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Graphik in der Dauerausstellung? Wunder Tier, Teil 1

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Erstmals werden in der Dauerausstellung auch Graphiken präsentiert. Warum das eine Besonderheit ist und was man beim Ausstellen von Papier-Arbeiten beachten muss, erklärt Chefkuratorin Karin Leitner-Ruhe im folgenden Beitrag.

Die Alte Galerie hat sich dem Jahresthema des Joanneums 2016 – Tiere im Museum – angeschlossen und widmet ihren diesjährigen Schwerpunkt den Tierdarstellungen in der Kunst. Wer die Alte Galerie kennt, weiß, dass unser Museum Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier vom Ende des 12. Jahrhunderts bis um 1800 beherbergt. Nicht ganz ein Drittel des Bestandes können die Besucher/innen in der Dauerausstellung im 1. Stock von Schloss Eggenberg sehen – bisher ausschließlich Gemälde und Skulpturen.

Ausstellungsansicht, Foto: Universalmuseum Joanneum/Paul Schuster

Ausstellungsansicht, Foto: Universalmuseum Joanneum/Paul Schuster

Papier – ein äußerst sensibles Material

Erstmals ist nun auch eine Graphikvitrine in die Dauerausstellung integriert. Warum ist das so erwähnenswert? Prinzipiell werden Arbeiten auf Papier nicht in Schausammlungen gezeigt, weil sie laut international geltender Norm nicht länger als 12 Wochen dem Licht ausgesetzt werden dürfen.

Ausstellungsansicht, Graphikvitrine Foto: Universalmuseum Joanneum/Paul Schuster

Ausstellungsansicht, Graphikvitrine Foto: Universalmuseum Joanneum/Paul Schuster

Der sehr sensible Werkstoff Papier ist stärker als andere Materialien natürlichen Alterungsprozessen unterworfen und reagiert stärker auf Lichteinfall als etwa eine Leinwand. Die größten Feinde des Papieres sind Feuchtigkeit, Trockenheit und Licht. Aus diesem Grund achten wir darauf, diese Parameter bestmöglich einzustellen, um den Alterungsprozess nicht zu beschleunigen. Neben Luftfeuchtigkeit und Temperatur ist die Lichtstärke, die in LUX angegeben wird, ein wesentlicher Faktor für die Alterung des Papiers. Wer schon einmal eine Zeitung länger an der Sonne liegen hat lassen, kennt das Ergebnis: Das Papier wird gelblich-braun und brüchig.

Lichtschäden können auch von Restauratoren nicht mehr korrigiert werden. Nachdem es eine der wichtigsten Aufgaben von Sammlungsverantwortlichen ist, die Bestände für die nächsten Generationen bestmöglich zu überliefern, müssen sie darauf achten und die Objekte vor schädigenden Einflüssen schützen. Vorrangig gilt es, die Veränderung des Originals bzw. den Verlust an Brillanz und Originalität so gering wie möglich zu halten.

Dennoch ist es auch für graphische Sammlungen eine wichtige Aufgabe, der Öffentlichkeit regelmäßig Originale zu präsentieren – für Kunstwerke, die auf Papier ausgeführt sind, gilt dabei vor allem die Regel: 12 Wochen bei maximal 50 LUX. Daher sind Räume, in denen Graphiken gezeigt werden, meistens abgedunkelt und Graphikausstellungen dauern kürzer als etwa Gemäldeausstellungen.

Das Jahresprogramm für die Graphikvitrine

Wegen dieser besonderen Anforderungen werden die Blätter in der Graphikvitrine in der Alten Galerie im Laufe des Jahres zweimal ausgetauscht werden. So befindet sich zurzeit ein siebenteiliger Zyklus hinter dem Glas: Es ist Heinrich Aldegrevers Lasterzyklus von 1552 – davon berichten wir demnächst in einem eigenen Blogbeitrag.

Heinrich Aldegrever: Die Unzucht 1552, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Heinrich Aldegrever: Die Unzucht 1552, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Als Highlight sind drei Kupferstiche von Albrecht Dürer mit insgesamt mehr als 15 Tieren vorgesehen, die ab 15. Juni 2016 präsentiert werden. Und mit 7. September 2016 hält die wissenschaftliche Tierdarstellung Einzug in die Vitrine – mit einer im Zuge der Vorbereitungen erfolgten neuen Zuschreibung. Lassen Sie sich überraschen!


Die Idealform des Körpers

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Ein Beitrag von Christoph Hartner. Ursprünglich veröffentlicht in der Steirerkrone im Rahmen der Serie „Steirische Schätze“.

Das neue Medium der Druckgrafik, in dem er zum Meister seiner Zeit wurde, ermöglichte Dürer auch wirtschaftliche Unabhängigkeit. Über Kommissionäre ließ er seine Werke im Ausland vertreiben – deshalb ist sein grafisches Werk sehr gut und meist in mehrfacher Ausführung erhalten.

Wie sehr für Dürer das eigene künstlerische Interesse im Mittelpunkt stand, kann man an dem 1504 entstandenen Kupferstich „Adam und Eva” erkennen im Besitz der Alten Galerie im Schloss Eggenberg in Graz. Über Jahre hatte er die menschlichen Proportionen studiert. Die Präsentation des idealen männlichen und weiblichen Körpers dominiert die Komposition, die biblische Geschichte ist dem untergeordnet. Dürer zeigt den Moment vor dem Sündenfall, alles wirkt noch entspannt, obwohl die Schlange Eva soeben den Apfel reicht.

Der Tierwelt kommen wichtige symbolische Funktionen zu: Elch, Rind, Hase und Katze verkörpern nach mittelalterlicher Lehre die vier Temperamente (Melancholiker, Phlegmatiker, Sanguiniker und Choleriker). Die Katze hat die Maus noch nicht entdeckt, aber das bevorstehende Katz-und-Maus-Spiel der Geschlechter ist bereits zu erahnen. Demonstrativ wendet sich der Papagei, als Symbol der Vernunft, von der Szenerie ab.

Plakativ hat Dürer direkt darunter ein Täfelchen mit seinem Namen und der Datierung des Bildes platziert, so als wolle er sagen: Ich weiß, dass ich Großes geschaffen habe. Und das hat er!

Österreichisches Heavy Metal in Finnland

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Nördlich von Helsinki liegt in der Stadt Hämeenlinna die mittelalterliche Burg Häme. In diesem historischen Bauwerk reihen sich seit dem 22. März rund 100 Objekte aus dem Grazer Zeughaus aneinander. In der Ausstellung Heavy Metal dreht sich hier alles um einen kritischen Punkt in der Militärgeschichte: Im 16. Jahrhundert befand sich die Entwicklung der Rüstungen auf ihrem Höhepunkt, sie verloren jedoch in den folgenden Jahrhunderten durch das Aufkommen von Feuerwaffen und veränderten Kriegstaktiken immer mehr an Bedeutung.

Foto: Universalmuseum Joanneum

Burg Häme, Foto: Universalmuseum Joanneum

Bei der 16. Station des Ausstellungsprojekts Arms and Armour handelt es sich um die erste in Nordeuropa. Erzählt wird eine Geschichte über Handwerk, Mode, Kultur und europäische Kriegsführung. Weiters thematisiert die Schau den Widerspruch zwischen Schutz und Bewegung, der jeder Rüstung eigen ist. Da die gezeigten Harnische und Waffen mit der Ausrüstung der finnischen Soldaten, die im 17. Jahrhundert während des Dreißigjährigen Krieges im Dienste des schwedischen Königs Gustav II. Adolf kämpften, vergleichbar sind, kommt hier ein interessanter Diskurs zu einem zentralen Kapitel der europäischen Geschichte in Gang.

Ausstellungsansicht in der Burg Häme, Foto: Universalmuseum Joanneum

Ausstellungsansicht in der Burg Häme, Foto: Universalmuseum Joanneum

Bei den ausgestellten Objekten handelt es sich um echte „Exportschlager“ wie den berühmten Pferdeharnisch, den Feldharnisch von Erzherzog Karl II. oder einen früheren Riefelharnisch, der vom Plattner Hans Maystetter gefertigt wurde. Bei der Eröffnung der Ausstellung freute sich Joanneums-Direktor Wolfgang Muchitsch über die gute Zusammenarbeit: „Es ist uns eine Ehre, die einzigartigen Objekte des Landeszeughauses in der geschichtsträchtigen Burg Häme präsentieren zu können, die ein perfekter Rahmen für die Ausstellung ist. Für uns ist es besonders schön zu sehen, dass Geschichte auf diese Art und Weise verständlich und interessant vermittelt werden kann.“

Eine Chance für den Wolf

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Rund um Österreich konnte sich die gefährdete Wolfspopulation dank Schutzbestimmungen wieder stabilisieren, hierzulande sorgt der „alte Europäer“ aber immer noch bei vielen Menschen für Misstrauen und Angst. Damit der Wolf in Zukunft eine Chance in Österreich hat, setzt sich der Naturschutzbund mit einer neuen Resolution für Vorsorge, Ausgleich und Kommunikation ein.

Im Rahmen des diesjährigen Tierschwerpunktes im Universalmuseum Joanneum hielt der Wolf Einzug in das Jagdmuseum Schloss Stainz. Aber nicht nur wir machen ihn zum Thema, auch andere setzen sich dafür ein, mehr Verständnis für das oft missverstandene Tier zu schaffen. Der Naturschutzbund engagiert sich seit 1913 für die Erhaltung der Natur und ihrer Vielfalt. Mit der Resolution „Eine Chance für den Wolf“ will der gemeinnützige Verein den Ängsten, Konflikten und Vorurteilen begegnen, die mit dem Wiederauftreten des Wolfes in Österreich einhergehen. Dazu wurden die wichtigsten Informationen über Wölfe gesammelt und Maßnahmen für ein funktionierendes Zusammenleben von Mensch und Wolf zusammengefasst.

Informieren, Ängste abbauen und in Dialog treten

Vor rund 200 Jahren waren Wölfe fast in ganz Österreich heimisch. Während des 19. Jahrhunderts verschwanden die letzten von ihnen wegen der intensiven Verfolgung durch Menschen. Im 20. Jahrhundert haben nur mehr vereinzelt Wölfe aus benachbarten Ländern das österreichische Staatsgebiet erreicht. Erst durch Schutzbestimmungen und die Zunahme von Rotwild- und Rehbeständen konnte sich die Population im Umfeld des Landes erholen. Laut der Resolution war es „daher nur eine Frage der Zeit, wann Wölfe selbstständig in unser Land zurückkehren.“

Bildcredit: Der Wolf - ein Jäger kehrt in seine angestammte Heimat zurück. Bildautor: Robert Hofrichter.

Bildcredit: Der Wolf – ein Jäger kehrt in seine angestammte Heimat zurück. Bildautor: Robert Hofrichter.

Außerdem informiert der Naturschutzbund im Rahmen seiner Initiative über die Rolle, die der Wolf in unserem Ökosystem schließen würde, und klärt über seinen Schutzstatus auf. Die Fachleute betonen im künftigen Umgang mit dem Tier drei Punkte: Vorsorge, Ausgleich und Kommunikation. Durch Präventionsmaßnahmen könnten Schäden an Weidetieren weitestgehend verhindert oder zumindest gemildert werden. Damit dies möglich ist, setzt sich der Naturschutzbund für finanzielle Beihilfen für Präventivmaßnahmen ein. Der letzte Punkt beinhaltet umfassende, zielgruppenspezifische Informationen über den Wolf und den intensiven Dialog mit der Jägerschaft über mögliche Auswirkungen des Wolfs auf die jagdliche Nutzung.

Die Ausstellung Der Wolf läuft übrigens noch bis 31.10.2017 im Jagdmuseum Schloss Stainz.

Unsere Besucher/innen sagen uns die Meinung!

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Seit August letzten Jahres beschäftigt sich die kulturhistorische Ausstellung Die Mur mit dem Hauptfluss der Steiermark. In sechs Kapiteln wird hier Wissen über die Mur anschaulich vermittelt. Dabei erfährt man vieles über die Mur als Kulturlandschaft, das Werden von Gesellschaften und Städten und über die Bedeutung des Flusses für das Zirkulieren von Menschen, Waren und Information.

Außerdem geht es um Hochwasser und Schutzmaßnahmen, um Energiegewinnung sowie um Industrie- und Umweltgeschichte. Dass die Mur auch Schauplatz europäischer Geschichte war und ist, zeigt die vielseitige Schau ebenso wie architektonische Spuren früherer Zeiten. Beim letzten Punkt sind auch die Besucherinnen und Besucher gefordert: Sie sollen für eine steirische Spurensuche auf Post-its ihr Wissen teilen und Orte nennen, an denen man auch heute noch Zeugnisse der Vergangenheit betrachten kann.

An der Wand ging schon mehrere Male der Platz aus und die Post-its mussten abgenommen werden, um Raum für neue zu schaffen – aber natürlich werden alle Nachrichten aufbewahrt. Foto: UMJ.

An der Wand ging schon mehrere Male der Platz aus und die Post-its mussten abgenommen werden, um Raum für neue zu schaffen – aber natürlich werden alle Nachrichten aufbewahrt. Foto: UMJ.

So wie auch die Mur sich durch ihre Eigendynamik auszeichnet, verselbstständigte sich diese Idee und wurde von den Besucherinnen und Besuchern weitergesponnen. Während einige von ihnen dem ursprünglichen Aufruf folgten, nutzten andere die Post-its für Feedback, Anregungen oder Grüße. „Das Spektrum reicht vom typischen ‚Ich war hier‘ von Schülerinnen und Schülern, bis hin zu Lob und Kritik der nationalen und internationalen Gäste“, erklärt Astrid Aschacher, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum im Palais tätig ist.

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Wer sich die Ausstellung selbst ansehen will, hat noch bis Mitte Juli Gelegenheit dafür. Zusätzlich gibt es Vermittlungsangebote rund um die Ausstellung – zum Beispiel Exkursionen, einen Murnockerl-Workshop und einen Paddelkurs für Anfänger/innen mit Weltmeisterin Uschi Profanter.

Die Mur. Eine Kulturgeschichte
Museum im Palais, Sackstraße 16, 8010 Graz
Laufzeit: 28.08.2015–17.07.2016

Alte Jacke – neue Tasche: Koogle zu Gast bei tag.werk

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Gemeinsam machten wir uns auf den Weg in die tag.werk– Werkstatt, die ganz in der Nähe des Kunsthauses zu finden ist. Dort erzählte uns Designer und Produktentwickler Michi Eisner einiges über die Entstehung und Geschichte von tag.werk:

Das Label tag.werk entstand vor über 17 Jahren aus einem Projekt heraus und hat seit über 10 Jahren seinen Standort in der Grazer Mariahilferstraße . Dort befinden sich die Verkaufsräume, die Werkstatt und auch das Planenlager.  Das Projekt wurde für Jugendliche zwischen 15 und 25  Jahren, die keiner Beschäftigung nachgehen, ins Leben gerufen. Bei tag.werk können sie etwas Geld verdienen, und ein geregelter Tagesablauf hilft ihnen bei der Stabilisierung.

Wer allerdings glaubt, dass tag.werk nur aus Lkw-Planen Taschen herstellt, irrt. Mittlerweile steht ihnen ein großes Repertoire an Materialen zur Verfügung – darunter finden sich zum Beispiel auch Lederjacken und Markisen!

Unsere große Koogle-Gruppe wurde in drei kleinere geteilt, um das Arbeiten zu erleichtern. Die Teilnehmer/innen durften unter anderem bei der Produktion  einer Badetasche mithelfen, die seit Mai neu im Sortiment ist  – vom Auswählen der Plane über die Befestigung der Träger bis zur Fertigstellung dieses außergewöhnlichen Modells.

 

Der erste Schritt, um so eine Tasche herstellen zu können, ist natürlich die Auswahl des Motives bzw. der passenden Plane: tag.werk bekommt die Planen entweder von der Firma Sattler oder auch durch Schenkungen.  Brandaktuell durften die Jugendlichen die Plakatplanen vom Grazer Tuntenball bearbeiten.  Wie passend, dass das Ball-Thema diesmal „Beyond the Sea“ war – die sommerlichen Strandmotive der Planen eignen sich nun perfekt für die Gestaltung einer Badetasche.

Zuerst wurden die auszuschneidenden Teile mit einem Schnittmuster markiert. Nach dem Ausschneiden der einzelnen Stücke zeigte uns eine Mitarbeiterin die einzelnen Nähschritte – und schon entstand im Handumdrehen die Badetasche.

Foto: Nici Graf-Vogrinz Foto: Nici Graf-Vogrinz Foto: Nici Graf-Vogrinz Foto: Nici Graf-Vogrinz Foto: Nici Graf-Vogrinz

Auch wie Lederjacken in schicke Taschen verwandelt werden, konnten die Jugendlichen Schritt für Schritt kennenlernen und auch gleich selbst ausprobieren.

Dieser Koogle-Workshop war eine gute Möglichkeit, in die kreative Arbeit von tag.werk einzutauchen und in diesem Sinne bedanken wir uns sehr herzlich bei unserem Kooperationspartner, der uns so freundlich empfangen hat!

Nächste Termine:

Hast du Lust auf mehr bekommen? Dann besuch doch einfach einen unserer nächsten Koogle-Workshops. Koogle ist kostenlos und findet immer am zweiten Donnerstag im Monat um 17 Uhr im Kunsthaus Graz  statt.

Koogle – Gusswerkstatt (12.05.2016)
Koogle – Stop Motion (09.06.2016)

Text : Nici Graf -Vogrinz

Landeszeughaus zählt zu den „50 Museums to Blow Your Mind“!

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Im Jahr 1973 hat „Lonely Planet“ seinen ersten Reiseführer auf den Markt gebracht. Seither ist es dem australischen Verlag mit rund 650 Titeln und einer Gesamtauflage von etwa 55 Millionen Exemplaren gelungen, einen festen Platz in den Bücherregalen und Koffern von Reisenden auf der ganzen Welt einzunehmen. Im nun erschienenen Buch mit dem Titel 50 Museums to Blow Your Mind stellt der Autor Ben Handicott faszinierende Museen auf der ganzen Welt vor, die sich durch besondere Themen auszeichnen.

Foto: N. Lackner

Foto: N. Lackner/Universalmuseum Joanneum

Als einziges österreichisches Museum hat es das Grazer Landeszeughaus geschafft, in dieses Ranking aufgenommen zu werden In der Kategorie „Then & now“ wird es in einem Atemzug mit dem British Museum in London, dem Akropolismuseum in Athen und dem Nationalmuseum für Anthropologie in Mexico City genannt!

Faszinierendes Denkmal der Geschichte

Das Landeszeughaus in der Grazer Herrengasse gilt als die größte historische Waffenkammer der Welt und erinnert an eine kriegerische Zeit: Vom 15. bis zum 18. Jahrhundert waren die damals innerösterreichischen Länder Steiermark, Kärnten und Krain mit anhaltenden bewaffnete Überfällen und kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Osmanischen Reich und ungarischen Rebellen konfrontiert. Die steirischen Landstände ließen darum zwischen 1642 und 1644 das „landschaftliche Zeughaus“ nach Plänen von Antonio Solar erbauen. Es diente als Waffendepot und war die wichtigste „Ausrüstungs-Zentrale“ im Südosten des Habsburgischen Reiches.

Foto: N. Lackner/Universalmuseu, Joanneum

Foto: N. Lackner/Universalmuseum Joanneum

Im 18. Jahrhundert verlor das Zeughaus an Bedeutung, es blieb jedoch dank des Engagements der Landstände und der Erlaubnis von Erzherzogin Maria Theresia als  „Denkmal der Geschichte des Landes“ erhalten. Als dieses Waffendepot noch militärischen Zwecken diente, durfte nur eine Handvoll Menschen dieses Gebäude betreten, und es wäre für die damaligen Zeugwarte unvorstellbar gewesen, dass sich in ferner Zukunft viele Tausend Menschen pro Jahr staunend durch das Landeszeughaus bewegen würden.

Seit 1892 gehört es zum Verband des Joanneums und ist heute nicht nur ein „mind-blowing“ Museum, sondern vor allem ein sensibler Ort, an dem wir möglichst viele Menschen zur kritischen Auseinandersetzung mit einem Phänomen anregen wollen, das sich die meisten von uns – glücklicherweise – nicht mehr vorstellen können, aber in vielen anderen Regionen der Welt wieder zum Alltag gehört: dem Krieg.

Foto: N. Lackner/Universalmuseum Joanneum

Foto: N. Lackner/Universalmuseum Joanneum

Auf jeden Fall ist ein Besuch im Landeszeughaus eine faszinierende Erfahrung: Die 32.000 Waffen und Rüstungen – die übrigens nichts mit mittelalterlichen Rittern zu tun haben, sondern für neuzeitliche Fuß- und Reitsoldaten gedacht waren – werden weitgehend in ihrer ursprünglichen Aufstellung präsentiert und vermitteln die Atmosphäre einer originalen Rüstkammer aus dem 17. Jahrhundert.

Weitere Auszüge aus dem Reiseführer gibt es hier online.

Wundertiere – das Buch zur Ausstellung

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Wer nach dem Besuch der Ausstellung Wundertiere. 1 Horn und 100 Augen im Schloss Eggenberg noch nicht genug von den fabelhaften Wesen hat, kann sie dank dem gleichnamigen Buch von Heinz Janisch, Luise Kloos und Barbara Kaiser gleich mit nach Hause nehmen.

Foto: N. Lackner/UMJ

Foto: N. Lackner/UMJ

Neben den Texten von Janisch und den Illustrationen von Kloos finden sich darin auch Gedichte, Rätsel und Zeichnungen jener Kinder, mit denen die Ausstellung erarbeitet wurde. Als kleinen Vorgeschmack auf das Buch Wundertiere – 1 Horn und 100 Augen stellen wir euch folgenden Text von Leonie M. vor, die ihre ganz persönliche Antwort auf eine Frage gefunden hat, über die sicher schon viele von euch nachgedacht haben:

Katze

Warum schnurren Katzen?

Weil sie einen Motor eingebaut haben!

Wenn man die Katzen streichelt,

geht der Motor an!

Das Buch

Wundertiere. 1 Horn und 100 Augen
ISBN 978-3-90209-582-4
Erhältlich im Shop von
Schloss Eggenberg und bestellbar im Kunsthaus Graz und Joanneumsviertel.

Die Ausstellung

Wundertiere. 1 Horn und 100 Augen
Schloss Eggenberg, Eggenberger Allee 90, 8020 Graz
Bis 30. Oktober 2016


Der Körper als Quelle aller Freude, allen Leids und aller Wahrheit

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In der Ausstellung Bittersüße Transformation geht es um einen vielschichtigen Dialog, der zwischen den Werken der drei Künstlerinnen Alina Szapocznikow, Kateřina Vincourová und Camille Henrot entsteht. Obwohl die Arbeiten der aus fast drei Generationen stammenden Frauen sich stark voneinander unterscheiden, lässt sich eine innere Verwandtschaft im Thema des Körpers feststellen. Dieser dient als Erfahrungs- und Repräsentationsort, an dem das Fetischhafte, die Ware, das surreale Instinktive und Intime sich im Prozess des skulpturalen Schaffens manifestiert.

Bei der Eröffnung letzten Mittwoch wies die Kuratorin Katrin Bucher Trantow auf die Wichtigkeit dieser besonderen Schau hin: „Ich bin stolz auf diese Ausstellung, weil sie einen geschichtlichen Bogen über Generationen hinweg spannt und dazu beiträgt, weiblichen Positionen in der Kunst eine Stimme zu geben.“

Kuratorin Katrin Bucher Trantow mit Künstlerin Kateřina Vincourová, 2016, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Kuratorin Katrin Bucher Trantow mit Künstlerin Kateřina Vincourová, 2016, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Ausgangspunkt der Ausstellung sind die Arbeiten von Alina Szapocznikow . Die 1926 geborene polnische Künstlerin, deren Werk in den Jahren nach ihrem Tod im Jahr 1973 von der Kunstgeschichte geradezu verschwiegen wurde, gilt heute als eine der bedeutendsten Bildhauerinnen der Nachkriegszeit. Die Holocaust-Überlebende setzte sich in besonders kraftvoller und energiegeladener Weise mit dem Zusammenspiel zwischen dem Bild einer surrealen Sinnlichkeit und der existenziellen Vergänglichkeit des Materials auseinander.

„Meine Geste richtet sich auf den menschlichen Körper. Jene ,absolute und erogene Zone‘, an ihre undeutlichsten und flüchtigsten Gefühle. […] Meine Arbeit ist schwierig, denn ein Gefühl, das auf sehr unmittelbare und undeutliche Weise empfunden wird, widersetzt sich häufig der Identifikation. Oft ist alles vermischt, die Situation ist mehrdeutig, und Grenzen sind verwischt. Und trotzdem versuche ich die Spuren unseres Körpers in Harz festzuhalten: Von all den Manifestationen des Flüchtigen ist der menschliche Körper die verletzlichste, die einzige Quelle aller Freude, allen Leids und aller Wahrheit.“ Alina Szapocznikow, 1972

Ihre Arbeiten beginnen mit den Werken der beiden jüngeren Künstlerinnen ein fiktives Gespräch über das Spiel der Gegensätze: Zwischen Anziehung und Abstoßung, zwischen den Geschlechtern, zwischen der schaffenden Hand der Künstlerin und den Produktionsprozessen, aber auch zwischen Eros und Thanatos (also zwischen Liebe und Tod) eröffnet sich ein Spannungsfeld der Urtriebe Lust und Sehnsucht.

Ausstellungsansicht, Bittersüße Transformation, 2016, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Ausstellungsansicht, Bittersüße Transformation, 2016, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Die Französin Camille Henrot (geb. 1978), die seit der Verleihung des Silbernen Löwen im Rahmen der Biennale von Venedig 2013 einem breiten Publikum bekannt ist, bringt filmische und grafische Arbeiten in diesen Dialog ein und versetzt Zuseherinnen und Zuseher in einen Taumel der Dinge, der inmitten von spirituellen, wissenschaftlichen, mythischen und historischen Erzählungen entfacht wird. Die plastischen Werke der Tschechin Kateřina Vincourová (geb. 1968) regen hingegen zum Nachdenken über die Intimität zwischen Körpern und Dingen an, deren Bedeutung sich in einer forschenden Auseinandersetzung mit der Welt der Ware offenbart. Ihre installativen Arbeiten thematisieren das eingeschriebene, vererbte und versteckte Wissen von Produkten und Dingen, denen in unserer Kultur Passivität und Objektivität zugeschrieben werden, die sie aber als Mitakteure entlarvt. Bei allen drei Künstlerinnen wird der Prozess der Transformation zu einer erotischen Quelle des Schaffens und Sehens.

Bittersüße Transformation. Alina Szapocznikow, Kateřina Vincourová und Camille Henrot
Laufzeit: 26.05.–28.08.2016
Katalogpräsentation: 28.06.2016, 18 Uhr, im Kunsthaus Graz

Mehr zu den einzelnen Künstlerinnen gibt es bald hier am Blog zu lesen!

Die Verbindung zwischen Produkt und Körper

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Sind Sie vor Bittersüße Transformation. Alina Szapocznikow, Kateřina Vincourová und Camille Henrot bereits mit den beiden anderen Künstlerinnen in Kontakt gekommen?

Zwischen Alina Szapocznikow, Camille Henrot und mir liegt je eine Generation, also nicht wirklich. Alinas Werke kenne ich erst seit etwa zwei Jahren. Camilles Arbeiten sind sehr aktuell, die habe ich schon öfter gesehen. Persönlich gekannt habe ich sie aber nicht. Es war die Entscheidung der Kuratorin Katrin Bucher Trantow, uns drei zusammenzubringen.

Torso Ausstellungsansicht, Bittersüße Transformation, 2016, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Torso, Ausstellungsansicht, Bittersüße Transformation, 2016, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Sehen Sie Verbindungen zwischen Ihren Arbeiten, einen gemeinsamen Kontext?

Es ist interessant, die Ausstellung fertig aufgebaut zu sehen, denn jetzt kann ich die Verbindungen sehen. Ich habe das Gefühl, dass da etwas Gemeinsames ist – eine Art Dekadenz und Erotik. Ich denke wir haben die Kraft, etwas auf unsere eigene Art zu machen. Diese Art der Kreativität verbindet uns.

In Ihren Werken erscheinen Produkte keineswegs passiv. Wie werden Objekte bei Ihnen zu Mitakteuren?

Meine Kunst „attackiert“ die Besucherinnen und Besucher visuell, ruft direkte Gefühle hervor und weckt emotionale Reaktionen durch das Spiel mit den Materialien. Ich benutze Materialien, die man kennt, die man benutzt oder mit denen man arbeitet. Ich finde in Secondhand-Läden oder im Müll Dinge, die uns nicht gleich an Kunst denken lassen. Sie kommunizieren auf ihre Weise bereits, weil wir sie in einem anderen Kontext kennen. Wir wissen, wofür sie produziert wurden und wie oder wofür sie benutzt werden. Ich nutze gerne Stretch-Stoff und Unterwäsche, also Dinge, die sehr intim und nahe an unserem Körper sind. Die Geschichte des Materials muss ich nicht erklären, weil wir sie bereits verinnerlicht haben. Stattdessen fange ich sie ein und verknüpfe sie auf andere Weise zu einer neuen Geschichte. Ich verbinde die Materialien wie Moleküle oder Baumaterialien, so wie ein Architekt Baustoffe benutzt. Man sieht den Gegenstand, aber nicht das Ende seiner Geschichte, weil es kein Ende gibt. Gewisse Materialien können wachsen, wenn man ihnen immer wieder etwas hinzufügt. Damit ist eine gewisse Art der Gefahr verbunden, weil dieser Prozess nicht kontrollierbar ist. Auf eine abstrakte Art und Weise natürlich – in unserer Fantasie.

Kateřina Vincourová im Kunsthaus Graz, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Kateřina Vincourová im Kunsthaus Graz, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Wie gehen Mensch und Produkt in Ihren Arbeiten eine Beziehung ein?

Ich interessiere mich für den Körper, aber will nicht einfach nur einen Körper zeigen. Darum benutze ich Objekte, die wir tragen oder oft berühren. Durch diese Intimität werden sie fast zu einem Teil unseres Körpers oder sehen wie Teile davon aus. Gegenstände dienen einem speziellen Zweck, aber ihre ganze Geschichte sehen wir auf den ersten Blick nicht. Für die Skulptur Torso habe ich zum Beispiel die Stiele von Äxten verwendet. Die Holzstiele sind ergonomisch geformt und so gebaut, dass sie gut in unserer Hand liegen. Sie haben etwas Anatomisches an sich und erinnern sehr an Knochen. Das stellt eine Verbindung zwischen Produkt und Körper her.

Blue Drop Ausstellungsansicht, Bittersüße Transformation, 2016, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Blue Drop, Ausstellungsansicht, Bittersüße Transformation, 2016,
Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Sie haben vorher noch letzte Korrekturen an einem Ihrer Blue Drops vorgenommen. Worum geht es dabei?

Ich habe mehrere Drops gefertigt, dieses Mal stelle ich aber nur einen aus. Alle demonstrieren Tropfen, ihre Form, ihre Farbe und alles, was sich in ihnen befindet – all die Geschichten. Mich hat diese alltägliche normale Form und das, was wir über sie wissen, interessiert. Es kann sich dabei um Tränen oder Regentropfen handeln und damit stecken verschiedene Bedeutungen in ihr. Aus diesem Grund ist es nicht notwendig, immer mehrere Drops auszustellen. Durch die Anordnung kann man die Geschichte aber in andere Richtungen lenken. Dieses Mal habe ich einen benutzt, weil es mir so gefiel. Das Kunsthaus Graz hat eine spezielle Architektur, der ich mit meiner Kunst gefolgt bin und die ich mit meiner Arbeit in Verbindung treten lasse. Ein Drop war einfach ideal für diese Ausstellungsfläche.

Die Texte für Ihren Katalog stammen von der Kunsthistorikerin Martina Pachmanová, die sich intensiv mit Geschlechterthemen und Feminismus in moderner Kunst auseinandersetzt. Wie verlief die Zusammenarbeit?

Meine Kollegin Martina Pachmanová ist sehr gut darin, über Kunst zu schreiben und kennt mein gesamtes Werk von Anfang an. Wir stammen aus der gleichen Generation und haben in den letzten vier Jahren begonnen, intensiv miteinander zu arbeiten. Ich mag die Art, wie sie mit meiner Kunst umgeht. Sie interessiert sich sehr für weibliche Kunst und versteht viel davon. Mir persönlich ist dieser Aspekt nicht so wichtig, aber im Gesamtbild ist er das natürlich, weil es sich um ein universell relevantes Thema handelt. Nächsten Monat werden wir den Ausstellungskatalog präsentieren und mit Katrin Bucher Trantow über die Ausstellung diskutieren.

Bittersüße Transformation. Alina Szapocznikow, Kateřina Vincourová und Camille Henrot
Laufzeit: 26.05.–28.08.2016
Katalogpräsentation: 28.06.2016, 18 Uhr, im Kunsthaus Graz

Von der Salzach an die Mur. 200 Jahre Salzburg bei Österreich

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Mit den Franzosenkriegen endete die barocke Herrlichkeit des Salzburger Erzstiftes, und es folgte eine Reihe von politischen Intermezzi voller Unsicherheit und Not. Erst nach dem Sturz Napoleons sollten Stadt und Land an der Salzach zum Habsburgerreich gehören und später ein Bundesland der Republik Österreich bilden.

Erinnerung an den letzten „Fürst-Erzbischof“ von Salzburg

An jene Welt, die um 1800 endgültig hinter den Vorhang gerufen wurde, erinnert in unserer Sammlung ein fein gearbeiteter Kammerherrenschlüssel mit dem Wappen von Hieronymus Graf Colloredo (1732–1812), der als letzter „Fürst-Erzbischof“ alten Stils in Salzburg amtierte.

Die Geschichte kennt ihn als strengen Dienstherrn des jungen Mozart, aber auch als energischen Reformer. Doch die Zeiten änderten sich, und zwar dramatisch: Ein wahrer Ablösereigen begann, verbunden mit Besatzung und Kontributionen. Vor den Franzosen musste Colloredo nach Wien ausweichen.

Foto: Universalmuseum Joanneum

Der Kammerherrenschlüssel erinnert an den letzten “Fürst Erzbischof”, Foto: Universalmuseum Joanneum

Politische Übergangslösungen

Zwischenzeitlich saß an seiner Stelle ein älterer Bruder Erzherzog Johanns, Ferdinand III. von Toskana (1769–1824), dem im Strudel der Zeit ebenfalls sein Land abhandengekommen ist. Er wurde mit dem neu kreierten, aber nur kurzlebigen „Kurfürstentum Salzburg“ entschädigt, das für ein paar Jahre an Österreich, dann aber an Napoleons bayerischen Vasallen ging. Als Ersatz musste ein anderes, ebenfalls vormals geistliches Territorium herhalten, das aus der Konkursmasse des „Alten Reiches“ stammt: das „Großherzogtum Würzburg“. In der dortigen Residenz erinnert noch heute das feine Empire-Mobiliar der einstigen – leider 1945 untergegangenen – „Toskanazimmer“ an dieses Intermezzo.

Foto: Universalmuseum Joanneum

Ferdinand III. von Toskana auf einer Medaille nach einem Entwurf von Leopold Heuberger, Foto: Universalmuseum Joanneum

Ferdinand muss sich noch ein wenig gedulden: Erst 1814 bekommt er „seine“ Toskana zurück. In der Kulturhistorischen Sammlung erinnert eine nach Entwurf des Wiener Graveurs Leopold Heuberger gefertigte gusseiserne Medaille an Ferdinand, der wie sein Bruder – Museumsgründer Erzherzog Johann – den Idealen der Aufklärung anhing.

Geocaching – Eine Schnitzeljagd an der Mur

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Anlässlich der Ausstellung Die Mur. Eine Kulturgeschichte hat sich das Team des Museums im Palais etwas Besonderes einfallen lassen: die Suche nach einem Geocache mitten in Graz!

Die Mur, Ausstellungsansicht, Foto: N. Lackner/Universalmuseum Joanneum

Die Mur, Ausstellungsansicht, Foto: N. Lackner/Universalmuseum Joanneum

Geocaching?

Geocaching ist eine Art Schnitzeljagd. Normalerweise werden dazu im Internet Koordinaten veröffentlicht, an deren Stelle sich der Cache (der Gegenstand, den man suchen soll) befindet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums im Palais haben dieses Konzept etwas abgewandelt und statt Koordinaten einen ersten Hinweis auf der Facebook-Seite des Museums veröffentlicht. Anders als üblich, läuft die Suche bis auf diesen ersten Tipp komplett analog ab. Das heißt, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind weder auf ein Smartphone noch auf eine Internetverbindung angewiesen.

Die Mur, Ausstellungsansicht, Foto: N. Lackner/Universalmuseum Joanneum

Die Mur, Ausstellungsansicht, Foto: N. Lackner/Universalmuseum Joanneum

Das Facebook-Posting führt Neugierige an den Startpunkt der Schnitzeljagd, an dem ein erster Tipp auf sie wartet. Mit etwas Nachdenken finden sie so die nächste Station, an der ein weiterer Hinweis mit Bezug zur Mur die Spielerinnen und Spieler erneut weiterleitet. Nach diesem Prinzip kommen sie so dem Cache Schritt für Schritt näher.

Freier Eintritt für Gewinnerinnen und Gewinner

Die Idee zum Geocaching hatte Christoph Pietrucha. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums und beschäftigt sich auch mit Partizipationsmöglichkeiten für Besucherinnen und Besucher. „Das Geocaching soll in erster Linie zum Spazieren und Entdecken der Mur einladen“, erklärt Pietrucha, „die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können sich aber auch den freien Eintritt in die Ausstellung erspielen.“ Am Ende der Schnitzeljagd finden sie nämlich den Cache in Form eines Passwortes, mit dem sie gratis in die Ausstellung im Museum im Palais kommen können (aber natürlich nicht müssen). Pietrucha hofft, dass die Aktion den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Spaß machen wird und dass auf sie noch viele weitere folgen werden.

Die Mur. Eine Kulturgeschichte
Museum im Palais, Sackstraße 16, 8010 Graz
Laufzeit: 28.08.2015–17.07.2016

Die Erschaffung der Tiere, Wunder Tier Teil 4

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Titelbild: Teodoro Ghisi: Apostolisches Glaubensbekenntnis (Symbolum Apostolorum), datiert 1588, Öl auf Leinwand, 221,5 x 177 cm, Alte Galerie, Inv-Nr. 133

Tiere im Paradies

In Raum 9 der Alten Galerie ist das Apostolische Glaubensbekenntnis (Symbolum Apostolorum) von Teodoro Ghisi (1536–1601) zu sehen. Dieses Gemälde hatte der Regent von Innerösterreich, Erzherzog Karl II., für seine Residenz – die Grazer Burg – bestellt. Es ist ein wichtiges Zeugnis für die Zeit der konfessionellen Auseinandersetzungen und den Beginn der Gegenreformation, die am Grazer Hof einen wesentlichen Ausgang nahm. Der spätere Kaiser Ferdinand II., unter dessen Regierung mit dem Prager Fenstersturz der Dreißigjährige Krieg einsetzte, war Karls Sohn. Seine Mutter, Maria von Bayern, war eine entschlossene Befürworterin der katholischen Kirche und nahm in diesem Sinne großen Einfluss auf Ferdinand. Ghisis Gemälde enthält zwölf Einzelbilder und eine Kartusche mit der Datierung M. D. L. XXXVIII (1588). Im Rahmen des Rundganges „Wunder Tier“ interessiert uns besonders das große zentrale Bild mit der Schöpfungsgeschichte. Dem Bibeltext der Genesis entsprechend, wird Gottvater mit dem ersten Menschenpaar im Paradies gezeigt.

„Und Gott segnete sie [Adam und Eva] und sprach: [… ] seid Herren über die Fische des Meeres, und über die Vögel des Himmels, und über alle Tiere, die sich auf Erden regen.“ (Gen 1, 28)

Inspiriert von alten Schriften

Das ganze Paradies ist mit Tieren gefüllt: Im Vordergrund halten sich einheimische Tiere auf, nach hinten zu überwiegen exotische Arten. Hier nutzte der aus Mantua stammende Teodoro Ghisi unter anderem das Tierbuch von Pier Candido Decembrio als Vorlage, das dieser dem Herrscher von Mantua, Ludovico Gonzaga gewidmet hatte. Decembrio (1399–1477) war Politiker und humanistischer Autor. Sein Tierbuch De animantium naturis bezeugt den Willen, das Wissen über die Tierwelt, das er antiken Schriften entnehmen konnte, mit eigenen Erfahrungen zu verknüpfen. Bei allen Bemühungen um realistische Beobachtungen finden sich aber auch Fabelwesen in diesem Buch, z. B. Kentauren oder der Pegasus. Das Manuskript entstand um 1460 und ist heute im Besitz der Biblioteca Apostolica Vaticana (Codex Urbinas Latinus 276). Erst um 1530 dürfte es in Mantua illustriert worden sein. Ein bisher nicht identifizierbarer Maler zeigt dem Text entsprechend am unteren Bildrand das jeweilige Tier. Auf jeden Fall kann Ghisi das Manuskript in Mantua in Händen gehalten haben.

Foto: Universalmuseum Joanneum/ P. Schuster

Foto: Universalmuseum Joanneum/ P. Schuster

Die Universitätsbibliothek Graz überlässt der Alten Galerie ein Faksimile dieses Buches bis 30. Oktober 2016. Es ist in der Dauerausstellung vor dem Apostolischen Glaubensbekenntnis von Ghisi präsentiert. Hier können auch die Giraffen im Buch und auf dem Gemälde verglichen werden!

Manuskript:

Cynthia M. Pyle, Das Tierbuch des Petrus Candidus, Einführungsband zur Faksimileausgabe des Codex Urbinas Latinus 276, Zürich 1984, S. 21–213.

 

Tag der offenen Tür: Präsentation der Blockbergung aus Großklein

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Der Fund

Da in der Marktgemeinde Großklein bereits einige bedeutende archäologische Funde gemacht wurden, entschieden sich die zuständigen Personen im Frühjahr dieses Jahres für bevorstehende Bauarbeiten die Archäologen des Joanneums hinzuzuziehen. Die Erwartungen waren nicht allzu groß und umso überraschender war es als bei oberflächlichen Grabungen prähistorische Tonscherben mit ans Tageslicht befördert wurden. Grabungsleiter Marko Mele konnte diese Scherben einer vermutlich mehr als 2.000 Jahre alten Bestattungsstätte aus der Eisenzeit zuordnen. Mele berichtet hocherfreut über diesen Fund:

„Großklein ist immer für eine archäologische Überraschung gut! Es zeigt sich erneut, wie wichtig es ist, dass ein Archäologe rechtzeitig eingebunden wird, wenn Erdbauarbeiten stattfinden. So konnte ein wichtiger Baustein unseres archäologischen Erbes gerettet werden und gleichzeitig wurden größere Verzögerungen beim Bau vermieden.“

Und um eben die Bauarbeiten vor Ort nicht allzu lange aufzuhalten entschied sich Mele auch für die spektakuläre Blockbergung.

Grabung in Großklein, Foto: Universalmuseum Joanneum

Grabung in Großklein, Foto: Universalmuseum Joanneum

Was ist eine Blockbergung?

Das Erdreich um das 2,5 m lange und 1 m breite Grab wurde bis auf eine Tiefe von einem Meter abgetragen und der Block sofort mit Holzplatten gefestigt, um ein Auseinanderfallen zu verhindern. Danach wurde eine Metallplatte unter das Grab geschoben und der rund zwei Tonnen schwere Erdblock mit Hilfe eines Baggers angehoben. Somit stand dem Abtransport nach Graz nichts mehr im Wege und es konnte mit der Freilegung und Dokumentation des Fundes begonnen werden.

Sicherung des Fundes Hebung des Grabes

Live-Restaurierung am Tag der offenen Tür

Die Restaurierung ist seitdem in vollem Gange. Stück für Stück muss nun das Erdreich abgetragen werden, um mit jedem neuen Fund neue Erkenntnisse zu den Bestattungsritualen in der Eisenzeit zu gewinnen. Am 23. Juni können Besucherinnen und Besucher beim Tag der offenen Tür im Archäologiemuseum live am spannenden Archäologie-Alltag teilnehmen und der Restauratorin Nina Heyer bei Ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Außerdem gibt es ein spannendes Programm rund um die derzeit laufende Ausstellung Tieropfer. Töten in Kult und Religion, die sich generell die Frage stellt, warum Menschen im Altertum glaubten, dass sie durch Tieropfer die Götter für sich gewinnen konnten. In Workshops und Sonderführungen kann man “Gaben an die Götter” gestalten oder von einer Anthropologin erfahren, welche Informationen menschliche Skelette beinhalten und noch vieles mehr…

Restauratorin Nina Heyer bei der Freilegung des Grabes

Restauratorin Nina Heyer bei der Freilegung des Grabes

 

Tag der offenen Tür im Archäologiemuseum
Rätselhafte Opferbräuche und Bestattungen
Donnerstag, 23. Juni, 8-17 Uhr
Archäologiemuseum, Eggenberger Allee 90, 8020 Graz
www.archaeologiemuseum.at

Die Tierwelt bei Albrecht Dürer, Wunder Tier Teil 5

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Dürers Ausbildung

In Österreich kennt nahezu jedes Schulkind die Zeichnung des Feldhasen von Albrecht Dürer, denn sie ist seit Jahrzehnten auf dem Titelblatt eines Zeichenblocks zu sehen.

Albrecht Dürer (1471–1528) ist als Künstler der Renaissance nördlich der Alpen unter anderem als Tierzeichner weltberühmt. In seiner Lehrzeit und Ausbildung war er noch dem spätgotischen Stil verpflichtet. In der väterlichen Goldschmiedewerkstatt und beim Maler Michael Wolgemut (1434–1519) hat er das Arbeiten nach Musterbüchern kennengelernt. Solche Vorlagensammlungen wurden im Mittelalter über Jahrzehnte von den Künstlern einer Werkstätte für Bilder zu verschiedensten Themen verwendet.

Dürer als Tierzeichner

Dürers Interesse für Tierdarstellungen äußerte sich seit jeher vor allem in Abbildungen von Pferden und Reiterdarstellungen. Mit Studien von anderen Tieren nach der Natur begann er mit seinem ersten Aufenthalt in Italien um 1494/95. Dort war es schon länger üblich gewesen, Skizzen nach lebenden Tieren vorzunehmen, man denke nur an die feinfühligen Arbeiten Pisanellos (1395–1455) oder die kräftigen Pferde von Paolo Uccello (1397–1475). Neben den konstruierten Proportionsstudien sind gerade Dürers akribisch durchgezeichnete Federzeichnungen angesehen. Diese Studienobjekte – wie z. B. ein Rasenstück oder eben der Feldhase – erhalten erstmals die ganze Fläche eines Blattes für sich und werden nicht in eine Erzählung eingebunden oder als Attribute nebenbei angeführt. Die Umgebung ist ausgespart, während das Dargestellte mit gezielter Lichtführung an Raum und Plastizität gewinnt.

Dürer legte diese Studien nicht gezielt als Vorlagen an – vielmehr interessierte ihn das Erkennen und Erfassen der Natur. Dabei ging es ihm nicht um ein reines Abbilden des vor ihm Liegenden, sondern wie bei einem Porträt um das Widerspiegeln psychologischer und charakterlicher Eigenschaften. Auch bei den Tierbildern wollte Dürer das Wesen des porträtierten Tieres erfassen, während der naturwissenschaftliche Aspekt in den Hintergrund rückte. In späteren Werken nahm Dürer diese Studien teilweise in seine Stiche und Gemälde auf.

Albrecht Dürer, Detail aus: Maria mit der Meerkatze, um 1498, Kupferstich

Albrecht Dürer, Detail aus: Maria mit der Meerkatze, um 1498, Kupferstich

Warum bei der Darstellung des verlorenen Sohnes der Hahn im Hintergrund eine tiefsinnigere Bedeutung hat, warum neben Maria mit dem Kind eine Meerkatze an die Kette gelegt ist und was insgesamt acht Tiere beim Sündenfall zu suchen haben? Diese und andere Symbole werden demnächst in weiteren Blogbeiträgen erklärt!


Stories from the Edge. Ein Ausflug zu den Identitäten der Adriaküste

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Die nördliche Adria ist der Ausgangspunkt dieser Ausstellung und als Schnittstelle des Projekts ist ein mobiles Atelier – ein VW-Campingbus, der zu einem Ort der Kunstproduktion für Künstlerinnen und Künstler sowie für die lokale Bevölkerung wurde. Diese Küstenregion die sich von Kroatien, über Slowenien bis nach Italien erstreckt, war einst Teil der k. u. k. Riviera und ist heute ein beliebtes Reiseziel für jährlich Millionen von Menschen. Die Kultur der Region wurde im Laufe der Jahre nicht nur vom Massentourismus geprägt, sondern auch von Kriegen, politischen Auseinandersetzungen und ökonomischen Nöten.

Während der Projekt-Road-Trips verwandelte sich der grüne VW-Bus von RENTABULLI in eine „Pop-up-Osmiza“ – eine mobile Buschenschank, die zugleich als mobiles künstlerisches Forschungsatelier und als Ankerpunkt für ein gastfreundliches Miteinander diente. Insgesamt sieben Mal machte die mobile Osmiza Station und lädt nun auch in Graz im Rahmen der beiden Eröffnungen zur Teilnahme ein.

Im Anschluss an die Eröffnung fand ein Gespräch mit Kunstschaffenden sowie Expertinnen und Experten statt, das sich mit dem Schreiben von Geschichte(n) auseinandersetzte und Aspekte der historischen Entwicklung der Region in den künstlerischen Arbeiten in den Vordergrund rückt.

In der Ausstellung Stories from the Edge 2, die ab 22. Juli im Space05 zu sehen ist, geht es um ein Aufeinandertreffen verschiedener Identitäten sowie um die potenziellen Möglichkeiten politischer Aktivierung durch künstlerische Intervention.

Gemma mur schauen – Mu(r)seumstag im Museum im Palais

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In der Ausstellung

Schüllerinnen und Schüler in der Ausstellung “Die Mur. Eine Kulturgeschichte”, Foto: Universalmuseum Joanneum

Bei 14 spannenden Programmpunkten konnten die jungen Leute tief in die Materie eintauchen und selbst aktiv werden. Ausgangspunkt für den „Mu(r)seumstag“ war die aktuelle Schau „Die Mur. Eine Kulturgeschichte“ im Museum im Palais, die bei einem gemeinsamen Rundgang mit Astrid Aschacher und Christoph Pietrucha zu einem tollen Erlebnis wurde. Simone Maier, Petra Fuchs und Peter Pessl ließen die Schülerinnen und Schüler anschließend Wasserräder bauen  – dabei konnten sie auch erfahren, wie diese funktionieren und wozu man sie überhaupt braucht.

Spannende Informationen aus erster Hand

Hochwasser kann großen Schaden anrichten, wie die Schlagzeilen der letzten Wochen leider wieder zeigen. Wie die Grazer Berufsfeuerwehr bei solchen Ereignissen vorgeht, konnten die Schülerinnen und  Schüler aus erster Hand erfahren: Erfreulicherweise haben wir OA Gernot Eisenberger, der für die Einsatzplanung des Katastrophenschutzes für die Grazer Berufsfeuerwehr zuständig ist, als Vortragenden gewonnen.

Vortrag Berufsfeuerwehr_1

Vortrag von OA Gernot Eisenberger, Berufsfeuerwehr Graz, Foto: Universalmuseum Joanneum

Über die Renaturierung der Mur hat Dipl.-Ing. Katharina Schüssler vom Amt der Steiermärkischen Landesregierung (A 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit) berichtet. Bei Bewegungsspielen konnten alle erleben, wie wichtig die Wiederherstellung von naturnahen Lebensräumen ist.

Bewegungsspiel zur Renaturierung, Foto: Universalmuseum Joanneum

Bewegungsspiel zur Renaturierung, Foto: Universalmuseum Joanneum

Kreativ im Team

Ein Highlight des Tages war das gemeinsame Bauen einer stabilen Brücke, die ein Gewicht von 1 Kilogramm hält. Nur mithilfe von 3 A3-Blättern, Tixo und Schere sollten die Schülerinnen und Schüler  im Team austüfteln, wie das funktionieren kann. Es war sehr schön zu sehen, wie kreativ, teamfähig, ehrgeizig und ausdauernd sowohl Volksschülerinnen und Volksschüler als auch jene aus höheren Schulstufen an die Sache herangingen. Sehr oft hörte man ein Jubeln aus dem Hof, denn jede Gruppe schaffte die Aufgabe aus eigener Kraft – die Freude darüber war natürlich groß! Den Kulturvermittlern Clemens Fink und Christoph Kugler kam dabei die schöne Aufgabe zu, Koordinatoren von Wissen zu sein, das die Kinder mithilfe einiger Tipps selbst generierten.

Brückenbau, Foto: Universalmuseum Joanneum Brückenbau_2_VS Murfeld

Alles in allem war es ein gelungener Tag, der den Schülerinnen und Schülern den Hauptfluss der Steiermark auf eine andere Weise nähergebracht hat.

 

Tipp:

Die Ausstellung “Die Mur. Eine Kulturgeschichte” ist noch bis 17.07.2016 im Museum im Palais zu sehen!

Museum im Palais
Sackstraße 16
8010 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9810
museumimpalais@museum-joanneum.at

Ein Tierbuch namens Physiologus, Wunder Tier Teil 6

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Der anonym gebliebene Verfasser des Physiologus (griech., „Erforscher der Natur“) liefert in diesem aus Alexandrien stammenden Text die Beschreibung und christliche Deutung von ausgewählten Tieren in griechischer Sprache.

Die Taube – ein wichtiges Symbol

Von allen Tieren im Physiologus nimmt die Taube den meisten Platz ein. Ihr sind fünf von 48 Abschnitten gewidmet, was ihre große Bedeutung als christliches Symbol widerspiegelt. Die Taube in der Hand des Jesusknaben – wie bei der sogenannten Admonter Madonna in der Alten Galerie – ist ein besonders beliebtes Motiv im Mittelalter und weist auf das Wirken des Heiligen Geistes bei der künftigen Taufe hin.

Admonter Madonna mit Taube_Detail2

Admonter Madonna (Detail), Oberrhein, um 1300/1310, Foto: Universalmuseum Joanneum

Der Physiologus geht darüber hinaus und vergleicht zum Beispiel Gottes Worte mit dem Gurren und Klagen der Turteltauben und Haustauben. In der Bibel wird darauf verwiesen, dass die Juden Tauben als Opfertiere in den Tempel bringen können, wenn sie sich kein Opferlamm leisten können. So ist dies auch am Fest der Darbringung 40 Tage nach der Geburt des Herrn geschehen, als die Prophetin Hanna dem Hohenpriester zwei Tauben überbringt.

Seltsame Wunderwesen und teuflische Verführer

Auch einige Steine, Pflanzen und seltsame Wunderwesen wie das Einhorn oder das Meeresungeheuer Säge, das mit den Segelschiffen um die Wette segelt, bis es ermattet zurückfällt, werden im Physiologus beschrieben und in einen christlichen Kontext gebracht. Besonders eindringlich wird von jenen Tieren erzählt, die das Böse verkörpern. Das ist neben der Schlange, die das erste Menschenpaar am Baum der Erkenntnis verführte, vor allem der Drache. Ihm ist merkwürdigerweise kein eigenes Kapitel gewidmet, obwohl er seit der Antike als real existierendes Tier angesehen wurde. Der Drache tritt stets als teuflischer Verführer und Feind von anderen Tieren wie dem Hirsch oder Elefant auf, die ihn aber dank göttlicher Liebe überlisten und besiegen können. Auch christlichen Heiligen wie dem Erzengel Michael gelingt es, das Untier zu töten.

Drache Kopf

Hl. Michael mit Drachen, Steiermark, um 1430-40, Foto: Universalmuseum Joanneum

Nach mittelalterlichem Verständnis sind auch die bösen Tiere ein unverzichtbarer Teil der Schöpfung, da erst durch sie das Gute vollbracht werden kann. So spielt der Wal, der den Propheten Jona verschlingt und wieder auswirft, eine wichtige Rolle in der typologischen, auf Christus bezogenen Bibelauslegung.

Wal

Jona entsteigt dem Wal, St. Lambrecht, ca. 1440, Foto: Universalmuseum Joanneum

Literarische Tradition

Schon im Altertum wurde begonnen, das Wissen über die Tiere zu sammeln und niederzuschreiben, wie es beispielsweise der römische Naturforscher Gaius Plinius der Ältere tat (23–79 n. Chr.). Aus diesen überlieferten Quellen schöpfte der Physiologus seine zoologischen Kenntnisse. Als der eigentliche Begründer der abendländischen Biologie gilt aber der griechische Philosoph Aristoteles (gest. 322 v. Chr.). Seine Erforschung der botanischen und zoologischen Lebensbereiche, vor allem seine Systematik der Tiere in zwei große Stämme – der „Blutlosen Tiere“ und der „Bluttiere“ – hat als Lehrbuch bis in die Neuzeit Gültigkeit gehabt. Unter dem Titel De animalibus („Über die Tiere“) hat Aristoteles 19 Bücher verfasst, die die wunderbare Vielfalt der Tierwelt aufzeigen. Die textgeschichtlich interessante Passage „Schön hat der Physiologus gesprochen“, mit der viele Kapitel des Physiologus enden, bezieht sich daher vermutlich auf den großen Aristoteles.

Der Physiologus ist vorbildhaft für die Tierdarstellungen der frühchristlichen Kunst geworden. In der lateinischen Übersetzung aus dem 4./5. Jahrhundert erfuhr der Text eine rasche Verbreitung im Westen, wo seit der karolingischen Zeit auch bebilderte Abschriften entstanden. Berühmt geworden ist der sogenannte Millstätter Physiologus aus der Zeit um 1200, der als erste deutsche Ausgabe auch einfache Federzeichnungen zu den besprochenen Tieren enthält.

Reich ausgestattete Bestiarien

Das Bestiar (lat. Bestia, wildes Tier) übernahm im Mittelalter die Verbreitung des immer größer werdenden zoologischen Wissens. Es wurde anfangs oft synonym für den Physiologus verwendet, enthält aber jüngere enzyklopädische Einschlüsse, z. B. von Isidor von Sevilla (gest. 636 n. Chr.) oder Hrabanus Maurus (gest. 856 n. Chr.). Die Blütezeit der vorwiegend in England entstandenen Bestiarien war das 12. und 13. Jahrhundert. Ihre reiche Bildausstattung mit wundersamen Tierszenen machte diese Bücher zu einer Fundgrube für die Ikonographie der Tiere und bis ins 15. Jahrhundert zu besonders beliebten Naturkundewerken.

 

Tipp:

Eine Reclam-Ausgabe des Physiologus ist anlässlich der Sonderausstellung „Wundertiere. 1 Horn und 100 Augen“ im Shop von Schloss Eggenberg erhältlich.

Tour de Joanneum: Die Gärten in Schloss Eggenberg

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Bereits während der Bauzeit des Schlosses bestand ein kleiner ummauerter Garten, der ab 1678 zur großen Anlage im italienischen Stil erweitert wurde, der das Schloss mit Hainbuchenkarrees, Springbrunnen und Heckentheater umschloss. Nach dem Aussterben der Familie Eggenberg ließ der neue Schlossherr, Johann Leopold Graf Herberstein, die Anlage ab 1754 mit großem Aufwand zu einem französischen Garten umgestalten, der bereits in den 1780er-Jahren öffentlich zugänglich war. Zu den besonderen Attraktionen dieses Gartens zählten etwa ein Labyrinth, die „Salatrain“, ein heute noch bestehender Rokoko-Pavillon, Gewächshäuser für exotische Pflanzen sowie ein Obstgarten. In dieser Zeit entstand auch die heute noch bestehende Umfassungsmauer mit zwölf Toren.

Umbau im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert spiegelte sich das Naturbewusstsein der Romantik auch in einer grundlegenden Neugestaltung des Eggenberger Schlossparks wider. Den barocken Formalgarten empfand man nun als hässliche, in Normen gepresste Natur. Der junge Gartenenthusiast Jerome Graf Herberstein lies aus diesem Grund nach 1829 rund um das Schloss „…ein vollkommenes, der Mannigfaltigkeit der Natur nachgebildetes Landschafts = Gemälde“ anlegen. Die strenge Gliederung des Gartens wich neuen Partien mit kunstvollen Gehölzbouquets, fremdländischen Bäumen und Staffagebauten.

Als Aussichtspunkt wurde 1835 ein künstlicher, mit Rosen und Koniferen bepflanzter Hügel errichtet, dessen Kuppe von einem Parapluie beschattet wurde. Dieser „Rosenhügel“ blieb für viele Jahrzehnte die größte Attraktion des Eggenberger Gartens, die erst im 20. Jahrhundert aufgelassen wurde. Seit seiner Restaurierung 2007/2008 machen rund 400 historische Rosen die verlorene Blumenpoesie des Biedermeiers wieder sichtbar.

Rosenbogen im Venusgarten
Universalmuseum Joanneum/ Jare

Die Gärten im 20. Jahrhundert

Im frühen 20. Jahrhundert schwand das Interesse am Garten, der sich immer mehr zum einfachen Stadtpark verwandelte. 1939 ging die gesamte Anlage in den Besitz des Landes Steiermark über, und in der Folgezeit blieb der Park zwar in seiner Grundstruktur erhalten, ein Großteil der Staffagen und pflegeaufwendigen Bereiche ging jedoch verloren, sodass der Fortbestand dieses Kulturdenkmals in den frühen 1990er-Jahren ernsthaft gefährdet war. Aus diesem Grund wurde 1993 in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt ein Parkpflegewerk in Auftrag gegeben, dessen Ziel die Erhaltung und Rekonstruktion des Gartens als Kulturdenkmal der Romantik ist. Der kostbare Bestand sollte gesichert und die verlorenen Elemente sollten, so weit wie möglich, wieder ergänzt werden.

Seit 2000 wurden umfangreiche Maßnahmen zur Ergänzung und Rekonstruktionvon Gehölzgruppen, Teich und Sichtachsen gesetzt. In der Nordecke des Parks formte die Architektin Helga Maria Tornquist 2003 den poetischen Planetengarten, der eine alte Tradition aufgreift: Ein detailreich gestaltetes Ensemble an Gartenräumen steht unter dem Signum der sieben klassischen Planeten und orientiert sich am Programm des Eggenberger Planetensaals.

Planetengarten
Universalmuseum Joanneum / zepp®cam.at/Graz, Austria

 

Das an der Rückseite des Schlosses gelegene „Herrschaftsgartel“ wurde ursprünglich nach 1848 angelegt und war mit einem kleinen Lusthaus und einem Seerosenbecken der gräflichen Familie Herberstein vorbehalten. In den Jahren 2004 bis 2005 wurde dieses Areal nach historischen Quellen rekonstruiert, und auch das Biedermeier-Gärtchen vor dem Südpavillon wurde mit Blumen und Gehölzen aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts – in der dieser Bereich ursprünglich gestaltet worden ist – wiederhergestellt.

 

Veranstaltungstipp:

Die styriarte gibt auch heuer ein Gastspiel im barocken Welttheater und lädt am 8. Juli zumFest in Eggenberg. Thomas Höft und die Neue Hofkapelle Graz nehmen alle Festgäste mit auf die Hochzeitsfeier Kaiser Josephs I., dem nachgesagt wurde, ein „König der Schürzenjäger“ zu sein.

Ein romantischer Spaziergang durch den Eggenberger Garten lässt sich außerdem genüsslich mit einem styriarte-Musikpicknick verbinden: In Zusammenarbeit mit Steiermark Tourismus und dem Angebot zu „Kulturgenuss im Grünen“ findet am 17. Juli 2016 im Anschluss an die Matinee „Auf Kur“ im Planetensaal ein außergewöhnliches Picknick mit Wohlfühlgarantie im Schlosspark statt! Weitere Kulturveranstaltungen, Kulturangebote und Packages im Grünen Herz entdecken Sie auf www.steiermark.com/kultur

Die Schuhe der Stars im Rosegger-Museum

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Rosegger, die Beatles und die Stones haben sie ebenso getragen wie die imperialen Sturmtruppen aus „Star Wars“, Letztere selbstverständlich in Weiß: Chelsea-Boots. Heute werden diese klassischen Stiefeletten von modebewussten Damen und Herren wieder öfter getragen, und auch im Reitsport finden sie Verwendung.

Der Chelsea-Boot, ein Halbstiefel, wurde 1840 als „Elastic Boot“ vom Schuhmacher Joseph Sparks Hall patentiert. Ursprünglich wurde er als Herrenschuh konzipiert, aber angeblich hat auch Queen Victoria an ihm Gefallen gefunden. Zunächst wurde er als Reitstiefel vorwiegend am Land verwendet, hielt aber schon bald Einzug in die urbane Schuhmode. Peter Rosegger trug Chelsea-Boots nachweislich um 1900 auf einem Foto im Kreise der Familie.

Chelsea Boot Widmung Kopie

Foto: Universalmuseum Joanneum

Schick und bequem

Das wichtigste Merkmal der Chelsea-Boots sind die beidseitigen Gummibändeinsätze und die Schlaufe für komfortables An- und Ausziehen. In verschiedenen Jugendkulturen war der Halbstiefel Teil der szenetypischen Kleidung: In den 60er-Jahren wurde er von den „Mods“ getragen, in den 70er-Jahren von den „Punks“ und in den 80ern von den „New Romantics“.

Vor einiger Zeit in den Tiefen eines Waschtisches im Rosegger-Museum entdeckt, sind die Chelsea-Boots von Peter Rosegger nun Teil der erweiterten Ausstellung im Rosegger-Museum, die sich mit der regen Wander- und Reisetätigkeit des Schriftstellers beschäftigt.

Roseggers letzte Stiefeletten

Die ausgestellten Schuhe sind die „letzten Stiefeletten des Dichters“. Seine Schwiegertochter Paula Rosegger hat sie dem Museum am 24. 9. 1958 geschenkt. Hergestellt wurden die Schuhe (Größe 43) von Franz Stanitz, Schuhmacher in der Bürgergasse 9 in Graz.

Einige Reisen Roseggers, vor allem die Bahnreisen, waren oft sehr kurzfristig angesetzt. Da er nicht selten vom Schreibtisch weg in das Eisenbahnabteil lief, war seine Ausrüstung mitunter dementsprechend dürftig: sein Wanderstock, wie er ihn im Garten verwendete, das, was er in den Taschen des Rockes und Übermantels verstauen konnte, wie Taschenmesser, Karte, Notizblock und Bleistift und … die Schuhe, die er gerade trug – seine Chelsea-Boots.

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