werden, sehen sich die Teenager wohl selbst als „target group“, die immer mal wieder vom Markt (real oder virtuell) etwas zugesteckt bekommen und (unauffällig) getestet werden. Und wenn man schon Markt-Tester/in ist, dann so, dass man dabei satt wird?

Doch mit einem solchen Marketing-Test hat das Projekt wenig zu tun, mit einem Lesen von Reaktionen auf das Unerwartete hingegen schon.

12 Geschäfte und die Zufallsgeschenke

Fast unglaublich fanden es anfangs auch die angesprochenen Geschäftsinhaber/innen, wenn sie darauf angesprochen wurden, ob sie mit uns zusammen ein Geheimnis und eine nicht zielgerichtete Schenkung für eine Zufallskundin bzw. einen Zufallskunden machen würden. Oft staunten sie zu Beginn des Gesprächs erst einmal, dann folgte ein leises Grinsen und zuletzt überwog der Spaß am Aushecken einer gemeinsamen Sache, die allen Beteiligten eine Überraschung bieten würde: den Geschäftsleuten, die sich in der Regel sehr auf den Augenblick der Überraschung freuten, den Kundinnen und Kunden, aber auch der Kunstinstitution, die sich mutig darauf einließ, ein Zufallsgeschenk aus dem Budget des Kunstprojektes zu bezahlen.

Von den 13 angesprochenen Geschäften hat nur eines mit zweifelndem Unverständnis reagiert und das Projekt für eine Schnapsidee gehalten. Alle anderen waren begeistert, haben mich und die Idee an Freundinnen und Freunde weiterempfohlen. Und zwar fast alle deswegen, weil sie der gängigen Praxis „von Bezahlung gegen Leistung“ gern gemeinsam mal ein Schnippchen schlagen wollten. Oder einfach, weil sie sich darauf freuten, dass sie jemandem eine Freude machen dürfen.

Ein bisschen wie verfrühtes Weihnachten“, sagte mir Tanja von „Off-Line“.

Schön.

Danke, SUPERFLEX!

Danke!

Das Projekt Free Shop der Künstlerguppe Superflex konnte dank vieler Menschen und Geschäfte einen ganzen Monat lang aktiv sein. Danke an alle, die beim Free Shop mitmachten, fotografierten, Rechnungen aufhoben, mit uns paktierten, schwiegen, aber auch sich überraschen und fotografieren ließen!

Dank an die Partner/innen des Projektes: Hausfrauenpalast mit Boris Jahn, Bar Café Noël mit Michael Pirker, Samen Köller mit Gabi Medan, Der Augenoptiker mit Kurt und Birgit Otter, Bakaliko mit Evangelia Papanagiotou und Tino Ziampras, Mohrenapotheke mit Christian Müller, Das Gramm mit Verena Kassar, carla Lindengasse mit Peter Wagner und Frau Pable, Spar/Caritas mit Peter Wagner und Frau Seewald, Handyshop mit Gülsen Baynar.

 

Lesen Sie auch Free Shop-Teil 1, von Katrin Bucher Trantow

Freier Handel? 

 

Mehr zu diesem Kunstprojekt erfahren Sie hier

Free Shop, SUPERFLEX

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