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VIP´s Union

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Diese Arbeit der Künstlerin stellt – wie es beim Storage Piece der Fall gewesen wäre – eine spannende Verbindung zu den Ausstellungen von Erwin Wurm und Koki Tanaka her. Von Anfang an wurden diese drei Schauen im Verhältnis zueinander konzipiert; sie kreisen um Alltag bzw. Alltagsroutinen. Koki Tanaka und Haegue Yang haben darüber hinaus beide ein Interesse daran, mit ihrer Arbeit temporäre Gemeinschaften zu formen.

Steirische VIPs

Anlässlich der Einzelausstellung VIP´s Union von Haegue Yang treten wir an verschiedene Persönlichkeiten aus Graz und der Steiermark mit der Bitte um eine Leihgabe in Form von Möbelstücken heran. Diese Möbel sind ab dem 22. Juni 2017, von der Künstlerin arrangiert, im ganzen Haus zu sehen und können – sofern die Leihgeber/innen damit einverstanden sind – auch genutzt werden. Den Abschluss bildet im Februar/März 2018 eine Ausstellung im Space02; die Möbelstücke werden dann als Exponate ausgestellt. Die Präsentation in Graz steht in einer Reihe mit weiteren VIP´s Unions, die in Berlin, Bristol, Antwerpen, Bonn und Seoul umgesetzt wurden.

Für Haegue Yang sind die VIP´s Unions immer auch das Porträt einer Kulturlandschaft des jeweiligen Ortes, gleichsam abstrakt, aber auch sehr konkret, weil sich darin verschiedene Geschmacksvorlieben und Vorstellungen in Bezug auf „very important persons“ und ihre Verbindung zu den jeweiligen Kulturinstitutionen abbilden.

Haegue Yang, VIP’s Union, 2001/2011, Borrowed chairs and tables, Dimensions variable Courtesy of the artist Installation view of The Sea Wall: Haegue Yang with an Inclusion by Felix Gonzalez-Torres, Arnolfini, Bristol, UK, 2011, Photo: Jamie Woodley

Haegue Yang, VIP’s Union, 2001/2011, Borrowed chairs and tables, Dimensions variable Courtesy of the artist Installation view of The Sea Wall: Haegue Yang with an Inclusion by Felix Gonzalez-Torres, Arnolfini, Bristol, UK, 2011, Photo: Jamie Woodley

Die Qual der Wahl

Im Team des Kunsthauses haben wir lange die Kriterien unserer VIP-Auswahl diskutiert, denn es ist nicht einfach zu klären, was eine „very important person“ auszeichnet. Nach einiger Überlegung sind wir zum Schluss gekommen, dass für die Institution wichtige Personen eingeladen werden sollen, also Menschen, die für das Kunsthaus in der Vergangenheit wichtig waren, gegenwärtig Bedeutung haben oder mit denen wir uns künftig verbinden wollen. Wir gehen davon aus, dass wir eine reichlich hybride „Landschaft“ erhalten werden, die dennoch einen Raum der Gemeinsamkeit aufmacht.

Storage Piece

Vor nicht allzu langer Zeit erhielt ich ein Schreiben des Sammlers Axel Haubrok, dass wir das Storage Piece nun doch leihen könnten. Die Freude war zwar groß, doch wir entschieden uns nun, VIP´s Union wie geplant zu realisieren und Storage Piece zu einem späteren Zeitpunkt zu leihen.

Haegue Yang, Storage Piece, 2004, Installationsansicht Unpacking Storage Piece, haubrokshows, Berlin, Germany, 2007. Foto: Ludger Paffrath, Berlin


Eine Stilikone für das Joanneum – Eine „Frankfurter Küche“ in der Kulturhistorischen Sammlung

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Heute am Blog: #title# #url#Die österreichische Architektin Margarethe Schütte-Lihotzky (1897–2000) hat die Frankfurter Küche als „Labor einer Hausfrau“ für die Wohnungen des von Ernst May initiierten Bauprojektes „Neues Frankfurt“ entworfen – eine Stilikone des frühen 20. Jahrhunderts – vergleichbar mit anderen legendären Möbelentwürfen dieser Epoche wie zum Beispiel der Wassily Chair, Modell No. B von Marcel Breuer (1925) oder die Liege Modell No. B von Le Corbusier, Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand (1928).

Eine „Frankfurter Küche“ in einer historischen Aufnahme, Abbildung © Zeitschrift „Das neue Frankfurt“, 5/1926-1926.

Eine „Frankfurter Küche“ in einer historischen Aufnahme, Abbildung © Zeitschrift „Das neue Frankfurt“, 5/1926-1926.

Als erste kursteilnehmende Frau an der Wiener k. k. Kunstgewerbeschule, der späteren Universität für angewandte Kunst, wurde Margarete Schütte-Lihotzky dort von Lehrern wie Josef Hoffmann, Anton Hanak und Oskar Kokoschka geprägt und studierte von 1915 bis 1919 Architektur bei Oskar Strnad und Baukonstruktion bei Heinrich Tessenow. Durch die Zusammenarbeit mit Strnad kam sie erstmals mit dem sozialen Wohnbau in Wien in Berührung, einem Gebiet, auf dem ihr Architekturprofessor Pionier war. Nach ihrer Graduierung kooperierte sie mit ihrem Mentor Adolf Loos, als dessen Mitarbeiterin sie Ernst May, den Bauprojektleiter des „Neuen Frankfurt“, kennenlernte. Dieser beauftragte sie mit der Ausarbeitung der Frankfurter Küche, die auf minimalem Raum maximalen Komfort und eine umfassende Ausrüstung bieten sollte. Von drei unterschiedlich großen Typen der Küche wurden insgesamt 15.000 Exemplare gebaut. Eine Vielzahl dieser Küchen ist nach wie vor in der heutigen Ernst-May-Siedlung in Frankfurt eingebaut und wird noch benutzt.

„Period Room“ des frühen 20. Jahrhunderts

Da die Kulturhistorische Sammlung am Universalmuseum Joanneum einen bedeutenden Bestand von insgesamt neun kompletten historischen Raumausstattungen – sog. „Period Rooms“ von der Renaissance bis ins 19. Jahrhundert – besitzt, liegt es aufgrund dieser Sammlungstradition nahe, den Bestand der Raumausstattungen auch um relevante Beispiele des 20. Jahrhunderts zu erweitern. Durch den langjährigen fachlichen Kontakt zwischen den Möbelrestauratoren beider Museen konnte Anfang 2016 die Schenkung einer Frankfurter Küche, die ehemals in der Parterrewohnung der Ernst-May-Siedlung, Höhenblick, Hausnummer 22, eingebaut war, aus den Beständen des Frankfurter Museums für die Kulturhistorische Sammlung angebahnt werden. Durch die großzügige Unterstützung des Direktors des Museums Angewandte Kunst in Frankfurt, Matthias Wagner K, ist unsere Sammlung nun um ein kunst- und kulturhistorisch sowie gesellschaftspolitisch äußerst bedeutendes Beispiel europäischer Möbelgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts reicher!

Margarete Schütte-Lihotzky, Abbildung © MONO VERLAG.

Margarete Schütte-Lihotzky, Abbildung © MONO VERLAG.

Bei unserer Frankfurter Küche handelt es sich um eine des Typs 1, der kleinsten Variante, die zwischen 1926 und 1927 eingebaut wurde. Die Küche ist weitgehend vollständig erhalten und besteht hauptsächlich aus einem großen Kasten, der rechts der Eingangstür stand, vier weiteren Unterschränken und einem großen, querrechteckigen Oberschrank mit vier verschiebbaren Glastüren. Darüber hinaus gehören ein kleines Gewürzregal, ein zweigeteiltes gusseisernes Spülbecken samt den zugehörigen Wandhaken und die hölzerne Geschirrabtropfwanne dazu. Auch der gesamte Gewichtmechanismus mit Stahlseil und Umlenkrollen, mit dem man das Brett zur Durchreiche nach oben hinter den küchenseitig angebrachten Oberschrank schieben und dann die Klappe zum Wohn- und Esszimmer öffnen konnte, ist noch vorhanden. Die meisten Fachböden und Gestelle zur Lagerung unterschiedlich großer Topfdeckel sowie viele weitere Originalteile der Innenausstattung der Kästen wie z. B. emaillierte blecherne Abtropfwannen, ein eiserner Gitterrost und eine in einem Unterkasten angebrachte, dreiseitig umlaufende eiserne Rundstange zum Aufhängen von Pfannen, Töpfen und weiteren Küchengeräten existieren noch. Darüber hinaus zählen eine Lampenfassung, zwei metallene Wandhaken für einen Glasfachboden und sieben originale Wandfiesen zum Bestand.

Grundriss der „Frankfurter Küche“, Abbildung © betonliebe.com.

Grundriss der „Frankfurter Küche“, Abbildung © betonliebe.com.

Nicht mehr vorhanden waren der originale Kochherd der Marke „Prometheus“, ein Radiator sowie der Großteil der Wand- und Bodenfliesen. Herd und Heizkörper könnten im Falle einer zukünftigen Museumspräsentation als „Period Room“ mithilfe der Ernst-May-Gesellschaft e. V. durch Dauerleihgaben ergänzt werden. Sämtliche Sichtseiten der Küchenmodule sind mindestens zweifach mit weißer und das Beschlagwerk sowie die Griffe der Schubkästen mit schwarzer Farbe überstrichen. Unter den Überfassungen befindet sich die originale dunkelblau-graue Farbfassung, die für viele Frankfurter Küchen als typisch gilt.

Komplexes Studienobjekt

Als Grundlage für eine zukünftige museale Präsentation der Frankfurter Küche ist ein Projekt mit Studierenden der Konservierung und Restaurierung angedacht. Im Zuge dessen sollen die Küchenmodule ausführlich fotografisch, aber auch digital-zeichnerisch dokumentiert und mithilfe dieser Daten ein digitaler Raumplan erstellt werden. Eine Erfassung sämtlicher Schäden in digitalen Kartierungen bildet die Grundlage für die weitere Bearbeitung. Die Untersuchung der einzelnen Module wird wichtige Erkenntnisse über deren Konstruktionsweise bringen. Zur Klärung der ursprünglichen Farbfassung sowie der diversen Überfassungen sollen anhand von mikroskopischen Querschliff- und Streupräparatanalysen die Stratigraphie sowie die Binde- und Farbmittel der unterschiedlichen Schichten untersucht und bestimmt werden. Auf Grundlage dieser Ergebnisse kann ein schadensspezifisches Reinigungs-, Konservierungs- und Restaurierungskonzept erstellt und können Überlegungen zur Freilegung der Originalfassung angestellt werden. Schlussendlich sollen aufgrund dieses Konzeptes Musterflächen angelegt und sämtlich angefallenes Datenmaterial als Grundlage für eine weitere Bearbeitung in die Datenbank eingespeist werden.

 

 

Gruppenreise nach London

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v.l.n.r.: Kuratorinnen Gudrun Danzer, Katrin Bucher Trantow, Kunsthaus-Leiterin Barbara Steiner, Kuratoren Günther Holler-Schuster, Peter Peer, Direktor Universalmuseum Joanneum Wolfgang Muchitsch

The New Tate

Ausgangspunkt der Reise war ein gemeinsamer Besuch der Tate Modern nach der Eröffnung des Erweiterungsbaus der Schweizer Architekten Herzog & De Meuron. Der Ausblick vom obersten Stock auf die Stadt ist atemberaubend. Von der Rauschenberg-Ausstellung war ich hingegen enttäuscht, auch wenn großartige Werke zu sehen waren. Dieser Künstler, der sich auf verschiedenen Ebenen mit Räumen und Raumerfahrung befasst hatte und zu einzigartigen Lösungen gekommen war, wurde „standardmäßig“ gezeigt. Damit meine ich, dass die Schau über bekannte Standards des Ausstellens nicht hinausging.

Tate Modern, Foto: Barbara Steiner

James Ensor und The Vulgar. Fashion Redefined

Neben der Besichtigung der Tate Modern nutzten wir die Gelegenheit für den Besuch weiterer Ausstellungen – wie etwa der exzellent von Luc Tuymans kuratierten Schau von James Ensor in der Royal Academy und der nicht minder exzellenten, sorgfältig recherchierten und aufbereiteten Ausstellung The Vulgar. Fashion Redefined in der Barbican Art Gallery. Auf Wunsch von Günther Holler-Schuster machten wir noch einen Abstecher in die berühmte National Portrait Gallery, die Porträts von historisch wichtigen und bedeutenden Personen Großbritanniens zeigt. Da er zusammen mit Gudrun Danzer gerade eine Porträtausstellung für die Neue Galerie vorbereitet, kam die London-Reise gut zupass.

Ausstellung The Vulgar. Fashion Redefined, Barbican Art Gallery, Foto: Barbara Steiner

Ausstellung The Vulgar. Fashion Redefined, Barbican Art Gallery, Foto: Barbara Steiner

Das erste Treffen mit Peter Cook und Colin Fournier

Auch für mich kam der Zeitpunkt gelegen, konnte ich Peter Cook und Colin Fournier doch endlich persönlich kennenlernen und mit ihnen über die Details ihrer Ausstellung im Herbst 2017 sprechen. Peter Cook erwähnte, dass er am 21. Februar in der Bartlett School of Architecture ausstellen würde, und er fand, dass es wichtig für mich wäre, seine Ausstellung Sir Peter Cook: 80 Years 80 Ideas zu sehen. Also werde ich bald wieder nach London reisen, diesmal mit Niels Jonkhans, der zusammen mit Cook & Fournier das Kunsthaus Graz plante. Er wird auch das Ausstellungsdisplay für die Ausstellung übernehmen, der wir den Titel Up into the Unknown gegeben haben. Peter Cook, von dem dieses Zitat stammt, bezog sich damals auf die Art des Hineingleitens ins Kunsthaus auf dem sogenannten „travelator“ – denn was in seinem Inneren auf einen wartet, bleibt dabei zunächst ungewiss. Unser Ausstellungstitel bezieht sich aber auch auf Bauprozesse, die nicht vollständig kontrolliert werden können, und auf Lücken, die sich zwischen Ideen und deren Realisierung auftun.

Peter Cook (links) und Colin Fournier (rechts), Foto: Universalmuseum Joanneum/ Kunsthaus Graz

Newport Street Gallery

Last but not least, besuchten wir noch die Newport Street Gallery, initiiert von Damien Hirst. Dort werden Ausstellungen gezeigt, sie sich aus der Sammlung des Künstlers speisen. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs gab es eine Schau von Gavin Turk zu sehen. Der beeindruckende Gebäudekomplex, designt von Caruso St.John, integriert bestehende Gebäude und erweitert diese. Neben den Galerieräumen sind das Restaurant „pharmacy 2“ und der Shop „other criteria“ in dem Gebäude untergebracht. Der Eintritt in die Ausstellungen ist frei. Ich kann mir gut vorstellen, dass Hirsts Initiative diesen südlich der Themse gelegenen Teil Londons, der noch nichts von der üblichen „Hipness“ hat, sehr mitverändern wird. Die ersten Anzeichen gibt es bereits.

Foto: Jackson Coles

Shop „other criteria“, Foto: Barbara Steiner

Auf ins Ungewisse

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Werkauswahl

Die Auswahl der Werke kommt gut voran: wir wollen Werke von Archigram (Cook war Mitbegründer) zeigen – hier vor allem Instant City. Dazu wird Bâtiment Public – ein unrealisiertes Projekt von Archigram in Zusammenarbeit mit Colin Fournier – zu sehen sein. Von diesen Projekten ausgehend, widmen wir uns dem Aufkommen von neuen Technologien in den 1990er-Jahren und ihre Verbindung zu Überlegungen, die aus den 1960er- und 70er-Jahren stammen. Denn die Herstellung von außergewöhnlichen Formen, wie etwa der blauen Dachlandschaft des Kunsthauses verdankt sich wesentlich computergestützter Design und Grafik-Software. Leider ist von einem wichtigen Vorgängerprojekt mit dem Titel Zunge, das Cook & Fournier für den Grazer Schlossberg entwickelt hatten, nichts mehr vorhanden. Dieser Entwurf sah ein auffallend farbenfrohes Dach mit organo-morphen „Nozzles“ vor, so als würde sich das Gebäude aus dem Berg auf die darunterliegende Straße ergießen.

Entwurf, 1997, Peter Cook und Colin Fournier für das Kunsthaus im Schlossberg, Archiv Neue Galerie Graz

Gernot Stangl, Rendering: Spacelab

Der Bauprozess

Doch wie bereits eingangs angedeutet widmet sich die Ausstellung vor allem dem Bauprozess des Kunsthauses. Im Prinzip geht es hier vor allem um den Übersetzungsprozess von visionären, einst hypothetischen Ideen hin zu einer funktionierenden Kunstinstitution sowie den Auswirkungen von Zeitdruck, Budgetgrenzen, funktionellen Anforderungen und technischen Beschränkungen.

Denn alle diese Faktoren führten zu erheblichen Änderungen der ursprünglichen Pläne, aber auch zu kreativen „ad hoc“-Lösungen während des Bauprozesses. Viele Details verraten noch heute, wie die Architekten auf die auftretenden Herausforderungen reagierten, wie sie mit Problemen umgingen und Schwierigkeiten lösten. Man kann dies immer noch am Erscheinungsbild des Gebäudes ablesen.

Um mehr Einblick in diesen Prozess zu bekommen habe ich über einen längeren Zeitraum Interviews mit den am Bau Beteiligten geführt, vor kurzem mit den Grazer Architekten Peyker und Eisenköck, die die konkrete Umsetzung verantworteten. Dass das Kunsthaus überhaupt realisiert werden konnte, grenzt im Rückblick ob der politischen, technischen, zeitlichen und ökonomischen Herausforderungen an ein Wunder.

Gernot Stangl, Rendering: Spacelab

Rationalisten, Ästheten, Magengrubenarchitekten, Demokraten und Mediakraten

 

Parallel zur Ausstellung Auf ins Ungewisse werden Beispiele für Projekte von in Graz ansässigen Architekten gezeigt, die der gleichen Generation wie Cook und Fournier angehören. Obwohl sie alle mehrere Jahre im Ausland verbracht haben und mit einflussreichen internationale Netzwerken in Kontakt stehen, blieb Graz bzw. die Steiermark in vielerlei Hinsicht ihr Lebensmittelpunkt. Sie alle haben einen mehrfachen Bezug entweder zu Peter Cook, zu Colin Fournier oder sogar zu beiden.

 

Ein ungewöhnlicher Titel

Der Titel der Schau Rationalisten, Ästheten, Magengrubenarchitekten, Demokraten und Mediakraten wurde dem Buch Architektur-Investitionen. „Grazer Schule“, 13 Standpunkte (Forum Stadtpark, 1984) entnommen. Lange habe ich gerätselt wer sich hinter dem Autorennamen „urturm“ verbirgt – doch dank Eilfried Huth konnte dies gelüftet werden: Der Einleitungstext im Buch, in dem der nunmehrige Titel vorkommt, stammt von Bernhard Hafner. Dieser Titel soll verdeutlichen, dass man es mit sehr verschiedenen architektonischen Ansätzen zu tun hat. Ich bin davon überzeugt, dass über den Begriff „Magengrubenarchitekt“ viel diskutiert werden wird. Was ist ein „Magengrubenarchitekt“? Dreht es einem angesichts dessen den Magen um oder berührt Architektur emotional so dermaßen, dass man Schmetterlinge im Bauch spürt?

Bernhard Hafner, City in Space, 1966

Die Herangehensweise

Vorgestellt wird eine große Bandbreite an Herangehensweisen, seien diese pragmatisch, funktional, intellektuell oder intuitiv. Davon ausgehend werden „Knoten“ gebildet, die Berührungspunkte zwischen bestimmten Fragestellungen bzw. Interessen zeigen, etwa an binären Codes, Mitbestimmung, am Umgang mit Primär- und Sekundärstrukturen, an sozio-ökonomischen, ökologischen oder ästhetischen Aspekten. Die Resultate sind durchaus unterschiedlich.

D.h. das Herausarbeiten verschiedenster „Knoten“ spielt individuelle Herangehensweisen nicht herunter, sondern setzt sie zueinander in Beziehung.

Ausstellungsplanung, 1. Skizze © Barbara Steiner

Fasching – fröhliches Feiern oder höchstes Fest der gottlosen Welt?

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Die Multimedialen Sammlungen am Universalmuseum Joanneum durften im Rahmen des Projekts „Landesaufnahme“ mehr als 25 steirische Museen und Gemeindearchive besuchen. Neben der Sichtung der im Depot lagernden analogen Foto- und Filmbestände und einer konservatorischen Beratung durch die Mitarbeiter der Multimedialen Sammlungen vor Ort, konnten hierbei auch wertvolle Erfahrungen hinsichtlich der Archivierung und Digitalisierung derartiger Bestände ausgetauscht werden.

Was hat es eigentlich mit dem Fasching auf sich? Und welche besonderen Faschingsbräuche gibt es?

80 Years, 80 Ideas

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Bei der sehr gut besuchten Eröffnung in der Bartlett School of Architecture wurde von Prof. Frédéric Migayrou launig darauf hingewiesen, dass Peter Cook in seinen 80 Lebensjahren ganz bestimmt mehr als 80 Ideen gehabt hätte. In der Tat ist Cook eher eine „Ideenmaschine“. Er gilt als einer der anregendsten Architekten seiner Zeit – beginnend mit der Gruppe Archigram in den 1960er-Jahren bis hin zu seiner heutigen Zusammenarbeit mit Gavin Robotham (CRAB) –, auch weil er Architektur umfassend denkt und nicht alleine auf das Bauen im engeren Sinn beschränkt.

Ausstellungseröffnung, rechts: Peter Cook, Foto: Barbara Steiner

Das Kunsthaus

Das Kunsthaus, das Cook mit Colin Fournier errichtet hatte, nahm in der Ausstellung einen prominenten Platz ein. Interessant fand ich, dass Cook in seiner Ausstellungskonzeption Originale, Kopien und von Hand überarbeitete Reproduktionen mischte und in Sprechblasen, die über die Wände verteilt waren, kommentierte. Die Wände waren übrigens bunt. Niels Jonkhans, der bereits mit Cook und Fournier am Kunsthaus eng zusammengearbeitet hatte, wird das Ausstellungsdesign übernehmen.

Schon vor unserer London-Reise war klar, dass wir keine weißen Wände wollen; auch hatte Niels darüber nachgedacht, Peter Cook und Colin Fournier aus heutiger Sicht um ihre Kommentare zum Kunsthaus zu fragen. Die Ausstellung bestärkte uns also, mit diesen Überlegungen fortzufahren. Peter Cook wünscht sich, dass wir den Blick aus dem Kunsthaus auf den Schlossberg gebührend feiern – in seinen eigenen Worten: „This nozzle that looks at the silly, old Schlossberg.“

Blick aus der Kunsthaus Nozzle, Graz 2003, Uhrturm mit Schatten von Markus Wilfling, Foto: Universalmuseum Joanneum/ N. Lackner

Kommentare von Peter Cook, Foto: Barbara Steiner

Unser Arbeitstreffen

Am Tag nach der Eröffnung gab es ein Arbeitstreffen – ebenfalls in den Räumen der Bartlett-School of Architecture. Nach der ausführlichen Erörterung der Werkauswahl sprachen wir auch über Isa Rosenbergers Film. Ich hatte sie und andere Künstler/innen eingeladen, aus gegenwärtiger Sicht auf die Architektur von Cook und Fournier zu schauen. Ursprünglich war geplant, dass Isa Rosenberger mit ihrem Kameramann nach London fliegt, jetzt kommen Peter Cook und Colin Fournier im April nach Graz und der Film wird vor Ort gedreht. Auf diese Art und Weise können wir deren heutige Perspektive über den Film vermitteln. April wird also der Monat der Filmdrehs.

links: Peter Cook, rechts: Colin Fournier, Foto: Barbara Steiner

Koki Tanaka und Zwentendorf

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Ausgangspunkt ist der gemeinsame Protest von Menschen gegen die Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Zwentendorf in den späten 1970er-Jahren.  Zum Zeitpunkt der Volksabstimmung am 5. November 1978 stand das Kernkraftwerk bereit zur Aufnahme seiner Produktion, ein hauchdünner Überhang von 50,5 % gab den Ausschlag, das Vorhaben aufzukündigen. Tanakas Entscheidung für das Thema Zwentendorf hat nicht zuletzt auch mit dem großen Erdbeben und der Katastrophe von Fukushima im Jahr 2011 und den nachfolgenden kollektiven Aktionen, mitunter auch stillen Protesten, in Japan zu tun.

Im Dezember und Februar traf sich Koki Tanaka in Graz mit Protagonistinnen und Protagonisten von damals, aber auch mit ihren Kindern bzw. Jugendlichen von der BG/BRG Kirchengasse-Schule.

AKW Zwentendorf, Foto: Magdalena Reininger

AKW Zwentendorf, rechts: Koki Tanaka, links: Elisabeth Schlögl, Foto: Magdalena Reininger

Filmdreh in Österreich

Am 19. April kommt Tanaka mit einer japanischen Filmcrew nach Österreich, um den Filmdreh vorzubereiten. Am 21.4. wird dann eine Gruppe von elf Personen, die aufgrund von Kriterien wie Alter und beruflichem Hintergrund von Koki Tanaka zusammengestellt wurde, das Lied „Der Atomstrom“ (Text von der Agitprop-Gruppe Graz; Gstanzlmelodie) umschreiben, ihn also ins Heute übersetzen. Das klingt zunächst einmal nach einem schwierigen Unterfangen. Mir kam auch sofort eine andere Arbeit von Tanaka in den Sinn: A Piano Played by Five Pianists at Once (First Attempt)

Ein Piano, das von fünf Pianisten zeitgleich gespielt wird

Tanaka hatte vier Musiker und eine Musikerin eingeladen, vor laufender Kamera „a soundtrack for collective engagement“ (eine Tonspur für ein kollektives Engagement) zu komponieren. Die einzige Regel lautete: “to play one piano with all the pianists playing together” (ein Piano mit allen Pianisten gemeinsam zu spielen). Bei dieser und ähnlichen Arbeiten motiviert Tanaka Einzelpersonen zu einer kollektiven Aktion, die zunächst unmöglich bzw. schwierig erscheint. Um die Aufgabe zu bewältigen, müssen sich die Mitwirkenden untereinander austauschen, Gemeinschaftssinn und Kreativität entwickeln und zugleich neue Regeln des Verhandelns und der Zusammenarbeit ausloten. So ähnlich stelle ich mir auch das gemeinsame Songschreiben in Graz vor. Auch dieser Prozess wird gefilmt und aufgenommen.

Koki Tanaka, A Piano Played by 5 Pianists at Once (First Attempt), 2012, Videostill

Die Fahrt nach Zwentendorf

Am 22. April möchte Koki Tanaka Teilnehmer/innen von damals, ihre Kinder bzw. heutige Jugendliche zu einer Fahrt nach Zwentendorf einladen, um dort das tags zuvor getextete neue Lied gemeinsam  zu spielen und zu singen. Auch diese Phase des Projekts wird aus mehreren Kameraperspektiven gefilmt und aufgenommen.

Glücklicherweise unterstützt uns die EVN, der das ehemalige Atomkraftwerk gehört, auf verschiedenen Ebenen. So ist auch der Dreh am Wochenende kein Problem.

AKW Zwentendorf, Foto: Magdalena Reininger

AKW Zwentendorf, Foto: Magdalena Reininger

Wie Koki Tanaka in seinem Konzeptpapier schreibt, geht es bei dem Projekt „nicht um Nostalgie, sondern um die Gegenwart. Die Zukunft, für die man damals kämpfte, ist unsere Gegenwart, und unsere Gegenwart ist für jemand anderen Zukunft.”

Wie bei der Vorgängerarbeit, die im Rahmen der Liverpool-Biennale 2016 realisiert wurde, ist der Ausgangspunkt auch diesmal ein gesellschaftliches Ereignis, das eine deutliche zeitliche Differenz zum Hier und Jetzt aufweist, jedoch nach wie vor Aktualität besitzt, das sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat und heute noch ein Gefühl von Aufbruchsstimmung zu erzeugen in der Lage ist.

Schaltwarte AKW Zwentendorf, häufig als Filmkulisse verwendet, Foto: Magdalena Reininger

Schaltwarte AKW Zwentendorf, Foto: Magdalena Reininger

Schaltwarte AKW Zwentendorf, Foto: Magdalena Reininger

 

Wieder vereint: Die Grazer „Engelspietà“ in der Alten Galerie erhält ihren Originalrahmen zurück

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Für den Altar der neuen Hofkapelle im 1854 niedergelegten Westflügel der Grazer Burg schuf der venezianische Maler Giulio Licinio (1527–1591) eine Engelspietà, die schon im Jahr 1820 im Inventar der Landesbildergalerie aufscheint. Dieses für Graz bedeutende Kunstwerk – bestehend aus dem Gemälde und dem dazugehörigen Originalrahmen – wurde 1880 in einer Nebenkapelle des Grazer Domes aufgefunden, wie der in Graz wirkende Kunsthistoriker und Geodät Josef Wastler 1882 beschreibt:

„Ich fand dasselbe vor zwei Jahren in einer aufgelassenen Kapelle über dem Hoforatorium des Grazer Domes, noch mit dem alten prächtigen Renaissancerahmen geschmückt an der Wand lehnen. Auf meine Anregung in einem öffentlichen Blatte wurde das Bild aus dem Versteck herausgezogen, der Rahmen neuvergoldet, und es hängt heute an der Wand des südlichen Seitenschaffes der genannten Kirche.“

Auf Wastlers Initiative wurde das Bild in das Schiff des Domes verbracht und es wurden auch statische Verbesserungen sowie eine Neufassung im Stil der Zeit um 1880 durchgeführt. Die ursprüngliche differenzierte Versilberung und Vergoldung ging dabei allerdings verloren, und auch der ursprüngliche Innenrahmen – in dem das Gemälde nun seit mittlerweile gut 100 Jahren präsentiert wird – wurde verändert. Die Abnahme der Ornamente führte bei der erneuten Montage nach deren Neuvergoldung zu Unstimmigkeiten.

Hofkapelle: Burgkapelle, Aquarell, 1855, Steiermärkisches Landesarchiv, Ortsbildersammlung (StLA-OBS-Graz-II-F-2-A-5-002), Reproduktion: Steiermärkisches Landesarchiv

Hofkapelle: Burgkapelle, Aquarell, 1855, Steiermärkisches Landesarchiv, Ortsbildersammlung (StLA-OBS-Graz-II-F-2-A-5-002), Reproduktion: Steiermärkisches Landesarchiv

Trennung von Bild und Rahmen um 1913

Seit 1913 befinden sich Bild und Rahmen als Dauerleihgaben des Diözesanmuseums Graz in der Alten Galerie. In dieser Zeit muss das Gemälde von seinem reichdekorierten Ädikula-Rahmen getrennt worden sein, denn seither wird es nur noch mit der Innenleiste des Zierrahmens präsentiert. Ulrich Becker, dem Sammlungskurator der Kulturhistorischen Sammlung, ist es zu verdanken, dass der historische äußere Zierrahmen wieder mit dem Gemälde vereinigt werden konnte: Anhand eines Aquarell von Carl Reichert, das die intakte Hofkapelle im Westflügel der Grazer Burg darstellt – und zwar im Zustand des Jahres 1853, also kurz vor deren Abbruch – konnte er die Zugehörigkeit des Bildes mit dem originalen Rahmen identifizieren. Bis 2017 wurde das Gemälde in der Alten Galerie lediglich mit dem schlichten Innenrahmen präsentiert, während dessen ursprünglicher Außenrahmen ein barockes Gemälde geringerer Qualität effektvoll rahmte (Anonym, 3. Viertes des 17. Jahrhunderts, Die Gottesmutter mit Rochus, Sebastian und Rosalia, Öl/Leinen, AG Inv.-Nr. 981).

In seinem Zusammenspiel ist dieses Kunstwerk ein wichtiges Denkmal der Grazer Hofkunst aus der Zeit der Gegenreformation, der die Alte Galerie im Jahr 2017 einen Schwerpunkt in ihrer Dauerausstellung widmet – ein willkommener Anlass, diesen einzigartigen Renaissancerahmen wieder zu reaktivieren und ihn mit jenem Gemälde zusammenzuführen, für den er geschaffen wurde.

Glücksfall

Doch warum ist es überhaupt so wichtig, dass ein Bild einen ganz bestimmten Rahmen bekommt? Tatsächlich unterstützt die epochengerechte Rahmung die Wirkung eines Bildes – weswegen nicht selten auf teure Rahmenkopien zurückgegriffen werden muss, wie bei Raffaels Sixtinischer Madonna in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Dass Gemälde in eigens für sie gefertigten Rahmen präsentiert werden (können), darf als Ausnahme bezeichnet werden. Umso erfreulicher ist es also, dass die Grazer Engelspietà nun wieder ihren Originalrahmen erhält, der auch stilgeschichtlich interessant ist: Sein strenges Profil erinnert weniger an das späte, sondern vielmehr an das frühe 16. Jahrhundert, also an die Zeit Raffaels, wie zum Beispiel die Hl. Cäcilie in der Bologneser Pinakothek vor Augen führt.

Vor der Restaurierung des Rahmens wurde sein Zustand sorgfältig erfasst und dokumentiert. Anschließend erfolgte die Restaurierung: Nach einer lokal begrenzten Festigung und  verschiedenen Reinigungsmaßnahmen wurden Fehlstellen bzw. Ergänzungen an den Ornamenten gekittet und retuschiert. Schließlich wurde der Rahmenfalz verschliffen und mit Polyesterfilz ausgekleidet, und auch neue Aufhängungen wurden montiert.

Bild mit Rahmen: Giulio Licinio, Engelspietà im historischen Originalrahmen, Dauerleihgabe Diözesanmuseum Graz, Alte Galerie, Fotomontage: UMJ/N. Lackner

TIPP:

Beim „Tag der Restaurierung“ am 20.3.2017 im Joanneumsviertel wird Ulrich Becker über diese gelungene Wiedervereinigung sprechen!


Hereinspaziert ins Joanneum – Die Museumswochen 2017

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Wir luden heuer bereits zum vierten Mal gemeinsam mit dem Bildungsressort des Landes Steiermark und in Kooperation mit dem Landesschulrat für Steiermark außerhalb von Graz gelegene Schulen auf Entdeckungstour durchs Joanneum ein und durften uns über 4453 Besuche von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern freuen – rund 20% mehr im Vergleich zum Vorjahr. Fortuna meinte es gut mit ihnen: Freiplätze inklusive Bus-Anreise wurden verlost und waren kostenlos! Manche der Schüler/innen aus entlegeneren Regionen, wie uns die Lehrer/innen verrieten, waren zuvor noch nie in einem Museum und staunten so nicht schlecht über die „sehr alten – aber trotzdem coolen“ Dinge: Nach dem Motto “Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln” wurde ein Gefühl für die Welt des Museums geschaffen: Wofür sind Museen gut, was tun wir dort und weshalb? Was braucht es, damit sich eine Ausstellung mit Ihren Objekten am Ende dem Publikum so präsentiert? „Geheime“, normalerweise öffentlich nicht zugängliche Orte wurden ausgekundschaftet und gemeinsam haben die Schüler/innen Blicke hinter die Kulissen des Ausstellungsbetriebs geworfen.

So vergingen die drei Stunden im Museum in den Augen unserer Besucher/innen eigentlich viel zu schnell – vor allem dank des Engagements und Wissens unserer Vermittler/innen. Denn diese wussten „viele Informationen geschickt … in kleinen Geschichten verpackt“ zu präsentieren und Fragen altersgerecht zu beantworten. Und auch umgekehrt wurden die Fragen der Vermittler/innen toll beantwortet! So wird Bildung im Museum zu einem „lustigen und unvergesslichen Erlebnis“, bei dem praktisches Tun selbstverständlich nie zu kurz kommt.

Schüler/innen der VS Mariazell mit Romana Schwarzenberger bei der Arbeit im Atelier der Neuen Galerie, Foto: Uschi Klöpfer

Schüler/innen der VS Mariazell mit Romana Schwarzenberger bei der Arbeit im Atelier der Neuen Galerie, Foto: Uschi Klöpfer

Schüler/innen der 4b VS Groß St. Florian im Auditorium bei der wohlverdienten Jausenpause – Gleich geht’s weiter! Foto: Ilse Miteregger

Schüler/innen der 4b VS Groß St. Florian im Auditorium bei der wohlverdienten Jausenpause – Gleich geht’s weiter!
Foto: Ilse Miteregger

Die Museumswochen als allseits willkommene Abwechslung zum schulischen Alltag sind “einfach top”, wie es eine Lehrerin kurz zusammenfasst, und auch die Schüler/innen drängen schon auf den nächsten Besuch.
Schüler/innen über den Museumsbesuch:

„Im Museum im Palais hat uns gefallen, dass da sehr viele Handwerke waren, die nur mit der Hand hergestellt wurden. Wir sahen auch tolle Filme, wo wir zum Beispiel sahen, wie eine Geige hergestellt wurde. Es gab auch Operationsgeräte, die ohne Narkose verwendet wurden. Auch eine Geburtszange haben wir gesehen. Frauen waren arm. Im Landeszeughaus waren die Waffen sehr alt, aber trotzdem cool.“

(Lucas, Johannes und Klara, NMS Schwanberg)

 

„Da komm ich sicher wieder her“, „Der Raum mit den Tierbildern und den ausgestopften Tieren war super“, „Der Kinderbauch war das Beste.“

(Matthias, Luca und Valentina, VS Mariazell)

 

Was den Kindern aus der VS II Gratkorn am besten gefallen hat:

„Das ist das beste Schloss der Welt“, sind sich Noah und Tim einig. „Mir haben die Salzteigtiere gut gefallen.“

(Vanessa)

„Mir hat die Maske von Kleinklein am besten gefallen.“

(Diana)


Wir danken fürs Dabeisein, Mitmachen und Mitdenken!

 

TIPP:
Dieses Programm ist jederzeit mit der Schulkarte als „Schultag im Museum“ buchbar!

Das könnte sie auch noch interessieren:
Links: Kunsthaus BIG WIRBEL und Aktionstage und Schulprogramm rund um den Weltfriedenstag!

Ein Praxisbericht vom „Tag der Restaurierung 2017“

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Rund 70 Teilnehmer/innen aus Österreich und Deutschland kamen am 20. März 2017 ins Joanneumsviertel, um beim Tag der Restaurierung praktische Erfahrungen auszutauschen und über neue Erkenntnisse in Sachen Konservierung und Restaurierung zu diskutieren. Ein Programmschwerpunkt war der Geschichte, Erhaltung, Verwendung und Interpretation von historischen Zierrahmen gewidmet – zwei spannende Berichte dazu kamen auch aus dem Universalmuseum Joanneum: Ulrich Becker sprach über das „Glücksspiel Rahmen“, das im Fall der “Engelspietà” in der Alten Galerie ein sehr gutes Ende nahm, und der Bericht aus dem Referat Restaurierung war einem Kunstwerk aus der Sammlung der Neuen Galerie Graz gewidmet, bei dem Bild und Rahmen eine feste Einheit bilden.

Streben nach Gesamtkunstwerk

Der Maler, Bildhauer und Kunsthandwerker Paul Schad-Rossa (1862–1916) kam im Jahr 1900 aus München nach Graz. Diese Zeit des Übergangs vom alten in das neue Jahrhundert war auch in der Kunst gekennzeichnet vom Ringen zwischen Altbewährtem und fortschrittlichen Strömungen wie dem Secessionismus, der ein Zusammenwirken aller Kunstformen forderte. Es sollten Gesamtkunstwerke entstehen, die alle Sinne gleichzeitig ansprechen. Schad-Rossas Vorhaben, frischen Wind in das altbackene Grazer Kunstleben dieser Zeit zu bringen, scheiterte letztendlich am konservativen Klima der Provinz, weswegen er resigniert von Graz nach Berlin zog und nach seinem Tod schließlich vergessen wurde. Mehr zu Schad-Rossas Leben und Werk sowie zu den Grazer Ausläufern der künstlerischen Erneuerungsbewegung der Jahrhundertwende erfährt man in dem von Gudrun Danzer und Peter Pakesch herausgegebenen Buch Aufbruch in die Moderne? Paul Schad-Rossa und die Kunst in Graz (Graz 2014). Es erschien anlässlich der gleichnamigen Ausstellung in der Neuen Galerie Graz, für die auch Schad-Rossas um 1899 entstandenes Werk Eden aus der hauseigenen Sammlung restauriert wurde.

„… auch in der Vorstellung nicht zu trennen …“

Für das Gemälde Eden hat der Künstler mehrere horizontale Holzteile und vertikale Leisten zu einer Tafel zusammengesetzt, auf die er einen strukturierten und modellierten Kreidegrund aufgetragen hat. Darauf hat er das Gemälde mit Ölfarben ausgeführt. Auch der dazugehörige farbig gefasste Zierrahmen besteht aus mehreren Holzteilen mit einem Kreidegrund, der graviert sowie mit Ornamenten versehen wurde. Rahmen und Bild sind zeitgleich entstanden, der Titel des Bildes wurde in der Mitte des oberen Rahmen-Architravs eingraviert. Eine Trennung der Bildtafel vom Rahmen käme der Vernichtung eines Teiles des Gemäldes gleich, und schon Emil Ertl hielt am 21. 10. 1900 im Grazer Tagblatt mit Bezug auf Eden fest, dass es „sinngemäßer und verständnisvoller“ sei, Schad-Rossas kunstvolle Rahmen „von dem Bilde, dem sie dienen und das wieder ihnen dient, auch in der Vorstellung nicht zu trennen, ja sie sogar nicht ohne den Raum zu denken, den Paul Schad für sie und auch wieder durch sie […] gestaltet hat.“

Wenn Künstler Bild und Rahmen als Einheit entwickeln, wird das Gemälde oft im Rahmen fertiggestellt. Werden solche Bilder später ausgerahmt, können sich im Rahmenfalz Reste festgeklebter Farbschichten befinden, und Reste der Originaleinrahmung zeigen sich an der Gemäldeoberfläche. Die Authentizität solcher Kunstwerke würde extrem darunter leiden, wenn man beide Elemente voneinander trennt. Ist der Zierrahmen beschädigt, ist eine Restaurierung, und nicht eine Neurahmung angezeigt. Auch Eigentümer tun gut daran, den Originalrahmen nicht durch einen – eventuell subjektiv gefälligeren – neuen Rahmen zu ersetzen: Solche Maßnahmen mindern auch den Wert des Kunstwerks.

Konservierung / Restaurierung von „Eden“

Auf die unterschiedlich starken Grundierungsschichten von Eden wurden ölgebundene Metall- und Farbpigmente aufgebracht, unter anderem Kupferpigmente und Grafit. Letzteres wurde als Bronziermittel eingesetzt. Die Farbigkeit und die Höhe des Glanzgrades der grünlich-silbernen Metallauflage auf den Säulen und teilweise im Gebälk des Rahmens ist heute nicht mehr rekonstruierbar. Dies trifft ebenso auf die kupferfarbenen Elemente in der Tafel und auf die innenliegende Ornamentleiste am Rahmen zu. Was kann in diesem Fall erreicht werden im Zuge der Konservierung? Wie weit ist eine Restaurierung möglich? Um einen authentischen, einheitlich gealterten und veränderten Zustand von Bild und Rahmen zu erzielen, sahen wir von einer Rekonstruktion der korrodierten Metallauflagen ab. Stattdessen standen substanzerhaltende Maßnahmen sowie ein optisches Zurückdrängen von Fehlstellen im Vordergrund unserer Arbeit.

Zunächst wurden Staub und Schmutzauflagen mit einem Pinsel abgenommen, Schimmel konnte mit befeuchteten Mikrofasertüchern entfernt werden, stärker anhaftender Schmutz wurde mit dem Skalpell abgetragen. Die Abnahme der Retuschen bzw. Übermalungen erfolgte mit Aceton. Festigungen wurden lokal mit Störleim in 7-prozentiger Konzentration ausgeführt. Stellen, an denen sich die Fassung losgelöst hat, wurde mit Ethanol vorgenetzt, dann erfolgte das Einbringen von Methylcellulose mit dem Pinsel. Zum Niederlegen von Farbschollen wurde ein Heizspachtel verwendet. Lokale spätere auftretende Abhebungen der Fassung wurden mit Lascaux Medium für Konsolidierung behoben. Um Fehlstellen im Niveau an das umgebende Original anzugleichen, wurden Kittungen mit Champagnerkreide und Bologneserkreide in Hasenhautleim ausgeführt und mit mikroporösen Schwämmen geglättet. Das lokale Absperren der gekitteten Oberflächen mit Schellack erfüllte den Zweck, die Saugfähigkeit dieser Stellen zu reduzieren. Die Retuschen wurden mit Schmincke „Horadam“-Aquarellfarben und fallweise Trockenpigmentzugabe ausgeführt. Nach der Retusche haben wir auf Bild und Rahmen gesamtflächig Klucel E (HPMC) aufgetragen, um die Fassung zu festigen, die Retuschen zu schützen und um Trübungen in der Malschicht zu beheben.

Paul Schad-Rossa, Eden, um 1899, Neue Galerie Graz, UMJ, Zustand vor der Restaurierung, Foto: UMJ.

Paul Schad-Rossa, Eden, um 1899, Neue Galerie Graz, UMJ, Zustand vor der Restaurierung, Foto: UMJ.

Eden, Detail (Malkante), Foto: UMJ.

Eden, Detail (Malkante), Foto: UMJ.

Eden, Detail (Malkante), Foto: UMJ.

Eden, Detail (Malkante), Foto: UMJ.

Eden, Detail (Rückseite, Tafelkontruktion), Foto: UMJ.

Eden, Detail (Rückseite, Tafelkontruktion), Foto: UMJ.

Eden, Rückseite, Foto: UMJ.

Eden, Rückseite, Foto: UMJ.

Eden, Zustand nach der Restaurierung, Foto: UMJ.

Eden, Zustand nach der Restaurierung, Foto: UMJ.

Erwin Wurm, Monika Holzer-Kernbichler und Günther Holler-Schuster im Gespräch

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GHS: Das Kunsthaus Graz scheint ideal zu sein für die Kunst von Erwin Wurm. Du bist ja auch aus Graz – ist Graz ein besonderer Ort für dich?

EW: Graz ist meine Kindheitsstadt, dort habe ich auch als Künstler begonnen. Dazu finde ich das Kunsthaus architektonisch interessant. Dieser Alien, das Raumschiff in der alten Barock- oder Renaissance-Dachlandschaft. Innen ist es sehr schwer. Aber sehr schwere Bedingungen können auch herausfordernd sein.

Interview, Foto: Katia Huemer

GHS: Ich kann mir das Innere – vor allem die oberste Etage, den Space01 – sehr gut als Skulptur vorstellen

EW: Ja eh, man kommt rein und hat das Gefühl, man ist in einem schwarzen Loch. Das ist doch schon mal schwierig, weil der Raum sich natürlich leichter definiert, wenn man das Ende des Raumes sieht, wahrnimmt, begreifen kann. Nur, da scheint kein Ende zu sein, weil alles schwarz ist. Das verunsichert zunächst. Das ist fast so als würde man ein Foto einer Skulptur ausschneiden und dann auf weißes Papier kleben. Dadurch kann sich die Dreidimensionalität nicht richtig entwickeln, weil sie ja in keiner Relation steht zu einem Anfang und einem Ende eines Raumes. Im Kunsthaus empfinde ich es auch so.

Ansicht “Erwin Wurm”, 2017, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner, © Bildrecht, Wien 2017

GHS: Die Grundgedanken dieser Architektur sind also im Wesentlichen im Skulpturalen, im Performativen, Beweglichen und im Organischen. Das sind Elemente, die auch in deinem Werk zentral sind. Wenn man zum Beispiel den großen Pullover, den Weltraumschwitzer, nimmt, der durchaus vom Körperlichen kommt: Er ist ein Kleidungsstück, trotz seiner Monstrosität. Diese Dimensionierung macht etwas mit dem Raum.

EW: Der Pulli ist eine ideale Sache, weil er durch den Farbkörper, der er ja auch ist, und durch die Art, wie er sich durch den Raum schlängelt, den Raum bestimmt. Er schafft also Definitionen für den Raum und bildet dreidimensionale Koordinaten.

MHK: Das heißt, der Pullover wäre ohne den Raum gar nicht entstanden, der Raum hat diese Arbeit in gewisser Weise provoziert. Ist auch die Figur von Josef Pillhofer eine Arbeit, die für diesen Raum in dieser Größe entstanden ist? Um sich dem skulpturalen Innenraum des Kunsthauses zu widersetzen?

EW: Die Figur von Pillhofer ist ja klein, in Wahrheit. Wir haben uns die Freiheit genommen, sie groß zu machen, damit sie sich behauptet und sozusagen ein Postulat aufstellt.

Erwin Wurm, “Kletterskulptur”, 2016,
Styropor, Klettergriffe, 398 × 110 × 125 cm, Courtesy Studio Erwin Wurm, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner, © Bildrecht, Wien 2017

GHS: Deine Kunst macht durch Humor und Paradoxie den Eindruck, subtil, subversiv oder bis zu einem gewissen Grad sogar widerständig zu sein.

EW: Der Begriff Paradoxie beschreibt in diesem Zusammenhang sehr genau was ich will. Paradoxie ist ein Befund oder ein Einstellung, die der allgemein – erwartenden und vorherrschenden Meinung zu widerläuft. Gleichzeitig führt die Untersuchung dieser Paradoxie zu einem tiefem Verständnis der Begriffe, Situationen, Handlungen etc. Was wiederrum den Widerspruch auflösen sollte. Der Begriff „Humor“ hingegen beschreibt nur die Reaktion auf paradoxe Situationen, Begegnungen etc. Dadurch wird das Lachen in den Mittelpunkt gerückt, was das Ganze aber nur fälschlich verkürzt.

GHS: Ist es ein Moment des allgemeinen Scheiterns, der oft in deinem Werk thematisiert wird?

EW: Wenn man den Widerspruch als Scheitern sieht, ja.

GHS: Nicht umsonst sind deine Pullover durchaus als psychische Bedingtheiten zu lesen.

EW: Manchmal auch das.

GHS: Ist der große Pullover – ähnlich wie das Fat Car oder das Fat House – eine sprachliche Übersetzung dessen, was vielleicht emotional vorhanden ist? Eine Stimmung des Monströsen?

EW: Ein Abbild einer monströsen Welt, die immer radikaler ihre Monstrosität zur Schau stellt.

MHK: Bezogen aufs gesamte Werk ist für mich eine Arbeit ein wichtiges Sinnbild: ein Auto, das kurz vor dem Kippen ist. Es sieht simpel aus, ist in Wahrheit aber sehr aufwendig und doch unspektakulär, wie ein Matchbox-Auto, auf das man draufgestiegen ist. Der Moment kurz vor dem Kippen. Wie macht man so einen Moment greifbar?

EW: Ein scheinbar ganz einfache Angelegenheit, die nicht von der Schwierigkeit ihrer Entstehung preisgibt. Ein typisches Paradoxon.

Erwin Wurm, “Ohne Titel”, 2016, (unter Verwendung von: Fritz Wotruba, “Liegende Figur”, 1953),
Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner, © Bildrecht, Wien 2017

MHK: Wie wichtig ist eigentlich die Definition von Skulptur für das Erfassen dessen, was in deinem Werk alles enthalten ist?

EW: Für mich sehr wichtig, weil sich das Interesse am Begriff des Skulpturalen von Anfang an durchzieht. Im Grunde genommen haben mich Institutionen oder der architektonische Raum in dem Zusammenhang nie interessiert. Institutionskritik fand ich immer entsetzlich langweilig.

MHK: Ich habe bei dieser Frage eher an Duchamp gedacht, wo der institutionelle Rahmen Bedingung ist, dass das Pissoir zum Kunstwerk wird. Spielt es eine Rolle, ob der Pullover mit Gebrauchsanweisung in einem Museum ist?

EW: Ich würde nicht sagen, dass der institutionelle Rahmen ausschlaggebend ist, sondern das Verständnis, dass es sich um ein Kunstwerk handelt. Es braucht den Willensakt, der die Schaufel oder das Rad oder den Mr. Matt zum Kunstwerk erklärt. Ohne ihn ist es ganz etwas anderes.

MHK: Und der Übergang vom Performativen zum Skulpturalen und zurück?

EW: Das hat mit meinen Versuchen zu tun, mich in der Welt des Skulpturalen zurechtzufinden – was ist das, der Weg vom Zwei- ins Dreidimensionale? Dann, von der Bewegung zum Stillstand. Wenn ich da stehe, gerade, was ist das? Ist das eine Aktion? Ist das eine Skulptur, kann es zur Skulptur werden oder nicht? Mit solchen Fragen habe ich mich viel beschäftigt, um mir das Metier, mit dem ich zu tun habe, zu erarbeiten.

GHS: Du wolltest ursprünglich Maler werden, hast dich also zunächst mit dem Zweidimensionalen beschäftigt und so ist es plausibel, dass du zuerst einmal für dich definiert hast, was überhaupt Skulptur ist und wie die entsprechenden Funktionsweisen aussehen.

EW: Ich hab die Aufnahmeprüfung in Salzburg gemacht. Dort bin ich als Maler angetreten und man hat mich in die Bildhauerei gesteckt. Ich war ratlos. Mit der Maturaklasse waren wir in Wien, im damaligen 20er Haus, und da haben wir diese dunklen, schwarzen, langweiligen Körper gesehen – Bronzeskulpturen … alles trostlos. Da habe ich Pop-Art und so weiter noch nicht gekannt. Skulptur war damals für mich einfach nur trostlos. Und ich habe mir gedacht: Was mach ich damit!?

>> Das gesamte Interview können Sie in der Ausstellungspublikation nachlesen.

Die Ausstellungspublikation

Weltraumschwitzer, Wortskulpturen und eine Wurstsemmel – die Erwin Wurm-Personale im Kunsthaus Graz ist eröffnet

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Dem aus der Steiermark stammenden Künstler Erwin Wurm wurde nach der Verleihung des Würdigungspreises des Landes Steiermark für bildende Kunst 2015 nun erstmals eine Personale im Kunsthaus Graz gewidmet. Dabei ging es nicht darum, das Werk des wohl renommiertesten österreichischen Gegenwartskünstlers retrospektiv zu zeigen, sondern aktuelle – darunter auch nie zuvor gezeigte – Kunstwerke in Beziehung zur Architektur des Hauses zu setzen. „Ich bin sehr zufrieden mit der Ausstellung, weil sie es mir erlaubte, zu experimentieren und Verbindungen zwischen verschiedenen Künstlern, Ausstellungen und Orten herzustellen“, zeigte sich Erwin Wurm bei der Eröffnung erfreut.

Die Ausstellung, die bis 20. August zu sehen ist, nimmt ihren Ausgangspunkt bei der offenen architektonischen Struktur des Kunsthauses. Diese bespielt der Künstler zusammen mit Kurator Günther Holler-Schuster mit Werken, welche die Grenze zwischen den Kategorien Kunstwerk und Gebrauchsgegenstand verschwimmen lassen, wie etwa beim Weltraumschwitzer, der irgendwo zwischen Kunstwerk, Pullover und Trennwand eingeordnet werden kann. Die Besucherinnen und Besucher können die Werke auf unterschiedlichste Arten rezipieren: Manche von ihnen werden sowohl als Bilder als auch als Skulpturen wahrgenommen, einige betrachtet man, während andere berührt werden sollen. Die große satirische Kraft von Wurms Arbeiten ermöglicht einen vergnüglichen Zugang zu seinen vielschichtigen und komplexen Arbeiten.

Erwin Wurm. Fußballgroßer Tonklumpen auf helllauem Autodach
Laufzeit: 24.03.-20.08.2017
Kuratiert von: Günther Holler-Schuster

BIG WIRBEL im Kunsthaus Graz

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Für diese Veränderung gibt es mehrere Gründe: Im Herbst – in dem das internationale Festival „Big Draw“ stattfindet – gibt es in Graz generell ein großes kulturelles Angebot. So große Veranstaltungen für nur einen Tag aufzubauen, ist zudem für alle Beteiligten ein großer Aufwand. Dem Grundgedanken dieser Veranstaltungen wollen wir aber treu bleiben. Es gilt ein Programm aufzustellen, dass Jung und Alt, Familien und “Freaks” gleichermaßen zu involvieren vermag.

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, jedes Jahr ein ganzes Wochenende lang unter dem Motto „Material und Technik” ein anregendes Programm zum Mitmachen, Ausprobieren, Zuschauen, aber auch zum Mitreden zu gestalten.

Das Textile

Herausgekommen sind nun zweieinhalb Tage Programm im ganzen Kunsthaus Graz, das sich 2017 rund um das Textile drehen wird. Unter dem Titel „Strich und Faden” versammeln wir heuer Künstlerinnen und Kreative, Modeschaffende, Wissenschaftler/innen und Handwerkerinnen unter einem Dach.

Das Textile als Material zu wählen, lag mit der Ausstellung von Erwin Wurm im Kunsthaus Graz fast auf der Hand.

Ansicht “Erwin Wurm”, 2017,
Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner, © Bildrecht, Wien 2017

Ansicht “Erwin Wurm”, 2017, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner, © Bildrecht, Wien 2017

Die Motivation, diesem Material so große Aufmerksamkeit zu schenken, reicht aber viel weiter: In der Bildungsarbeit und Kunstvermittlung im Kunsthaus Graz, aber auch in der Neuen Galerie Graz, sind wir im regelmäßigen Kontakt mit Pädagoginnen und Pädagogen, die uns immer häufiger berichten, wie die motorischen Fähigkeiten von Kindern abnehmen.

Es ist keine Seltenheit mehr, dass Kinder keine Masche binden können, mit Scheren nicht gut umgehen können und angesichts solcher Defizite auch Nadel und Faden nicht selbstverständlich in einen logischen Sinnzusammenhang bringen.

Gleichzeitig scheint eine Zusammenlegung von textilem und technischem Werken im Schulunterricht unaufhaltsam zu sein. Statt die motorischen Fähigkeiten zu fördern, wird der Unterricht im kreativen, handwerklichen und auch praktischen Schaffen minimiert. Digitale Medien erobern stattdessen den Unterricht. Warnend wird allerdings auch schon von der „digitalen Demenz“ gesprochen, die immer breitere Kreise zu ziehen scheint und nicht nur die Jüngsten unter uns betrifft.

Vergessen und verlernt werden dabei nicht nur kulturtechnische Fähigkeiten, sondern auch die Tatsache, wie wichtig das konkrete körperliche Tun auch für das Gehirn und seine Entwicklung (in jedem Alter!) ist.

Radfahren kann man nicht mit YouTube lernen. Man muss sich auf das Fahrrad setzen und es so lange üben, bis man es kann. Genauso ist es mit vielen anderen Fähigkeiten. Man muss viele Dinge einfach tun, um sie tatsächlich zu verstehen.

Was hat das nun mit uns im Kunsthaus zu tun?

Nun ja, ich verstehe unsere Aufgabe hier als eine, die gesellschaftliche Entwicklungen aufzeigt und zur Diskussion stellt. Zeitgenössische Kunst ist dabei die zentrale Schnittstelle. Als ich mit dem Team der Kunstvermittlung in die Diskussion um unser neues Veranstaltungsformat ging, war relativ rasch klar, dass wir nicht nur das Praktische thematisieren wollen, sondern auch eine theoretische Reflexionsebene einziehen wollen. Damit haben wir nun fast ein kleines Festival geschaffen.

BIG WIRBEL – Ein “kleines” Festival

Das Programm von „Big Wirbel. Strich und Faden“, lädt dazu ein, Neues rund ums Textile in Kunst, Mode und Gesellschaft zu entdecken. Wir starten deshalb schon am Freitag um 17 Uhr mit Kurzvorträgen und Diskussionen rund um die Frage „Was ziehe ich an?“ Mode, Kunst und globale Produktionsbedingungen stehen dabei im Zentrum. Am Samstagabend setzen wir diesen kritischen Nachdenkprozess fort, wenn wir mit dem „UniKino“ gemeinsam zum Filmabend einladen, um uns die sehenswerte Doku The True Cost anzusehen und anschließend mit dem renommierten Grazer Ethiker Univ.-Prof. Dr. Kurt Remele darüber zu diskutieren.

The True Cost, © Bullfrog Communities

Foto: Universalmuseum Joanneum / W. Deutsch

Was bedeutet es, wenn T-Shirts, Hosen etc. nur mehr kurzlebige Wegwerfware sind, Wäschekästen übergehen und kaum etwas mehrfach angezogen wird – weil es ein modisches No-go ist oder weil das Teil oft auch gar nicht mehr viel länger hält?

Bekleidung ist billig geworden und wird deshalb bei Mängeln auch meist gleich entsorgt. Mit einem fair bezahlten Preis hat sie auch ihre Wertschätzung verloren. Allerdings bleibt für das Flicken, Stopfen oder Reparieren in einem schnell getakteten Arbeitsleben keine Zeit mehr. Die Gesetze der Ökonomie sind global verschränkte und für viele Bereiche und Gegenden folgenreiche. Ein Leben mit raschlebigen Produkten erzeugt allerdings nicht nur Unmengen von Müll, sondern auch Abhängigkeiten.

Zum Mitmachen

Unser Programm zum Mitmachen zeigt im Erdgeschoss Gegenströmungen auf. Kleine, lokale Betriebe präsentieren sich und zeigen, wie man selbst tätig werden kann. Schüler/innen der Modeschule demonstrieren die vielen Arbeitsschritte, die notwendig sind, um von einer zweidimensionalen Idee zu einem tragbaren Kleidungsstück zu kommen. In der Garderobe wollen wir gemeinsam mit dem Modezirkus unsere Kästen räumen und zum Kleidertauschen anstelle von Wegwerfen anregen.

Foto: Modeschule Graz

Modezirkus, Foto: Elisa Teichtmeister

Das Künstlerische darf an so einem Tag allerdings auch nicht zu kurz kommen. In der Needle werden deshalb Kunstprojekte vorgestellt, die beweisen, dass man mit Schere, Nadel, Faden und Nähmaschine auch Dinge erschaffen kann, die völlig neue Welten eröffnen oder es ermöglichen, diese anders zu sehen. Bei der Programmgestaltung war es uns aber auch von Anfang an wichtig, dass auch Kinder auf ihre Rechnung kommen –  für sie gibt es einen eigenen Programmpunkt im Space03.

Also: Mitmachen, Mitdenken und Mitreden ist erbeten!

Videos zur Einstimmung

Zur Einstimmung besuchen wir nun alle Teilnehmenden und bitten sie zum kurzen Interview. Die dabei entstanden kurzen Videos zeigen wir alle hier auf diesem Blog. “Klappe, die Erste” ist der Hutmacherin Karin Krahl-Wichmann von der Hutmanufaktur KEPKA gewidmet.

Foto: KEPKA

Gibt es Fragen?

Dann melden Sie sich bei uns unter info-kh@museum-joanneum.at

Infos

www.bigwirbel.at

BIG WIRBEL. “Klappe, die Erste:” Die Hutmacherin

Schloss Trautenfels

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Besonders begeisterte mich das Zusammenspiel von zeitgenössischer Architektur und Schlossgebäude. Architekt Manfred Wolff-Plottegg hatte das Schloss anlässlich der Landesausstellung „Lust und Leid – Barock“ 1992 umgestaltet. Spannend ist, wie alte Gebäudeteile mit neuen Elementen in Beziehung gesetzt werden: Unverputztes Mauerwerk aus der Barockzeit trifft auf Beton, alte Eisen- auf Industriegitter, Stahlbleche und Neonröhren. Mich erinnerten die von Wolff-Plottegg verwendeten Materialien auch an den Bergbau und die Arbeit unter Tage.  Diese Assoziation mag meinem Wissen um den Stellenwert des Bergbaus in der Steiermark geschuldet sein.

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Schloss Trautenfels mit Pürgg, Foto: Ernst Reichenfelser

Umbau mit Humor

Dem Umbau fehlt es nicht am Wolff-Plottegg’schen Humor: Die sich automatisch öffnende und schließende Eingangsglastür in gezackter Form suggeriert den Eintritt in eine Wunderwelt. Die Schiebetür zur Toilette nimmt dies auf – nun jedoch in der Anmutung einer gezackten Steintür. Die Toilettenanlagen selbst setzen das Spiel mit Schrägen, Spiegeln, Öffnungen fort. Geheimnisvolle Gänge, unverputztes Mauerwerk erwecken den Eindruck, sich in unterirdischen Gewölben aufzuhalten. Doch damit nicht genug: Spülkästen, Wachbecken, Papierhalter, im Grunde genommen die gesamte Ausstattung, werden verdoppelt und verdreifacht und lassen den Toilettengang zu einer skurrilen Erfahrung werden.

Schloss Trautenfels, Foto: Barbara Steiner

Schloss Trautenfels, Foto: Barbara Steiner

Kontraste

Architekturinteressierten kann man Schloss Trautenfels nur empfehlen: Der Kontrast von Alt und Neu sensibilisiert sowohl für die Qualitäten der barocken als auch der zeitgenössischen Architektur; sie verstärken sich wechselseitig. Apropos Architektur: Auf dem Weg durch die Dauerausstellung kommt man am Badezimmer der letzten Schlossherrin vorbei. Gräfin Lamberg ließ sich in den im späten 19. Jahrhundert ein modernes Badezimmer einrichten. Auffällig sind die überaus farbenprächtig anmutenden Fliesen, die exotische Pflanzen, Papageien, Flamingos und Schmetterlinge zeigen. Schaut man aus dem Fenster, sieht man hingegen die Landschaft des Ennstals. Welch ein Kontrast!

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Schloss Trautenfels, Badezimmer, Foto: Barbara Steiner


BIG WIRBEL. “Klappe, die Zweite:” Stoffwerkstatt

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In der Stoffwerkstatt finden sich Stoffe für Groß und Klein aus aller Welt. Betritt man die Stoffwerkstatt, kann man die Leidenschaft für Stoffe und deren Verarbeitung, die von den beiden ausgeht, förmlich spüren und wird davon mitgerissen.

Was erwartet uns beim BIG WIRBEL?
Beim Upcycling-Workshop im Kunsthaus kann man mit Heike und Loni gemeinsam alten T-Shirts neues Leben einhauchen und sie zu individuellen Designerstücken umstylen. Schere, Nadel, Faden, Textilfarbe, Nähmaschine und Overlock werden von den beiden zur Verfügung gestellt, du musst nur ein altes T-Shirt mitnehmen, und schon geht´s los!

Stoffwerkstatt

 

Einblicke

BIG WIRBEL. “Klappe, die Dritte:” Modeschule

KoOgle – International Kochen

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Viel wurde geschnippelt, erklärt, improvisiert und gekocht, denn es gab Domada (Erdnuss-Soße), Dambeh und als Nachspeise Katayef.

Gemeinsam deckten wir eine lange Tafel, um uns die Gerichte auf der Zunge zergehen zu lassen.

Während dem Essen kamen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einige spannende Ideen für die nächsten KoOgle-Veranstaltungen. Was wird es werden? International Tanzen, eine Jam-Session, Malerei oder andere künstlerische Techniken? Wir lassen weiterhin unsere Gedanken „koOgeln“ und sind gespannt – denn jeden zweiten Donnerstag im Monat will KoOgle jungem Publikum einen Raum geben, Interesse wecken, Experimente ermöglichen und auf diese Weise Zugänge zu Themen und Techniken schaffen, die im Alltag oft zu kurz kommen.

KoOgle ist somit ein flexibles Format, holt sich mit immer wieder neuen Kooperationspartnerinnen und -partnern verschiedenste Blickwinkel ins Kunsthaus und lädt auch dich zum Mitmachen, Gestalten, Probieren und Lachen ein. Das nächste KoOgle wird uns zu einer historischen Litfaßsäule bringen, die im Sinne von „urban knitting“ umwebt, bespinnt und verstrickt werden soll und Farbe in unseren Stadtraum bringt!

Infos

www.kunsthausgraz.at/koogle

http://www.kama.or.at/KAMA

Wie wir leben wollen – Elevate 2017

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Die Themen der Veranstaltung waren nur vordergründig technisch; die wahren Inhalte lagen im Sozialen, Ethischen und Philosophischen. Positiv überrascht darüber, bekam ich tiefsinnige Anregungen für unser aktuelles Projekt – wir entwickeln eine Maschinenintelligenz (MI) für das Kunsthaus Graz.

MI Kunsthaus Graz, Copyright und Courtesy Tristan Schulze

Wir, das sind der Designer und Künstler aus Leipzig Tristan Schulze und ich, diskutieren seit Monaten über künstliche Intelligenzen, Lernalgorithmen, Konnektivität und Filterblasen – das klingt alles sehr komplex. Und das ist es auch für eine Laiin wie mich, die sich sehr nach Klarheit und Verständlichkeit sehnt. Diese menschlichen Sehnsüchte, Komplexität zu reduzieren, Dinge verstehen und vor allem Fehler vermeiden zu wollen, sind auch der Grund dafür, dass wir Maschinen in unseren Alltag integrieren. Sie sind ein Spiegel unserer selbst, Ergebnisse unserer Suche nach einer objektiven Instanz, die uns dabei helfen soll, vollkommener zu werden.

Volles Haus beim Elevate Diskursprogramm, Copyright und Courtesy Elevate

Aber warum wünschen wir uns Vollkommenheit? Welchen Preis zahlen wir für unsere Selbstoptimierungsversuche? Die Psychologin, Leserin und Radfahrerin Irina Nalis, der öffentliche Soziologe Stefan Selke, der Professor für digitale Kultur Felix Stalder sowie die Rechtswissenschaftlerin Mireille Hildebrandt gaben beim Elevate-Diskurs inspirierende Impulse zu diesen Fragestellungen – ihre Vorträge kann man auch demnächst im Mediaarchiv nachhören.

Irina Nalis, Copyright und Courtesy Elevate

Felix Stalder, Konrad Becker und Katja Mayer, Copyright und Courtesy Elevate

Stefan Selke, Copyright und Courtesy Elevate

Künstliche Intelligenz im Kunsthaus?

Was kann eine “künstliche” Intelligenz die dem Friendly Alien innewohnt nun wollen? Will sie oder er überhaupt etwas? Sie wird Unsichtbares sichtbar machen. Sie wird Bilder erzeugen von der digitalen Welt um uns herum – von der wir wissen, dass es sie gibt, weil wir sie erschaffen. Wir sehen sie aber nicht, sie wächst durch unser Handeln ins Unermessliche, ihre Gesetzmäßigkeiten und Strukturen bleiben unsichtbar für uns. Diese Unsichtbarkeit lässt uns viel Platz für Fantastereien, Spielereien und Träumereien. Und Platz zum Spielen und Träumen geben wir uns und unserer MI auf der BIX – nachts werden 945 40-Watt-Leuchtstoffröhren Bilder der digitalen Welt in den Stadtraum hinausausstrahlen und die Metaebene des Kunsthauses visualisieren. Welche Traumbilder entstehen werden, was sie bedeuten und wie sie sich auf unsere Zukunft auswirken, wird ein spannendes Experiment.

Antworten auf die Frage, wie wir leben wollen, gebe ich hier keine, die gab es auch am Wochenende nicht. Und dennoch war das Elevate-Programm informativ und anregend, und ich bin mit einigen Antworten aber noch viel mehr Fragen im Kopf nach Hause gegangen, als ich hingekommen bin.

BIG WIRBEL. “Klappe, die Vierte:” Vom Bedecken des Hauptes

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