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Landesaufnahme(n): Das Rad dreht sich weiter – von der „Gefühlsstatik“ eines Wagnermeisters zur Produktion von Feuerwehrkraftfahrzeugen made in Styria

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Obwohl sich Franz Lohr über Jahrzehnte dem Karosseriebau und der Automobiltechnik verschrieben hatte, ist es heute mehr denn je die Wagnerei mit ihrem Werkstoff Holz, die seine Augen zum Leuchten bringen. Fasziniert von der „Gefühlsstatik“ der einstigen Wagnermeister – da das Zusammenwirken von Druck, Traglast und Festigkeit des Materials nicht berechnet werden konnte, oblag es dem Gefühl des Wagners, über die Eignung des Holzes sowie über die richtigen Dimensionen zu entscheiden –, gibt Franz Lohr im Folgenden Einblicke in diese fast schon vergessene Handwerkstradition und dreht für uns ein wenig das Rad der Zeit zurück.

Franz Lohr aus Hönigtal in seiner Wagnerwerkstatt,

Franz Lohr aus Hönigtal in seiner Wagnerwerkstatt, 1990er-Jahre, unbekannter Fotograf, Privatbesitz

Über Jahrtausende wurden die Erzeugnisse des Wagners unter großen Anstrengungen von Hand gefertigt. Jedes Werkstück musste mit der Wagnerstockhacke zunächst aus dem Holz gespalten werden, um es dann mit Handsäge, Handhobel und weiteren Handwerkzeugen zum brauchbaren Produkt verarbeiten zu können. Vorwiegend wurde hierfür Laubholz verwendet (Esche, Eiche, Buche, Ulme, Akazie und Birke), vereinzelt auch Nadelholz wie Fichte, Lärche und Kiefer. Die Qualität des Holzes (Haltbarkeit und Festigkeit) sowie die fachgerechte Verarbeitung mussten an den Verwendungszweck angepasst werden. Nur trockenes Holz mit bis zu 15 % Feuchtigkeit – Grünholz hat einen Feuchtigkeitsgehalt von bis zu 60 % – eignet sich für die Wagnerarbeit.

Franz Lohr aus Hönigtal in seiner Wagnerwerkstatt

Franz Lohr aus Hönigtal in seiner Wagnerwerkstatt, 1990er-Jahre, unbekannter Fotograf, Privatbesitz

Das Berufsbild des Wagners

Beinahe in jeder Ortschaft waren früher Wagner und Schmiede sesshaft, nicht selten an Wegkreuzungen oder am Dorfrand. Über Jahrhunderte wurden sämtliche Fortbewegungsmittel vom Wagner konstruiert und hergestellt. Die Aufgabe des Schmiedes war es, am äußeren Umfang des Holzrades einen Eisenreifen aufzuziehen sowie die Achsen und Beschläge anzubringen. Im Schadensfall galt es, eiligst Reparaturen durchführen zu können. Diese Handwerker waren alle paar Kilometer anzutreffen, um den Fuhrleuten und Postkutschen die Weiterfahrt zu ermöglichen.

Zu den klassischen Erzeugnissen des Wagners zählten u. a. alle Arten von Fuhrwagen für die Landwirtschaft, Leiterwagen, Linzer-Wagen und Kaleschen, Eggen, Pflüge, Schubkarren, Sensenstiele, Rechen, Heugabeln sowie auch Wintersportgeräte wie Rodeln, Schi und Eisstöcke.

Formschöner Wagen aus der Werkstatt von Wagnermeister Franz Lohr, 1950er-Jahre, unbekannter Fotograf, Privatbesitz Franz Lohr

Leiterwagen für Kinder, gefertigt von Franz Lohr, undatiert, unbekannter Fotograf, Privatbesitz Franz Lohr

Bereits zu Anfang des 20. Jahrhunderts stellten einige Wagnerbetriebe selbstkonstruierte Maschinen wie Bandsägen, Drechselbänke, Hobel- und Bohrmaschinen, angetrieben durch Elektromotoren, her. Für den Handwerker bedeutete das eine unglaubliche Veränderung, da die Erzeugnisse nun viel schneller und ohne große körperliche Anstrengung produziert werden konnten.

Somit erweiterte sich das Arbeitsgebiet des Wagners auch um die Herstellung von Kreissägen, Obstmühlen, Riemenscheiben und Transmissionen für den Antrieb weiterer Elektro- und Benzinmotoren.

Die Eisenbahn und das Automobil veränderten die Fortbewegung für Personen und Güter. Das luftbereifte Rad mit Stahlfelge verdrängte das hölzerne Rad, Omnibus und PKW ersetzten die Kutsche. Gab es 1953 in der Steiermark noch 608 selbstständige Wagnermeister und 104 Lehrlinge, zählt der „klassische“ Wagner heute zu den aussterbenden Berufen.

Der Wagner wird zum Karosseur

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ging das Berufsbild des Wagners in jenem des Karosserie- und Fahrzeugbauers auf. Waren die ersten Automobilaufbauten meist vom Wagner gefertigte Holzkonstruktionen, wurde der Werkstoff Holz in dieser Branche bald vom Metall verdrängt.

Der Wagner als Karosseur musste viel dazulernen, um neue Erzeugnisse auf den Markt bringen zu können. Nach seiner Berechtigung durfte er nun alle Arten von Autoaufbauten und Sonderfahrzeugen herstellen sowie Havarieschäden bei Kraftfahrzeugen beseitigen und Lackierarbeiten durchführen.

Ähnlich erging es vielen Schmiedebetrieben, die als Kunstschmiede oder Landmaschinenbauer ein neues Betätigungsfeld fanden.

Firma Lohr in Hönigtal – Von der Wagnerei zum Feuerwehrfahrzeugbauer

Franz Lohrs Vater, gleichen Namens und 1893 in Höf geboren, erlernte das Wagnerhandwerk von 1912 bis 1915. Da er erst mit 19 Jahren als Lehrling in die Wagnerei Seidl in Eggersdorf eintrat, musste er an den Meister kein Lehrgeld bezahlen. Die Arbeitszeit dauerte damals von 6 Uhr morgens bis 20 Uhr abends. Am Samstag war um 18 Uhr Feierabend, Mittagspause gab es nur für eine kurze Mahlzeit. Der Fortbildungsunterricht war damals nicht verpflichtend, Franz Lohr sen. hielt ihn aber für notwendig und besuchte daher an den Sonntagen die Fortbildungsschule in Gleisdorf. Viele Lehrlinge nahmen von dieser Möglichkeit Abstand, da ihnen unter Umständen dadurch eine Kündigung drohte. Nach seinem Kriegsdienst kehrte er 1918 malariakrank heim und ging zunächst auf Stör, d. h. er arbeitete beim jeweiligen Auftraggeber vor Ort. Sein Werkzeug musste er überall hin mitnehmen. Auf diese Art fertigte Franz Lohr sen. vor allem Fuhrwagen, Karren, Pflüge, Stiele und anderes Gerät für die umliegenden Bauern an. Im November 1922 bekam er den Gewerbeschein von der BH Weiz ausgestellt und erfüllte sich den Wunsch nach einem eigenen Betrieb.

Anfangs mietete er noch beim „Gasthof zum Kramerwirt“ (heute Großschedl) in Hönigtal einen Raum und fertigte ohne Maschinen diverse Werkstücke an.

Im Jahre 1926 konnte er schon für seine Werkstätte eine gebrauchte Bandsäge ankaufen, die er dank seines technischen Geschickes verwendungsfähig machen konnte. Die maschinelle Aufrüstung schritt rasch voran, wobei alle Maschinen – im Eigenbau hergestellt (!) – über eine Transmission von einem Motor angetrieben wurden.

Erst in den 1930er-Jahren wurde die motorische Kraft wirklich nutzbar gemacht. Die Elektro- und Ottomotoren verdrängten den Göpel (Kraftmaschine, die durch Wasserkraft, Windkraft oder Dampfkraft angetrieben wird). Viele Maschinen in der Landwirtschaft wurden nun über Transmissionen mit derartigen Motoren angetrieben. Meister Lohr verstand es vorzüglich, die genaue Drehzahl der Maschinen bzw. den Riemenscheibendurchmesser exakt zu berechnen. Das Anfertigen von Riemenscheiben und Transmissionen eröffnete ihm ein zusätzliches Geschäftsfeld. Neben den klassischen Wagnerarbeiten fanden sich auch Obstmühlen, Heugebläse, Kreissägen und Wintersportgeräte in seinem Sortiment. Meister Lohrs Erzeugnisse waren nicht nur solide und dauerhaft ausgeführt, sondern galten auch als besonders formschön.

Nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigte er vier Mitarbeiter und bildete Lehrlinge aus. Die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Geräten stieg enorm an, sodass der Neubau einer größeren Werkstätte notwendig geworden war.

Seine beiden Söhne erlernten ebenfalls das Wagnerhandwerk, Franz Lohr jun. von 1940 bis 1943. Nach fast zwei Jahren Kriegsdienst arbeitete er im elterlichen Betrieb weiter, wobei sein Interesse schon früh der Technik im Automobilbau galt und er deshalb in Wien auch die Karosseriebauschule besuchte. Von nun an wurden im Betrieb vermehrt Feuerwehrautos, luftbereifte Wagen und Anhänger, Autoaufbauten, Führerhäuser, Traktorverdecke produziert. So wurde im Hause Lohr durch Aufbau auf das Fahrgestell eines amerikanischen Militärfahrzeuges ein Feuerwehrauto für die Freiwillige Feuerwehr Kainbach/Schillingsdorf produziert.

Feuerwehrauto der FF Kaindorf/Schillingsdorf aus dem Hause Loh

Feuerwehrauto der FF Kaindorf/Schillingsdorf aus dem Hause Lohr, 1950er-Jahre, unbekannter Fotograf, Privatbesitz Franz Lohr

Feuerwehrauto der FF Windorf bei Graz aus dem Hause Lohr

Feuerwehrauto der FF Windorf bei Graz aus dem Hause Lohr, 1950er-Jahre, unbekannter Fotograf, Privatbesitz Franz Lohr

Franz Lohr jun. verließ im Jahre 1954 den elterlichen Betrieb und absolvierte die Lehramtsprüfung für Berufsschullehrer. Er gab sein Wissen und Können einige Jahre an die angehenden Wagner, später über 30 Jahre lang an Karosseure und Kraftfahrzeugmechaniker weiter.

Lehrwerkstatt der Landesberufsschule Murau Landesberufsschule Murau für Wagner und Karosseriebauer Landesberufsschule Murau für Wagner und Karosseriebauer Landesberufsschule Murau für Wagner und Karosseriebauer

Sein Bruder Hans Lohr ging von 1950 bis 1953 beim Vater in die Lehre, der 1961 in den wohlverdienten Ruhestand trat und 1976 verstarb.

Ab 1970 begann Hans Lohr mit der Herstellung von Feuerwehrfahrzeugen. Gemeinsam planten und bauten die beiden Brüder die ersten Einsatzfahrzeuge. 1973 bauten sie ein Feuerwehrauto für die FF Hart. Daraus wurde ein Betrieb nach modernsten technischen und kaufmännischen Gesichtspunkten mit über 100 Mitarbeitern, der bald weit über die Grenzen Österreichs hinaus Erfolg und Anerkennung fand. Spezialaufträge wie etwa ein Flughafenlöschfahrzeug für den Flughafen Graz 1994 folgten.

1997 wurde die Firma Lohr dem führenden europäischen Unternehmen in der Brandschutztechnik – IVECO MAGIRUS – angegliedert. Die nunmehrige MAGIRUS Lohr GmbH in Kaindorf bei Graz fertigt Magirus-Fahrzeuge für österreichische Feuerwehren, für Südtirol und benachbarte osteuropäische Länder und nimmt die Betreuung der Märkte der Alpenregion wahr. Besonders wertgeschätzt werden MAGIRUS-Lohr-Fahrzeuge für ihre hohe Qualität, Flexibilität und das Design, das den regionalen Anforderungen der Feuerwehren angepasst wird.

Quellen:

Franz Lohr in: Gernot Fournier, Viktor Hochfellner (Red.), Gemeinde Kainbach – Vergangenheit und Gegenwart, hg. von der Gemeinde Kainbach, 1997
Franz Lohr, Zwei ehrwürdige Handwerker einer langjährigen Geschichte – Das Wager- und Schmiedehandwerk, 2015/04
www.margirus-lohr.at


Ein Tag mit … Doris Psenicnik

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Ausstellungsregistrarin
Abteilung Museumsservice, Referat Registratur

„Das Klemmbrett, wo ist eigentlich mein Klemmbrett?“ Kurze Aufregung, schnelle Erleichterung. Doris Psenicnik erspäht ihr Klemmbrett am Registraturtischchen – alles gut. Im Ausstellungsraum der Artothek in der Neuen Galerie Graz ist heute viel los: Es ist Abholtag. Die Kunstwerke der Artothek werden ihren Leihnehmern und Gastgebern für die nächsten Monate übergeben. Sorgfältig kontrolliert, sicher verpackt und mit fürsorglichen Tipps zum Handling ausgestattet, verlassen sie vorübergehend die Sammlung des Joanneums, um für einige Zeit in privaten Wohnzimmern erstrahlen zu dürfen. Doris Psenicnik hält hier die Fäden in der Hand, genauer gesagt: die Werkliste auf ihrem Klemmbrett. Hier sind alle Information zu jedem der Werke in der Ausstellung verzeichnet, es kann abgehakt und markiert werden, Notizen eingefügt und ergänzt. „Das ist abgeholt worden, das wurde gestern schon abgeholt, die haben sogar ein Blümchen mitgebracht, voll nett. Und das ist die Mutter eines anderen Leihnehmers, bin ich draufgekommen. Das war der Herr S., sehr gut, jetzt haben wir noch die Frau B. Dann kümmern wir uns noch um die Werke, die noch verbleiben“, Zwiesprache mit dem Klemmbrett, Übersicht ist alles in der Registratur.

Registraturtisch und Klemmbrett: Doris Psenicnik in ihrem Element

Troubleshooting auf der Baustelle

Die Artothek ist eine kleine Ausstellung. 26 Werke erscheinen eher wenig, verglichen mit Ausstellungen, die bis zu 300 Werke oder Einzelteile von Werken zeigen, von denen natürlich alle entsprechend genau und fachkundig erfasst, dokumentiert und behandelt werden müssen. Entsprechend viele Stunden verbringt Doris Psenicnik als organisatorisches Bindeglied der Abteilungen auf der „Baustelle“ einer Ausstellung. Ihr Tag beginnt oft schon um 7 Uhr im Büro, um dann rechtzeitig an ihrer Baustelle anwesend zu sein, wenn die Kollegen von der Zentralwerkstatt mit dem Aufbau beginnen. Koordination, Dokumentation und „Troubleshooting“ werden strukturiert und mithilfe der Werkliste und des Telefons bewältigt. Kurzfristig auftretende Probleme müssen immerhin wegorganisiert werden, und das unter dem ständigen Zeitdruck des Eröffnungstermins. So kann es schon einmal sein, dass Wände einen Neuanstrich brauchen, da sich Farbe löst, ein ausgeliehenes Werk bei der Ankunft doch andere Maße hat als gedacht und nicht mehr auf den vorgesehenen Sockel passt oder beim Auspacken eines Werks festgestellt wird, dass es einen weiteren Objektrahmen benötigen wird. In der Zentralwerkstatt wird dann auf Zuruf noch ein neuer Sockel produziert, die Wände in der Ausstellung werden neu gestrichen oder der Kurator macht sich auf eine Tour durch die nächsten Rahmengeschäfte. Vieles muss spontan passieren, business as usual.

Sitzt auch alles? Letzte Kontrollen werden durchgeführt.

Professionelles I-Tüpferl-Reiten

Große Projekte werden meist schon ein Jahr im Vorhinein zusammen angedacht, hier beginnt der lange Weg zur Ausstellungseröffnung. Es werden erste Informationen zur geplanten Ausstellung von Kuratoren und kuratorischen Assistenzen eingeholt und nach und nach auch zuständige Teams gebildet mit Restaurierung und Zentralwerkstatt. Viele Stunden Büroarbeit stehen bevor, in denen Bedingungen mit Leihgebern interessanter Werke verhandelt, Verträge erstellt und Angebote eingeholt werden. Geht es in die heiße Phase der Ausstellungsplanung, wird oftmals im Duo mit einer Kollegin gearbeitet: Während die eine Schreibtischgefechte austrägt, kann sich die andere vor Ort um die Baustelle kümmern. „Ein großes Projekt besteht aus vielen einzelnen Teilen, bei denen wir dann schauen müssen, dass alles rechtzeitig passiert. Wir müssen dann i-Tüpferl-reiten“.

Verständnis füreinander, strukturiertes Arbeiten und Kommunikationsfähigkeit muss hier ein jeder mitbringen. Dafür haben sie fünf gut organisierte Köpfe im Team der Registratur, die gleichzeitig auch immer das Budget der Projekte im Blick haben müssen. Bei so enger Zusammenarbeit unter Druck kann es natürlich auch mal zu Reibereien im Projektteam kommen, denn „man kann künstlerische Projekte nicht so straight runterarbeiten wie ein Bauprojekt.“ Umso befriedigender ist es dann, wenn überall Lösungen gefunden wurden und eine Ausstellung eröffnet werden kann. Die Eröffnungen sind für Doris immer ein Pflichttermin, inklusive Teambuilding: „Ich finde das einfach schön, weil ich ja weiß, was im Hintergrund alles los war. Dann bin ich so stolz und es taugt mir so und ich feiere dann gern mit den Kolleginnen und Kollegen, was wir da geschafft haben. Das sind die Highlights für mich.“

Während unseres Gesprächs finden die letzten Leihnehmer den Weg in die Räumlichkeiten der Artothek. Es wird begrüßt, willkommen geheißen, alle Kolleginnen und Kollegen vorgestellt. Andreas Lindbichler von der Zentralwerkstatt und Restauratorin Melitta Schmiedel komplettieren das Team heute. Während Andreas behandschuht und mit viel Sorgfalt die letzten Kunstwerke in Folie wickelt, fotografiert Melitta und weist die Leihnehmer in den richtigen Umgang mit den Werken ein. Doris Psenicnik geht noch einmal alle Formalitäten durch: Ob der Vertrag richtig gelesen und verstanden wurde? Ob das Kunstwerk auch vertragsgemäß sicher untergebracht wird? Bitte noch eine Unterschrift. Die Registrarin kann einen weiteren Haken auf ihrer Klemmbrettliste setzen und freut sich: „Jetzt sind alle Werke abgeholt worden. Das war‘s, Andi!“ Was mit den übrigen Werken, die keinen Leihnehmer gefunden haben, weiter passiert, bespricht man noch. Am besten bei einer Tasse Kaffee.

Gut vorbereitet warten die Kunstwerke auf ihre Leihnehmer.

Im Zick-Zack durchs Kulturbusiness

Konkrete Ausbildung gibt es keine für den Beruf der Registrarin, auch wenn ein Universitätsstudium und Erfahrung im Projektmanagement wichtige Voraussetzungen sind. Außerdem ist das Berufsbild von Museum zu Museum verschieden ausgeprägt. „Das ist vor allem learning by doing und work in progress!“, lacht Doris und nippt an ihrem Kaffee. In der Registratur im Joanneum, als wachsames Auge, gute Seele und kommunikatives Bindeglied der Abteilungen, Ausstellung für Ausstellung, scheint sie angekommen zu sein. Nach Kunstgeschichte-Studium, Brotjob im Einzelhandel und parallel dazu verschiedensten Tätigkeiten in diversen kleinen und großen Kulturinstitutionen und -festivals in Graz stolperte sie beinahe ins Veranstaltungsmanagement des Joanneum. Auf ein Intermezzo von zweieinhalb Festivals im Projektmanagement des steirischen herbsts und der Verwirklichung eigener künstlerischer Ideen im Modebereich folgte jedoch wieder der Weg zurück ins Joanneum, diesmal in die Registratur. Kreativität, sprudelnde Kommunikationsfähigkeit und ein Hang zum Perfektionismus haben ihr dabei wohl geholfen, auch wenn das bedeutet, die Arbeit manchmal mit nach Hause zu nehmen. „In meinen Anfängen habe ich teilweise noch am Nachtkastl einen Zettel bereitliegen gehabt, um mir Einfälle notieren zu können. Dinge, die am nächsten Tag in der Früh gleich erledigt gehören“, erzählt Doris schmunzelnd.

Heute nimmt sie sich ein wenig mehr Zeit für sich und ihr Privatleben. Hier hat die Kulturleidenschaft ihren festen Platz: So gibt es etwa keine Reise ohne Museumsbesuch. Mittlerweile finden sich aber auch zwei bis drei kulturfreie Abende pro Woche, manchmal sogar ein Wochenende. Dann sind auch mal ein paar Stunden Zeit, um ein Buch zu lesen, sich um die Familie zu kümmern oder aus Liebhaberei sogar mal wieder zwei, drei T-Shirts mit den eigenen Designs zu bedrucken. Vorerst geht es aber wieder zurück ins Büro. Die heutigen Werke sind verliehen, die Türen zur Artothek geschlossen, die Kaffeetasse geleert. Jetzt muss noch der Rücktransport der übrig gebliebenen Werke ins Studien- und Sammlungszentrum organisiert und schnell ein wenig Nacharbeit geleistet werden. Denn das nächste Projekt steht ja auch schon vor der Tür, das Klemmbrett liegt bereit.

Der Registraturtisch: Schaltzentrale und Herz der Baustelle

Auch ein Sockel will sicher verpackt sein.

Fotos: Julia Aichholzer

Mobilizing Futures – Tagungsreport

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In einem beeindruckenden Vortrag spannte er einen weiten Bogen über den wechselhaften Kolonialismus der letzten Jahrhunderte und bezeichnete darin dessen „Exporte“ von unterschiedlichen rivalisierenden nationalen Konzepten als Grundprobleme einer polarisierten Gegenwart. Er sprach über den tiefgreifenden Einfluss der Aufklärung und deren sprachliche und imaginative Prägungen geopolitischer Fakten von heute.

Aus Appadurai:

Aus Appadurai: Democracy in Crisis

Aus Appadurai: Argument

Appadurai schloss seinen Vortrag mit dem Fazit des Scheiterns eines Denkens in Nationalstaaten und forderte in einem eindringlichen Appell dazu auf, neue Imaginationen zu schaffen und Experimente jenseits des Nationalstaatendenkens zu wagen.

 

Aus Appadurai: Summary

 

Anschließend knüpften weitere Beiträge thematisch daran an, etwa Johanna Rolshovens Vortrag, der den bröckelnden Begriff der Hoffnung im Zusammenhang mit Europa beleuchtete und an ihm einen zentrales Momentum für ein mögliches Gelingen der europäischen Imagination festmachte.

Imagination und Verlangen

Zur Veranstaltung geladen hatte das Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Universität Graz in Kooperation mit dem Kunsthaus Graz und der dgv-Kommission Mobilitäten_Regime. Der Vortrag bildete den Auftakt einer drei Tage dauernden Tagung zum Einfluss von Imagination und Verlangen auf eine zu beobachtende Veränderung einer mobilisierten Gegenwart und Zukunft.

Appadurai, der der Imagination eine gesellschaftsverändernde Macht zuschreibt, definiert sie als eine gesellschaftliche Praxis, die zu einem Schlüsselelement einer neuen globalen Ordnung geworden ist.

Bilder in Medien beeinflussen Migration

Digitale Medien, Filme, Nachrichten, Zeitungen, Bücher usw. vermitteln Bilder möglicher Lebensentwürfe und beeinflussen Migration und Tourismus in besonderer Weise. Dass das Imaginäre nicht nur im täglichen Zusammenleben, sondern auch in Zugängen und Möglichkeiten von globaler Mobilität Teil von unbewussten Logiken und Regulativen ist, wurde etwa im Vortrag von Miriam Gutekunst beleuchtet, die über Immigrationsentscheidungen, welche auf der Basis einer vom Kino geprägten, romantischen Definition von Liebe gefällt werden, berichtete. Auch im Beitrag von Jens Adam wurde deutlich, inwieweit mediatisierte Bilder einer „Norm“ auch urbanistische Entscheidungen der letzten Jahrzehnte beeinflussen konnten. Am Beispiel von Lviv/Lemberg zeichnete er etwa nach, wie ideologische Zugehörigkeit und politische Vorstellungen von Kultur urbane Mobilitätsbemühungen kennzeichnen und beeinflussen.

Geschichte-Küchen

Mit dem Projekt Geschichte-Küche der Künstlerinnen Maryam Mohammadi, Kate Howlett-Jones und Evi Papanagiotou wurden persönliche Geschichten von globalen Wanderbewegungen über das importierte Wissen und die Rezepte von Migrantinnen kulinarisch erlebbar: Ein Fest.

Das Podium zum Abschluss

Den Abschluss der facettenreichen Tagung machte ein Podium, das sich auf die Rolle von Kulturinstitutionen und Initiativen bezog und praktische Beispiele experimenteller Praktiken der Analyse und Neuschaffung von Imaginationen darlegte. Es wurden darin kulturell mehrstimmige Experimente wie die Ausstellung Congo Stars oder das Theaterprojekt Die Revolution frisst ihre Kinder ebenso besprochen, wie die Frage nach dem realen Gewicht und politischen Einfluss von Kulturprojekten gestellt wurde, die durchaus auch Gefahr laufen können, (kultur)politisches Gewissen reinzuwaschen.

Zum Nachhören:

Mit Arjun Appadurai, Barbara Steiner (Kunsthaus Graz), Martin Baasch (Schauspielhaus Graz), Godswill Eyawo (MigrantInnenbeirat der Stadt Graz), Johanna Rolshoven (Universität Graz), Moderation: Katrin Bucher Trantow

 

 

 

Erfahren Sie mehr über die Tagung:

Mobilized Futures Conference

Das Bronze House von Plamen Dejanoff in Sofia

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An diesem Ort befand sich bis 1999 das Mausoleum des ersten kommunistischen Führers Bulgariens, Georgi Dimitrow. Nach dem Zerfall des sozialistischen Bulgariens wurde dieses gesprengt. Man kann durchaus sagen: es ist ein historisch belasteter Ort.

Plamen Dejanoff ist in Weliko Tarnowo geboren und studierte in Sofia und Wien Bildhauerei. Der Künstler beschäftigt sich seit langer Zeit, auch in anderen Werkserien, mit traditionellen Bauweisen und deren Einfluss auf die internationale Moderne. Damit verbindet Dejanoff zeitgenössische Kunst mit dem kulturellen Erbe eines Landes, das sich heute an der Peripherie der europäischen Union befindet.

In diesem Zusammenhang schienen die aufeinander folgenden EU-Präsidentschaften Bulgariens und Österreichs 2018 einen perfekten Ausgangspunkt für die Aufstellung des Bronze House zu bilden, eines grenzüberschreitenden europäischen Projekts.

Kontroversen

Das Kunstwerk hat eine Reihe von teilweise heftigen Kontroversen ausgelöst: Das zeitgenössische Werk an diesem historisch wichtigen Platz wurde von den einen als Zumutung begriffen, von anderen als willkommene und längst schon überfällige Setzung begrüßt, denn aktuelle Kunst im öffentlichen Raum gibt es in Sofia nicht. Das liegt nicht zuletzt an strukturellen Lücken: Es fehlt an rechtlichen Rahmenbedingungen, Ausschreibungen und Beteiligungsmöglichkeiten für Künstler/innen. Entsprechend wurde eine mehrmonatige Diskussionsreihe ins Leben gerufen, die sich Kunst im öffentlichen Raum und öffentlicher Kunst, Verschiebungen in den Auffassungen von Öffentlichkeit, Veränderungen in den Vorstellungen von Kunst widmete. So auch am 14.12.

Fakt ist, Kunst im öffentlichen Raum wird derzeit mit Erwartungen überfrachtet: Heute sollen künstlerische, soziokulturelle und politische Aspekte zusammengeführt, Öffentlichkeit erzeugt, Wertschöpfung betrieben und der Imagepolitik Rechnung getragen werden. In den Debatten um das Bronze House wurden die daraus resultierenden Risse sichtbar. Persönlich finde ich das Werk sehr gelungen: Material und Konstruktion strahlen Wertigkeit aus und schließen damit an klassische Denkmäler im öffentlichen Raum an. Doch ist es auch ein „performatives Objekt“, obwohl es sich physisch nicht verändert.

Entstehungsgeschichte

Im Rahmen verschiedener Ausstellungen von Plamen Dejanoff wurde immer wieder ein Element für das Bronzehaus gefertigt, wobei die entsprechenden Kunstinstitutionen und Kunstgalerien auch die Finanzierung übernahmen. Bis zur Realisierung in Sofia war das Bronze House eine fragmentierte internationale „Wanderskulptur“, die auf einen abwesenden, entfernten Ort verwies. In Sofia rücken mit Handwerkskunst und kulturellem Erbe Verbindungen zur Lokalität in den Vordergrund. Am Alexander-Battenberg-Platz aktiviert das Bronzehaus gleichermaßen Fragen nach der Geschichte, dem kulturellem Gedächtnis und der Zukunft von Kunst im öffentlichen Raum sowie nach dem gesellschaftlichen Stellenwert von Kunst und Öffentlichkeit.

Es geht weiter …

Die Veranstaltung in der Nationalgalerie habe ich als äußerst produktiv empfunden. Mir schien, als würden die Anfeindungen weniger und tragfähige künftige Perspektiven sichtbarer. Es ist geplant, dass am Alexander-Battenberg-Platz, an eben diesem historisch belasteten Ort, wechselnde Kunst-im-öffentlichen-Raum-Projekte stattfinden. Damit hat Dejanoffs Bronze House viel erreicht: Er hat über und mit dem Bronzehaus nicht nur Debatten mobilisiert, sondern damit auch Öffentlichkeit hergestellt. In einem zähen Ringen, an dem viele beteiligt waren und sind, wurden Voraussetzungen geschaffen, diesen Platz wieder in der Gegenwart und Zukunft der Stadt zu verankern.

MENSCHENBILDER

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Die Jugendlichen bearbeiteten einzelne, gemeinsam gewählte Positionen mit Schwerpunkt auf die Zeit der 1950er-Jahre. Für ihre Recherchen standen ihnen die Bibliothek und das Archiv zur Verfügung. Schließlich reagierten die Schüler/innen bildnerisch auf die zuvor erarbeiteten Fragestellungen, wobei die Möglichkeiten des menschlichen Körpers, die eigene Haltung auszudrücken, im Zentrum standen.

Die Schüler/innen des Wahlpflichtfachs für Geschichte/Kunstgeschichte setzten sich mit künstlerischen Strömungen des 20. Jahrhunderts auseinander und spürten Verbindungen zu sozialen und politischen Ideen nach.

Welche Rollen kann Kunst in unserer Welt spielen?
Welche Rollen hat Kunst in den 1950er-Jahren in Österreich gespielt?
Welche Ansprüche hatten die Künstler/innen der Ausstellung?
Welche Möglichkeiten habe ich selbst, um meine Haltung auszudrücken?

Vor allem aber machten sich die Jugendlichen ein Bild von den 1950er-Jahren in Österreich. Dabei bildeten die Themen Hrdlickas und Martinz’ nur den Ausgangspunkt.

Beide Künstler haben sich in ihrem Werk mit Schlachthöfen und der Tötung von Tieren auseinandergesetzt. So wurde auch der heutige Umgang mit Fleisch zum Thema. Das erste Treffen endete um einen Tisch, auf dem Geselchtes, Schmalz und Blutwurst (und Käse) angeboten wurden. Das Tischgespräch drehte sich um die Ernährungssituation in den 1950er-Jahren. Das hat einige irritiert, gegessen wurde kaum etwas. Es hat wohl bleibenden Eindruck hinterlassen. Auch Entnazifizierung in Verbindung mit der eigenen Schule spielte plötzlich eine Rolle.

Die Schüler/innen des Bundesgymnasiums Pestalozzistraße im Atelier der Neuen Galerie Graz

Die Teilnehmer/innen konnten das Archiv und die Bibliothek der Neuen Galerie Graz nutzen und diese als Forschungsorte kennenlernen. Der Gruppe stand für diese Recherchezwecke und zum etwaigen Verfassen von Texten ein Notebook zur Verfügung. Niemand hat es genutzt. Mit umso größerem Interesse nutzten einige die ebenfalls bereitgestellte Schreibmaschine (ganz im Sinne der 1950er-Jahre).

In einem zweiten Abschnitt des Projekts nutzten die Schüler/innen das „Atelier“ (Vermittlungsraum der Neuen Galerie) für eigenes Arbeiten. Gemeinsam mit der bildenden Künstlerin Andrea Fian reagierten sie auf die im Vorfeld erarbeiteten Fragestellungen. Es standen ihnen hochwertige Arbeitsmaterialien zur Verfügung, um dem Arbeitsprozess (und natürlich auch dem Ergebnis) eine Wertigkeit zu verleihen. Diese Rechnung scheint aufgegangen zu sein, es entstand eine angenehme Arbeitsatmosphäre.

Eine Kooperation zwischen Schule und Museum ist auch für das nächste Schuljahr angedacht, somit hat diese erstmalige Zusammenarbeit mit der Schule wahrscheinlich eine langfristige Wirkung.

„Tour de Joanneum: Ein Blick in die Kristallkugel“ – Veranstaltung für Joanneumskarten-Besitzer/innen

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Erstmalig fand am 24.11.2018 eine Programmpräsentation der ganz besonderen Art für Joanneumskarten-Besitzer/innen statt. Eine tolle Gelegenheit, um mehr über die Ausstellungen und Aktivitäten diesen Jahres zu erfahren. Unsere „Tour Guides“ Gabi Gmeiner und Albert Gramer führten die Gruppe in Form eines Stadtrundgangs zu den innerstädtischen Häusern des Joanneums. Das Vermittlungsteam vor Ort war angehalten, in Form von „Storytelling“ in die Rolle des Ich-Erzählers zu schlüpfen und die Besucher/innen mit ihrem schauspielerischen Talent zu begeistern. Tatkräftige Unterstützung bekam das Team von Jacob Banigan, der Spezialist für Improvisationstheater ist und u. a. am Theater im Bahnhof die Impro-Leitung innehat. Jacob fungierte als Regisseur und stand dem Vermittlungsteam mit Rat und Tat zur Seite.

Wir starteten im Innenhof des Kunsthauses, wo Christof Elpons mit Hornbrille und Aktentasche bekleidet in die Rolle des Künstlers Max Neuhaus schlüpfte. Er fragte die Joanneumskarten-Besitzer/innen, ob sie die Klanginstallation wahrnehmen können, die 10 Minuten vor jeder vollen Stunde zu hören ist. Dann begleiteten unsere „Tour Guides“ die Gruppe über die Murbrücke, auf der uns der Fürst von Eggenberg, gespielt von Andrijana Soldo-Babic, und Hanna Peyker in der Rolle des Dieners entgegenkamen. Beide Protagonistinnen trugen barocke Kleider und die Haarpracht des Fürsten wurde mit einer weißen Perücke bedeckt. Die beiden erzählten uns mit großem Stolz und in gediegener Sprache über ihre Besitztümer, die in ganz Graz zu finden sind.

Die nächste Station war die Neue Galerie Graz, die wir durch den ehemaligen Haupteingang in der Neutorgasse betreten durften. In der Rotunde begegneten wir Romana Schwarzenberger, die ein Ratespiel für die Besucher/innen vorbereitet hatte. Sie war orange und grau gekleidet und erzählte, dass ihr Herz für zeitgenössische und moderne Kunst schlägt und es sie außerdem schon seit den 1940er-Jahren gibt. Für die Zuhörer/innen war schnell klar, dass sie die Personifikation der Neuen Galerie darstellte. Die Farbe ihrer Kleidung entsprach dem Farbcode der Neuen Galerie, der auf der Webseite und auf sämtlichen Drucksorten zu sehen ist. Weiter ging es in den Innenhof des Joanneumsviertels, in dem sich die Eggenberger wieder einbrachten – Bezug nehmend auf die Alte Galerie, die ursprünglich dort angesiedelt war, wo heute die Neue Galerie Graz zu finden ist.

Programmpräsentation der besonderen Art: Das Vermittlungsteam vor Ort war angehalten, in Form von „Storytelling“ in die Rolle des Ich-Erzählers zu schlüpfen und die Besucher/innen mit ihrem schauspielerischen Talent zu begeistern.

 

Danach gingen wir weiter in den Lesliehof, das Stammhaus des Joanneums, in dessen Arkadenhof sich auch die Büste des berühmten Mineralogen Friederich Mohs befindet, der die nach ihm benannte Härteskala für Mineralien erfunden hat. Estha-Maria Sackl, Vermittlerin im Naturkundemuseum und nebenher auch Poetry-Slammerin, schlüpfte mit Frack, Gehstock und Zylinder bekleidet in die Rolle von Professor Mohs. Die Zuschauer/innen wurden aktiv mit eingebunden und durften sogar einen Ritztest durchführen.

Estha-Maria Sackl verkörperte den berühmten Mineralogen Friederich Mohs im Arkadenhof des Naturkundemuseums.

 

Dann machten wir uns auf den Weg zum Durchgang des Landhaushofes, in dem uns schon Andreas Metelko begrüßte und uns über die Rumor-Tafel an der Außenfassade in der Schmiedgasse informierte. Diese diente quasi als Hausordnung und erinnerte daran, sich gebührlich zu verhalten. Im Foyer des Landeszeughauses brachte uns Andreas die kriegerische Sprache in Form von Redewendungen näher und man hatte auch Gelegenheit, einen Bihänder in die Hand zu nehmen. Eine ganz besondere Veranstaltung im Zeughaus ist der Weltfriedenstag, mit dem das Thema Krieg und Konflikt aus heutiger Perspektive kritisch beleuchtet wird.

Vom Joanneumsviertel ging es zum Durchgang des Landhaushofes.

 

Im Foyer des Landeszeughauses brachte Andreas Metelko den Besucher/innen die kriegerische Sprache in Form von Redewendungen näher.

 

Weiter ging es zum Museum für Geschichte im Palais Herberstein – einst ebenfalls im Besitz der Eggenberger –,  in dem sich der Fürst von Eggenberg und sein Diener gebührlich von uns verabschiedeten. Im Museum für Geschichte hat sich das Team etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Die Joanneumskarten-Besitzer/innen konnten an einem Pop-Quiz teilnehmen – schon als kleiner Vorgeschmack auf die Ausstellung POP 1900–2000, in der populäre Musik sowie steirische „Popstars“ des 20. Jahrhunderts vorgestellt werden, zum Beispiel anhand von Fotografien, Videoaufnahmen und technischen Geräten. Beim Pop-Quiz gab es für jede richtige Antwort ein grünes Belohnungszuckerl.

Ein Pop-Quiz im Museum für Geschichte diente als kleiner Vorgeschmack auf die Ausstellung POP 1900-2000.

 

Die letzte Station führte die Besucher/innen die Sporgasse hinauf Richtung Volkskundemuseum. Vor dem Museum wurden wir von Anita Niegelhell und Doris Fikerment herzlichst begrüßt, die typische Kleidung von Tankwarten inklusive Schirmkappe trugen. Passend zur kommenden Ausstellung Mythos Tankstelle wurde im Volkskundemuseum ein kleines Tankstellencafé eingerichtet. Zum Ausklang des Stadtrundganges servierte man auf Stehtischen den Gästen Kaffee, Süßigkeiten sowie Dosenbier und tauschte sich in typischer Tankstellenatmosphäre aus. Die Programmpräsentation war ein großer Erfolg und wir haben von den Joanneumskarten-Besitzerinnen und -Besitzern viel Lob und ein äußerst positives Feedback erhalten. Wir danken allen Beteiligten für ihren großartigen Einsatz und die tollen Beiträge.

 

Die letzte Station führte die Besucher/innen die Sporgasse hinauf Richtung Volkskundemuseum, wo passend zur kommenden Ausstellung “Mythos Tankstelle”, ein kleines Tankstellencafé eingerichtet wurde.

Versteckte Orte im Universalmuseum Joanneum – Kunsthaus underground

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Orte, die schwer zugänglich sind oder leicht übersehen werden, gibt es im Universalmuseum Joanneum zur Genüge. Gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werfen wir einen Blick hinter die Kulissen und gehen in der Serie „Versteckte Orte im Universalmuseum Joanneum“ solchen verborgenen und spannenden Orten auf die Spur. Diesmal führen uns Erik Ernst, Leiter des Referats Facility Management, und Peter Rumpf, Haustechniker im Kunsthaus, in den Untergrund des Friendly Alien.

Kunsthaus underground
Wo Lüftungsschächte und Abluftabsauganlagen vor sich hin knattern, wo Heizungsrohre dampfen, Wasserleitungen rauschen, sich unendlich lange Stromkabel schlängeln, Schaltkästen surren und die Lämpchen der Brandmeldeanlage blinken, dort fühlen sich Peter Rumpf und Erik Ernst fast wie zu Hause. Die beiden „Allrounder“ sind nämlich die Herren der Haustechnik im Kunsthaus Graz. Sie führen hinter die Kulissen des Friendly Alien und geben einen Einblick in eine Welt abseits der Ausstellungsflächen.

Frischluft aus der Leitung
Um die Komplexität der Haustechnik zu erklären, geben Erik Ernst und Peter Rumpf ein kurzes Briefing im Space01, wo im Moment die Ausstellung Congo Stars gezeigt wird. „Jetzt stehen wir hier im Ausstellungsraum und können uns die Kunstwerke ansehen, aber man muss beachten, was alles im Hintergrund passiert“, beginnt Erik Ernst und öffnet eine schwere Brandschutztür, hinter der sich ein tiefer Schacht voller Kabel und Leitungen verbirgt: „Über diesen breiten Lüftungsschacht gelangt frische Luft vom Keller bis hier herauf zu den Ausstellungsflächen.“ Ein Blick durch den Schacht lässt erahnen, wie viel Technik, Expertenwissen und Arbeit hinter dem einwandfreien Betrieb des Kunsthauses steckt. Mehr Einblick soll nun ein kurzer Abstecher in die Needle geben, denn: Während andere hier die Aussicht von der gläsernen Galerie auf die blauen Acrylglasplatten, die „Skin“ des Kunsthauses, genießen, machen sich die beiden Techniker Gedanken über die „Adersysteme“, die unter den Platten verlaufen. „1.750 Meter Fibrolaserkabel (Temperaturmesskabel) verlaufen hier alleine für das Sprinklersystem“, erklärt Peter Rumpf. „Das komplette Dach ist in verschiedene Bereiche eingeteilt. Geht in irgendeinem der Bereiche der Brandmeldealarm los, schalten sich automatisch in diesem Bereich die Sprinkler ein“, führt Erik Ernst das Brandmeldesystem näher aus und setzt sogleich zur „Abfahrt“ ins Erdgeschoss an, um das Brandmeldesystem näher zu erklären, das in einem Schrank im Foyer des Kunsthauses eingebaut ist.

Um die Komplexität der Haustechnik zu erklären, geben Erik Ernst und Peter Rumpf ein kurzes Briefing im Space01, wo sich hinter einer Brandschutztür ein tiefer Schacht voller Kabel und Leitungen verbirgt.

 

Über einen breiten Lüftungsschacht gelangt frische Luft vom Keller bis nach oben in die Ausstellungsflächen.

 

Peter Rumpf erklärt, wie Frischluft in die Ausstellungsräumlichkeiten gelangt.

 

Unter der “Skin” verlaufen 1.750 Meter Fibrolaserkabel für das Sprinklersystem.

 

Im Erdgeschoss erklärt Erik Ernst das Brandmeldesystem des Hauses.

 

Ein paar Stockwerke in die Tiefe

Um der Sache noch weiter auf den Grund zu gehen, geht’s nun in den Untergrund der Bubble. Hier befindet sich unter anderem die „Brandmeldezentrale“, die Peter Rumpf wie seine eigene Westentasche kennt, schließlich führt er hier wöchentlich die Sprinklertests durch. „Wenn man die Rohre und Leitungen betrachtet, merkt man, wie dick sie hier unten sind und wie fein und dünn sie schließlich bis oben zum Dach verlaufen“, erläutert Erik Ernst anhand zweier Beispielrohre. „Es funktioniert wie ein ausgeklügeltes Adersystem, es verteilt sich alles bis an die Spitze.“ „Das gleiche Prinzip gilt auch bei der Stromversorgung“, fährt Peter Rumpf fort und führt durch die verwinkelten Gänge zu den unzähligen Sicherungskästen des Hauses. „Eigentlich funktionieren diese Schaltkästen, wie wir sie daheim in unseren Haushalten haben, nur dass bei einem Normalhaushalt zirka 16 Ampere fließen und hier haben wir 160 Ampere, also 10 Mal mehr“, schmunzelt der Elektrotechniker, bevor es weiter zu den Lüftungsanlagen geht.

In der Brandmeldezentrale führt Peter Rumpf wöchentlich die Sprinklertests durch.

 

Die dicken Rohre im Keller verteilen sich zu kleinen feinen Leitungen bis nach oben in die Ausstellungsräume.

 

Erik Ernst erklärt das ausgeklügelte “Adersystem” im Kunsthaus.

 

Bei einem Normalhaushalt fließen zirka 16 Ampere, hier im Kunsthaus rund 10 Mal mehr.

 

Erik Ernst erklärt das ausgeklügelte “Adersystem” im Kunsthaus.

 

Die dicken Rohre im Keller verteilen sich zu kleinen feinen Leitungen bis nach oben in die Ausstellungsräume.

 

Bei einem Normalhaushalt fließen zirka 16 Ampere, hier im Kunsthaus rund 10 Mal mehr.

 

Frischluftsystem

„Jede Anlage hier ist für einen bestimmten Bereich zuständig, zum Beispiel für die Frischluftversorgung im ersten Stock oder das Ableiten der Abluft“, beginnt Erik Ernst, während er durch den von orangen Kästen umgebenen Gang schreitet. Gesteuert werden diese „Kästen“ über Rechner im Nebenraum. „Hier sehen wir genau, wie hoch die Temperaturen in welchem Stockwerk sind oder ob die Luftfeuchtigkeit stimmt“, schildert Peter Rumpf und prüft am Bildschirm gleich die Luftfeuchtigkeit im Space01. „Hier haben wir gerade eine Luftfeuchtigkeit von 35 %, sein sollten es aber 47 %, das müssen wir schnell regeln“, springt er auf und eilt zur entsprechenden Anlage, vorbei an den Heiz- und Kühlanlagen und dem Pufferspeicher, der das kühle Wasser speichert. Bevor die frische Luft jedoch in die einzelnen Luftschächte und weiter in die Räume strömt, wird sie im Freien über drei breite Zylinder angesaugt und über einen schmalen Schacht zu den Rohren und davor durch Filter geleitet. „Wie wichtig diese Filter sind, merkt man, wenn man sie wechselt“, betont Peter Rumpf. „Das hier würde man alles einatmen“, betont er und zeigt am Ende unserer Tour auf einen der gebrauchten und komplett verschmutzten Filter. An welchem „versteckten“ Ort sich die beiden am liebsten aufhalten, ist auf alle Fälle klar: „Der schönste Ort ist die Terrasse auf der Needle. Der Ausblick und die Architektur, wenn die alten Häuser mit der BIX-Fassade verschwimmen, sind einzigartig“, schwärmen beide und werfen einen Blick über den Friendly Alien.

Jede der einzelnen Anlagen ist für einen bestimmten Bereich zuständig.

 

Gesteuert werden die “orangen Kästen” über einen Rechner im Nebenraum.

 

Peter Rumpf muss regelmäßig überprüfen, ob die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit in den einzelnen Stockwerken korrekt ist.

Stimmt etwas nicht, wird das Problem sofort bei der zuständigen Anlage behoben.

 

Bevor die frische Luft in die einzelnen Luftschächte und weiter in die Räume strömt, wird sie im Freien über drei breite Zylinder angesaugt.

 

Nachdem die Luft angesaugt wurde, wird sie über einen schmalen Schacht zu den Rohren und davor durch Filter geleitet.

 

Wie wichtig diese Filter sind, zeigt Peter Rumpf anhand eines gebrauchten Filters, der bereits ausgetauscht wurde.

Gibt es einen Unterschied zwischen zeitgenössischer österreichischer, europäischer und außereuropäischer Kunst?

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Nehmen wir den international erfolgreichen in Graz lebenden Schriftsteller Fiston Mwanza Mujila: Er ist kongolesischer Herkunft und hat kürzlich den wichtigsten steirischen Literaturpreis, den Peter-Rosegger-Preis, bekommen. Er selbst sieht sich als Grazer und Kongolese. Oder die heurige Kunstpreisträgerin der Stadt Graz: Azra Akšamija. Die aus Bosnien-Herzegowina stammende Akšamija ist in Graz aufgewachsen und hat an der Technischen Universität Graz Architektur studiert. Heute arbeitet die Künstlerin und Architektin am Massachusetts Institut of Technology (MIT) in Cambridge.

Ein weiteres Beispiel:

Am 14. Februar eröffnen wir eine Einzelausstellung von Jun Yang, einem Künstler, der 1975 in Qingtian, VR China, geboren wurde und im Alter von vier Jahren mit seinen Eltern nach Wien kam. Yang besitzt einen österreichischen Pass, er wuchs in Wien auf und lebt seit 2008 vorwiegend in Taipei und Yokohama, ohne dass die Verbindung zu Österreich jemals abgebrochen ist. Yang hat wiederholt in Graz ausgestellt: bei <rotor>, im Kunstverein, im Eisernen Haus, anlässlich der Europäischen Kulturhauptstadt 2003 und zuletzt vor zwei Jahren beim Festival steirischer herbst.

Gegenwärtig kann man eines seiner Werke in der Schau Chinese Whispers im MAK Wien sehen, eine Ausstellung der größten Sammlung zeitgenössischer chinesischer Kunst.

Heute lebt Yang in Wien, Taipei und Yokohama. Immer wenn er gefragt wird, ob er Österreicher, Chinese, Japaner etc. sei, fällt seine Antwort variantenreich aus: „Ich bin Österreicher“, „Ich bin Europäer“, „Ich bin aus Taiwan, Japan, China, Wien.“ Auch in seinen Arbeiten fordert Yang auf verschiedenen Ebenen Vorstellungen heraus, was es bedeutet, ein „Wiener“, ein „Österreicher“, ein „Chinese“, „Asiat“ oder „Europäer“ zu sein. Von hier lässt sich ein Bogen zum Programm des Kunsthauses Graz und dessen Fokus schlagen, Österreich zu anderen Teilen der Welt in Beziehung zu setzen und jenen kulturellen Verflechtungen nachzugehen, die sich über territoriale Grenzen eines Staates hinwegsetzen und nationale Begrenzungen herausfordern. Jun Yangs Ausstellung passt perfekt in diese Ausrichtung.

 

Kultureller Austausch

Nicht erst seit den letzten Jahren, sondern seit Jahrhunderten gibt es Wanderbewegungen, und damit einhergehend wechselseitige Einflüsse und kulturellen Austausch. Auf die Ebene des Alltags heruntergebrochen bedeutet dies:

Wir essen Spaghetti und Eis (übrigens aus China), kochen italienisch, arabisch oder indisch und wandeln die Rezepte mitunter entsprechend unseres Gaumens ab, tragen Kleidung, die in Bangladesch und Indien gefertigt wurde und verwenden selbstverständlich Smartphones, wobei diese ohne seltene Erden aus China und Coltan aus der DR Kongo nicht funktionieren würden. Die Beziehungen sind dabei höchst asymmetrisch: Vorteile aufseiten der Verbraucher/innen sind willkommen, das schmutzige Geschäft (buchstäblich gesprochen) wird allerdings gerne anderen überlassen.

Es ist paradox: Wir leben kulturelle Hybridität im Alltag geradezu selbstverständlich. Doch wenn es um Identitäten geht, soll es plötzlich möglich sein, zwischen Österreich, Europa und Außereuropa zu unterscheiden?


Unsere Diplomarbeit mit dem Kunsthaus Graz

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Wie sollten wir unsere Diplomarbeit am besten beginnen? Sollen wir über Ernährung oder doch lieber über Gästebetreuung schreiben? Nein, nach langem Hin und Her hatten wir uns entschieden: Wir schreiben über soziale Medien. Doch dafür benötigten wir zuerst einen Kooperationspartner, welcher uns dabei unterstützt.

Anfangs waren wir uns zwar noch unsicher, wer uns bei so einem Projekt unterstützen könnte und wo wir mit der Suche nach einem Partner überhaupt anfangen sollten. Es war nicht gerade leicht, jemanden zu finden, doch dank unserer Betreuungslehrerin, Frau Prof. Scheiber, hatten wir die Möglichkeit, uns mit dem Kunsthaus-Team zu treffen und über unser Vorhaben zu diskutieren. Besser hätte es für uns drei nicht laufen können, denn wir alle kannten das Kunsthaus und besuchten bereits einige Ausstellungen.

Am Anfang steht das Konzept

Vor unserem ersten Treffen mit unseren Ansprechpartnern Anita Brunner-Irujo vom Universalmuseum Joanneum und Dietmar Muchitsch von der Social-Media-Agentur Cloudthinkn waren wir sehr nervös. Sie halfen uns, einen Überblick zu bekommen und brachten auch die Idee für unser Projekt auf: Eine Online-Kampagne für die Congo Stars-Ausstellung im Kunsthaus Graz, welche im Jänner 2019 auf Instagram gepostet werden sollte.

Nachdem wir uns schon mit Instagram auskannten, entwarfen wir ein Exposé, wie wir unsere Posts und Storys aufbereiten könnten. In unserem Konzept entschieden wir, worüber wir die User informieren wollen und wie wir es schaffen könnten, diese miteinzubeziehen. Es war für uns eine kleine Herausforderung, einen Entwurf zu konzipieren, um damit auch die Anforderungen einer Plattform wie Instagram und unserer Kooperationspartner zu erfüllen. Die Zusammenarbeit mit der Agentur lief super. Wir versendeten unsere Vorschläge und kurze Zeit später kam ein neuer Denkanstoß des Agentur-Teams zurück – so entstand schlussendlich unser fertiges Konzept. Dank der zahlreichen Tools, welche Instagram zur Verfügung stellt, hatten wir die Möglichkeit, Abstimmungen und Fragen in unseren Storys zu veröffentlichen.

Produktion und Veröffentlichung

Damit wir auch die passenden Fotos für unsere Kampagne bekommen, hatten wir die Möglichkeit, mit Mitarbeitern der Agentur die Congo Stars-Ausstellung zu besuchen und Fotos zu machen, die wir benötigten. Wir drei haben zuvor eine Checkliste vorbereitet, die wir nach und nach abgearbeitet haben. Mit der Zeit fanden sich vor Ort auch neue Ideen, die wir sofort in die Tat umsetzten. Fotos, Videos und auch einen Boomerang wurde für unser Projekt geschossen.

Wir drei haben an diesem Nachmittag viele neue Erfahrungen gesammelt. Romana hat sich nach kurzer Zeit dazu entschieden, mit den Tänzern aus dem Kongo (die man über einen Screen sehen konnte) mitzutanzen. Stefan übernahm die Produktion der Fotos mit der Spiegelreflexkamera und Sabrina nutzte ihr Handy, um die zahlreichen Instagram-Funktionen miteinzubinden. Nachdem wir fertig waren, hatten wir über 200 Fotos, welche wir dann bearbeiteten und den Mitarbeitern der Agentur zur Verfügung stellten. Diese bereiteten unseren Text und die Bilder für die Instagram-Storys auf und übernahmen die Bewerbung der Beiträge, damit diese von möglichst vielen Personen gesehen werden. Unsere Storys wurden nach und nach vom 14.1. bis 23.1.2019 gepostet. Jeden Tag haben wir auf unsere Storys gewartet und waren sehr gespannt, wie unser Instagram-Takeover beim Publikum ankommt.

 

Dieses Projekt war perfekt für uns: Wir bekamen einen Einblick ins Kunsthaus und hatten auch die Möglichkeit, hinter den Kulissen mitzuwirken. Vor einem Jahr haben wir diese Kooperation begonnen, ohne zu wissen, was eigentlich auf uns zukommen wird. Wir haben in dieser Zeit neue Menschen kennenlernen dürfen und uns neues Wissen angeeignet, das uns niemand mehr nehmen kann. Es gab auch eine Phase, in der wir dachten, wir würden es nicht schaffen – aber wir haben immer versucht, unser Bestes zu geben, und sind schlussendlich sehr zufrieden mit dem Ergebnis und unserem Erfolg.

Die Stories kannst du auf Instagram nachschauen.

Zum Schluss die Erfolgsanalyse

  • Laufzeit: 14.1.–23.1.2019
  • Beiträge: 34 Beiträge zu Congo Stars, tlw. mit 50 User-Interaktionen (Abstimmung JA/NEIN)
  • Reichweite: 320–420 Personen haben die einzelnen Beiträge gesehen
  • Impressionen: über 10.000 Mal wurden alle Beiträge zusammen angezeigt
  • Zielgruppe: Man kann diese nicht genau auswerten, aber anhand der Profilbilder waren die User zwischen 17 und 24 Jahre alt.

Wir freuen uns sehr über den Erfolg der Aktion und die rege Beteiligung der Instagram-Community! Schlussendlich bedanken wir uns noch recht herzlich bei unserer Betreuerin Anita Brunner-Irujo vom Universalmuseum Joanneum und der Social-Media-Agentur Cloudthinkn für die Unterstützung! Ohne diese gute Zusammenarbeit wäre unser Projekt nicht möglich gewesen!

 

Der Künstler, das Werk und die Ausstellung

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Jun Yang befasst sich in seinen Arbeiten mit verschiedenen Formen von Identitätsbildungen und damit einhergehend mit Zuschreibungen und Definitionen, die wiederum mit Bewertungen verbunden sind. Was bedeutet es, als Österreicher, Europäer, Chinese oder Japaner definiert zu werden bzw. sich selbst zu definieren?
Jun Yang hat bei seiner Eröffnungsrede darauf hingewiesen, dass sich Bewertungen verändern.

Jun Yang Foto: Universalmuseum Joanneum/ N. Lackner

Dies kann man am Beispiel Chinas trefflich beobachten: Waren Chinesinnen und Chinesen – auch in Österreich ­– in der gesellschaftlichen Hierarchie zunächst eher im unteren Bereich angesiedelt, so sind sie nun als zahlungskräftige Touristinnen und Touristen sowie Investorinnen und Investoren willkommen. Heute ist die VR China politisch und kulturell sehr präsent, kurzum: es handelt sich um eine Weltmacht mit entsprechendem Einfluss auf das globale Geschehen.

Doch Yang wendet sich nicht nur kulturellen Klischees und Stereotypen zu, wenn es etwa um China oder Österreich geht, sondern auch jenen des Kunstbetriebs selbst. Bei der Grazer Schau wird das Format der Einzelausstellung als solches künstlerisch und kuratorisch bearbeitet.

Jun Yang, Golden Room (Schnitzeltapete), 2015

Üblicherweise ist damit die Vorstellung einer starken künstlerischen Identität verbunden, die sich über die Ausstellung eindeutig vermitteln soll. Es ist dann nicht mehr weit zur Überhöhung, Verklärung, ja Mystifikation des Künstlerseins, von Namen, Werken und des künstlerischen Schaffens ganz allgemein. In der Ausstellung Jun Yang. Der Künstler, das Werk und die Ausstellung wird nun der einzigartige Stellenwert des Künstlers auf verschiedenen Ebenen herausgefordert: über den Titel, die visuelle Kommunikation und die Beteiligung von anderen Autorinnen und Autoren. Letztendlich wird die Einzelausstellung von Yang zu einer kollektiven Unternehmung, an der viele teilhaben:

Foto: Universalmuseum Joanneum/ N. Lackner

Erwin Bauer, Mike Kelley/Paul Mc Carthy, siren eun youn jung, Lee Kit, Oliver Klimpel, Michikazu Matsune, Yuuki Nishimura, Yuki Okumura, Koki Tanaka, Maja Vukoje, Jun Yang und Bruce Yonemoto – und ich auch. Wir alle haben über unsere Arbeiten jeweils eine spezifische Verbindung zu Yang. Manchmal ist er Auftraggeber, dann Co-Autor, Mitperformer, Anreger, Ideengeber, Designer/Ausstellungsgestalter oder sogar Gegenstand der Darstellung.

Bruce Yonemoto, Made in Occupied Japan, 2016 Foto: Universalmuseum Joanneum/ N. Lackner

Der Werkbegriff durchläuft in der Ausstellung ebenfalls eine Transformation: Malerei, Fotografie, Zeichnung, Poster, Film, das jeweils klar identifizierbare und von seinem Umfeld deutlich unterscheidbare Werk facettiert und verräumlicht sich im Verlauf des Ausstellungsparcours. Am Beginn der Ausstellung klassisch, auf einem weißen Träger präsentiert, löst sich die Trennung zwischen Werk und Träger – Wand und Sockel werden selbst zum Werk – im selben Maße, wie Gattungsgrenzen zwischen Kunst und Design (Grafik, Ausstellungsdisplay) erodieren. Durchschreitet man die Ausstellung, gelangt man in eine surreal anmutende Zone, die Spiegelungen, echte und künstliche Schatten sowie Naturlicht und künstliches Licht verbindet.

Ein Blick in die Ausstellung Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

 

Zusammengefasst: Die Ausstellung beginnt mit Konventionen der Einzelausstellung, einem starken Künstlersubjekt, einem deutlich identifizierbaren und klar zuordenbaren Werk, einer Kuratorin und endet mit einer Gruppenausstellung, einem ausdifferenzierten Werkbegriff, zwei Kuratoren und letztendlich auch zwei Jun Yangs. Dieser Logik folgend gibt es anstelle eines Plakates zur Ausstellung zwei für eine Ausstellung, also zwei grafische Identitäten (gestaltet von zwei Grafikteams).

Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

„Krapfen ganzjährig erhältlich“

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Dass Essverhalten und auch die Esskultur haben sich in den letzten 100 Jahren stark verändert. Wir sind heute gewohnt, dass sämtliche Nahrungsmittel und sämtliche Mehlspeisen jederzeit verfügbar sind. Wir können Erdbeeren im Winter kaufen und auch Faschingskrapfen oder Spagatkrapfen (ehemals anlassbezogene Gebäcke bzw. Festtagsgebäcke) sind ganzjährig erhältlich. Das war selbstverständlich nicht immer so. Noch vor ungefähr 100 Jahren haben über 50 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft gearbeitet. Die Menschen haben sich hauptsächlich von dem ernährt, was am Hof angebaut bzw. erzeugt worden ist. Fleisch stand im Gegensatz zu heute eher selten und meist nur an Sonn- und Feiertagen auf dem Speiseplan. Die Menschen aßen täglich Kraut, in Form von Süß- oder Sauerkraut und auch Rüben und im Sommer sehr viel Salat. Man aß auch nicht mit Messer und Gabel vom eigenen Tellern sondern mit einem Löffel aus einer gemeinsamen Schüssel.

So grundverschieden wie die steirischen Landschaften waren, so grundverschieden war auch die bäuerliche Kost, die abhängig von Lage, Boden und Klima war.

Die Krapfen
Unter Krapfen versteht man einerseits reine Krapfengebäcke aus „echtem“ Krapfenteig, aber auch Hohlformen, wie jene Schmalzgebäcke, z. B. durch mechanische Model geformte, wie die um eine Blechröhre gebundenen und in Fett gebackenen Prügelkrapfen oder sogenannten Schnür- oder Spagatkrapfen.
Neben den klassischen Germkrapfen, dem Faschingskrapfen existierten und existieren zum Teil heute noch viele andere Krapfenarten, wie Dinnkrapfen, roggene Krapfen, Bauernkrapfen, Rosenkrapfen, Schwammkrapfen, Heiligengeistkrapfen, Spagatkrapfen oder auch der sogenannte Prügelkrapfen. Wobei ein Großteil dieser Krapfen lange Zeit nur an hohen Festtagen serviert wurde.

Die Bedeutung der Krapfen, wann wurden sie gegessen?
Dem Essen wurde früher auch „magische“ Bedeutung zugeschrieben: Man hat z. B. früher in Deutschlandsberg oder auch in Bad Radkersburg nicht nur zu Maria Lichtmess (2. Februar) sondern auch am Tag danach, zu Blasius Krapfen gegessen, bzw. man sollte es tun, damit der Wind im Laufe des Jahres das Hausdach nicht abdeckt.

Man sollte auch zu Weihnachten viele Krapfen verzehren, damit man das ganze Jahr über ausreichend davon zur Verfügung hat. Das Weihnachtsmahl sollte aus mindestens drei Gängen, bis zu neun oder mehr Gängen bestehen, das reiche Mahl garantiert, dass man auch im kommenden Jahr niemals Hunger leiden würde.

Wie beim Weihnachtsessen legte man auch bei den oft stundenlang dauernden Hochzeitsmählern besonderen Wert auf eine möglichst große Anzahl von „Richten“ (Gängen), um zu bewirken, dass das junge Paar niemals Mangel erleiden müsse.

Die Spagatkrapfen wurden zu Weihnachten aber vor allem auch bei Hochzeiten gegessen. Sie waren das Haupthochzeitsgebäck in der Steiermark überhaupt, aus bürgerlichen Kochbüchern, also aus der bürgerlichen Küche zu den einfachen Menschen „gesunken“. Spagatkrapfen bestanden aus sehr feinem Mürbteig mit viel Zimt und Mandeln. Diese Zutaten waren entsprechend teuer und für die einfachen Menschen lange Zeit nicht leistbar. Dabei wurden ungefähr 12 cm lange Teigstücke mit einer Schnur („Spagat“) über ein leicht konisch geformtes Blechrohr gebunden und in Schmalz getaucht gebacken.

Eine weitere typische Festtagsmehlspeise war der Prügelkrapfen ausschließlich für Hochzeiten oder Primizen und höchste Namens- und Geburtstage gebacken. Der Prügelkrapfen wird als einziges Herdgebäck nicht im tiefen Schmalz, sondern an der Gluthitze des offenen Feuers gebacken. Vergleichbar mit dem Bratspieß für Fleisch, wird der „Prügel“ in seinem Gestell ständig gedreht und dabei jeweils Teig erst auf seine Umschnürung und später auf die frühere Teigschicht gegossen. Laut Rezept benötigte man dafür 60 Eidotter, 1 kg Zucker aber auch sehr teure Gewürze wie Koriander, Zimt oder Muskatnüsse und Mandeln. Aufgrund dieser „wertvollen“ Zutaten konnte man sich diese Mehlspeise nur an hohen Feiertagen leisten. Auch in Fett gebackene Mehlspeisen waren immer Festtagsspeisen, weil Fett entsprechend kostbar war.

Krapfenbacken Foto: Frühwald

Erwähnung der Spagatkrapfen in Kochbüchern
Krapfen kommen schon im 13. Jahrhundert im Raubrittergedicht von Meier Helmbrecht vor. Nach einem Hinweis aus dem Jahr 1482 stellte die „zunftige Krapfenbäckerin“ die Krapfen fast nur für die „Faselnacht“ aber auch andere Feiertage, wie Neujahr, Hl. Dreikönig, und Hochzeiten her.

In verschiedenen bürgerlichen Kochbüchern des 18. und 19. Jahrhunderts gibt es neben Bauernkrapfenrezepte auch Rezepte für Krapfen die ein Model benötigen, wie z. B auch die „Schnurkrapfen“.

Im „Salzburger Kochbuche“ aus dem Jahr 1719 kommen Spiess- oder Prügelkrapfen, aber auch Schnur oder Spagatkrapfen mit Spagatschnur gebunden vor.

Im „Grätzerischen Kochbuch“ aus dem Jahr 1790 werden sie als „Schnierkrapfen“ bezeichnet, man solle aus dem Teig einen Teil zuschneiden und auf ein Model legen ein Bandel herumbinden in Schmalz backen und mit Zucker und „Zimmet“ bestreuen.

In Katharina Pratos „Süddeutscher Küche“ aus dem Jahr 1899 werden „Schnür- oder Spagatkrapfen innen mit Marillensalse, außen mit Zucker bestreut oder nur mit Zucker bestreut und mit Vanillecreme serviert.

Prügelkrapfen Foto: Haiding

Bezeichnung des Spagatkrapfens in den unterschiedlichen Gegenden
Wir haben in der landwirtschaftlichen Sammlung verschiedene Spagatkrapfenmodel (großteils aus der Steiermark), die älteren sind noch mit einem Spagat für das Umwickeln des Teigstückes versehen, daher auch der Name, die neueren haben schon eine „Metallkralle“.

Die sogenannten Spagatkrapfen werden in unterschiedlichen Gegenden unterschiedlich bezeichnet und auch unterschiedlich serviert:

Der Spagatkrapfen wird von Mayer-Bruck in „vom Essen auf dem Lande“ als „Sulmtaler Spagatkrapfen“ bezeichnet, im original Sacherkochbuch steht er als „Steirischer Spagatkrafen“. Spagatkrapfen sind aber kein ausschließlich steirisches Phänomen.

In Osttirol werden Schnürlkrapfen oder Spagatkrapfen mit gezuckerten Schlagobers gefüllt und außen mit Zucker bestreut. In Kärnten werden Schnurkrapfen überlappend ähnlich wie Schaumrollen, aus Mürbteig in Schmalz gebacken in Staubzucker und Zimt gewälzt. Auch in Niederösterreich gibt es diese als Bandlkrapfen bezeichnet. In Oberösterreich werden sie als Röhrenkrapfen oder auch Spagat- oder Schnürkrapfen bezeichnet nach ihrer Herstellung (Umwicklung einer Blechröhre mit einem durch einen Spagat befestigten Teigfleck).

 

Joanneum kooperiert mit Japaneum

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Burg Rabenstein, die nördlich von Graz prominent auf einem Felsen thront, wird ab 27. April zum Schauplatz einer neuen Präsentation: Auf drei Ebenen werden im sogenannten Japaneum die Beziehungen zwischen Japan und Europa präsentiert. Diese Ausstellung war ein Herzenswunsch des „Schlossherrn“, des Industriellen, Sammlers und Japankenners Werner Hochegger, der leider letztes Jahr verstarb. Die Schau fokussiert auf die Beziehungen zwischen Japan und Europa in der Zeit zwischen 1550 und 1914. Sie ist nicht als ethnologisches Projekt oder reine Kunstausstellung gedacht, sondern soll auf unterhaltsame Weise vom wechselseitigen Kennenlernen der Kulturen berichten. Geplant ist etwa ein Straßenzug, in dem Kinder sowie Erwachsene etwa Origami-Tiere falten, japanische Schriftzeichen schreiben oder das Essen mit Stäbchen lernen können.

Pressekonferenz zur Vorstellung des “Japaneum” auf Burg Rabenstein, Foto: Universalmuseum Joanneum

„Das Joanneum verbindet eine längere Geschichte mit der Burg Rabenstein, denn bereits im Jahr 2000 waren Objekte aus dem Landeszeughaus in einer Ausstellung  zu sehen. Und auch im Japaneum werden neben einer Replik des Stellschirms Ôsaka zu byôbu aus Schloss Eggenberg auch 18 Objekte aus der Ostasiatika-Sammlung des Joanneums gezeigt. Diese Objekte sind Leihgaben aus Schloss Eggenberg, dem Landeszeughaus und dem Museum für Geschichte,“ freut sich Wolfgang Muchitsch über die Kooperation.

Das Japaneum ist in mehrere Einheiten gegliedert, in denen die Besucherinnen und Besucher zur Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen rund um das „Land der aufgehenden Sonne“ angeregt werden. Beispiele dafür sind der Japanische Garten, das Teehaus, das Reich der Shogun, die Reise der Daimyos (lokale Herrscher), das Alltagsleben der Edozeit, Chinoiserien in barocken Schlössern, Japonismus im Allgemeinen sowie eine Übersicht der ersten Kontakte zwischen Japan und Europa.

Bianca Russ-Panhofer im Interview

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Du bist die Fachfrau für Peter Rosegger im Universalmuseum Joanneum – hat es dich schon von Kindesbeinen an zum steirischen Waldheimat-Dichter hingezogen? Wie sind Peter Rosegger und sein Werk in dein Leben gestolpert?
Nein, hat es ganz sicher nicht. Ich habe zwar immer in der Region, bis auf ein kurzes Intermezzo in Graz, gelebt, aber Rosegger war nie wirklich Thema. Ich war als Schülerin am Geburtshaus und auch bei der Landesausstellung in Krieglach, aber Rosegger hat mich sonst kaum berührt. In mein Leben gestolpert oder eher eingezogen ist Rosegger vor fünf Jahren, als das Land Steiermark das Geburtshaus und das Rosegger-Museum an das Universalmuseum übergeben hat. Ich war damals als Sammlungskuratorin der Kulturgeschichtlichen Sammlung/Museum im Palais tätig. Da ich in Langenwang (Nachbarort von Krieglach) wohne und gependelt bin, hat man sich am Universalmuseum Joanneum wohl gedacht, dass mir eine ähnliche Tätigkeit in der Nähe vielleicht lieber wäre (lacht).

Am Museumsblog erzählst du immer wieder liebevoll von besonderen Ausstellungsobjekten, gibt es ein Lieblingsstück in der Sammlung und warum?
Ja, es gibt Lieblingsstücke. Am Anfang ist immer wieder mal ein neues Objekt aufgetaucht, das ich in Möbeln oder am Dachboden „versteckt“ gefunden habe. Sobald ich mich ein bisschen näher mit der Geschichte eines solchen Objektes befasst und Spannendes darüber gefunden habe, ist es mir schon ans Herz gewachsen. Zugegeben, das geht bei mir relativ schnell. Zum Beispiel die Chelsea-Boots Roseggers, über die ich ja auch im Blog geschrieben habe (hier nachzulesen). Momentan ist der „Asteroid (7583) Rosegger“ mein Lieblingsobjekt, obwohl er natürlich nicht in der Ausstellung gezeigt werden kann. Aber wir zeigen alternativ das Beispielbild eines Asteroiden. Ich habe ihn erst vor einigen Monaten „entdeckt“. Spannenderweise zum gleichen Zeitpunkt, als ich Das Universum ist eine Scheißgegend von den Science Busters gelesen habe.

Ausgeholfen wird, wo Arbeit anfällt: Auch gerne einmal im Garten.

Eine einmalige Gelegenheit: Herr Rosegger höchstpersönlich lädt dich zu Kaffee und Kuchen. Welche Fragen brennen dir auf der Zunge?
Was ich wirklich gerne wissen würde, ist was er von dem ganzen Rummel hält, der um seine Person gemacht wird. Damit meine ich weniger die seriöse Beschäftigung mit seiner Geschichte, als vielmehr die „Verkitschung“ seiner Person, das Benutzen seines Namens, seiner Gedanken und Aussagen für diverse Vermarktungen und Selbstinszenierungen.
Und was in den Geschichten rund um den Waldbauernbuben autobiographisch und was erfunden ist. Das ist nämlich eine der Fragen, die von den Besuchern am häufigsten gestellt wird und die durch Recherche einfach nicht zu beantworten ist.

Abseits von Büchern, Zeitschriften und Sammlungsobjekten – wie verbringst du Rosegger-freie Momente am liebsten?
Wenn in der Rosegger-freien Zeit noch Zeit für mich übrigbleibt, dann hinter Büchern – aber nicht hinter Rosegger-Büchern. Ich lese wahnsinnig gerne, viel und alles Mögliche, meistens zwei bis drei Bücher zur selben Zeit. Dann verbringe ich noch unglaublich viel Zeit mit Gartenarbeit, das ist ein ganz wunderbarer Ausgleich zur Büroarbeit. Und die oft sitzende Büroarbeit ist dann ein wunderbarer Ausgleich für die körperlich anstrengende Arbeit im Garten (lacht).

Bildungsreise nach Italien oder Wanderung auf den Großglockner? Unbedingt die Bildungsreise nach Italien. Da gäbe es für mich noch so viel zu sehen.

Sportschuhe oder High Heels? Definitiv Sportschuhe. High Heels sind zwar schön anzusehen, aber viel zu unpraktisch. Ich bevorzuge da die Bequemlichkeit.

Heimaturlaub oder Weltumsegelung? Spontan würde ich sagen Weltumsegelung, aber das kommt dann wieder darauf an, wie lange. Denn eigentlich bin ich sehr gerne zu Hause. Aber das bin ich ja sowieso meistens, also vielleicht doch die Weltumsegelung.

Candle-Light-Dinner oder Wiesenpicknick? Candle-Light-Dinner. Ich liebe gutes Essen und Ameisen, Wespen und Co. können einem das ganz schön vermiesen.

Nachthemd oder Pyjama? Weder noch, beides finde ich zu unbequem. Ein T-Shirt tut‘s auch.

Fotos: Bianca Russ-Panhofer

Die Alte Galerie ganz neu!

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Wo vor einiger Zeit noch die Besucher/innen durch die Räume der Alten Galerie flanierten und die Kunstwerke der hauseigenen Altmeistersammlung neben den Leihgaben der Sammlung Thyssen-Bornemisza bewundern konnten, wird nun gehämmert, gestrichen, installiert, geschleppt und koordiniert. Denn die Uhr tickt: Bis 26. April müssen hier ganze 15 Räume neu gestaltet, 300 Objekte bewegt und installiert und 1.999 m2 Wände neu gestrichen werden. Paul Schuster, Sammlungskurator von Schloss Eggenberg und Projektkoordinator für die Neuaufstellung, gab uns einen kurzen Einblick in den Umbau der Alten Galerie und zeigte uns, wie ein Museum funktioniert, bevor die Besucher/innen kommen.

Wo vor Kurzem noch reger Ausstellungsbetrieb herrschte, findet man nun kahle Wände und leere Räume.

Bis 26. April müssen hier ganze 15 Räume neu gestaltet und 300 Objekte bewegt werden.

Vorbereitungen laufen auf Hochtouren
„Die Vorbereitungen laufen schon seit der ersten Hälfte 2018, um ehrlich zu sein“, erklärt Paul Schuster. „Vor allem die inhaltliche und kuratorische Arbeit – das muss ja alles stehen, bevor man mit den Bauarbeiten beginnen kann“, führt er näher aus. Das Um und Auf für einen geregelten Ablauf ist eine ausgeklügelte Strategie: „Die Planung muss Hand und Fuß haben. Denn die wahre Challenge ist es, die Bauarbeiten so zu takten, dass wir die Kunstwerke, die jetzt schon da sind, auch in den Räumen belassen können“, betont er die Wichtigkeit, den Objekten durch ein konstantes Raumklima den bestmöglichen Schutz zu geben.

Einpacken und Auspacken…

Die wahre Challenge ist es, die Bauarbeiten richtig zu takten.

Schritt für Schritt
Doch alles der Reihe nach: „Der Startschuss für den Umbau fiel am 1. November. Die Leihgaben der Sammlung Thyssen-Bornemisza sind schon von der verantwortlichen Restauratorin gemeinsam mit unserem Restaurator Paul-Bernhard Eipper inspiziert und anschließend wieder nach Wien und in die Schweiz transportiert worden. Die neuen Leihgaben der Kaiserschild-Stiftung wurden bereits im Frühling offiziell übergeben. Während wir begonnen haben, unsere Objekte abzuhängen und für den Transport ins SSZ einzupacken, kam auch unser Fotograf Niki Lackner vorbei, um noch 80 Ausstellungsstücke zu fotografieren.“ Ziel eines solchen Ablaufes ist es, die Kunstwerke so selten wie möglich zu bewegen: „Jedes Mal, wenn man ein Kunstwerk bewegt, riskiert man etwas. Alle passen auf, alle arbeiten nach höchsten Standards, aber es bleibt immer ein Risiko für das Kunstwerk“, schildert Paul Schuster und eilt durch die mittlerweile kahlen Ausstellungsräume, um die vorläufige Lagerung der „Sebastian-Staue“ gemeinsam mit dem Handwerkerteam zu koordinieren, um kurz darauf in den nächsten Raum zur Farb- und Lichtprobe zu hetzen.

Auch die vorläufige Lagerung der “Sebastian-Statue” muss koordiniert werden.

Vorsichtig werden die Ausstellungsstücke von einem Raum in den nächsten transportiert.

Während die Objekte abgehängt wurden und für den Transport ins SSZ eingepackt wurden, wurden 80 der Ausstellungsstücke noch fotografiert.

Planung ist alles
Wie aufwendig die genaue Planung und Logistik hinter so einem Projekt ist, zeigt sich aber spätestens, als er die Strategie des Umbaus schildert: „In der ersten Bauphase heißt es, alle Kunstwerke zusammenzupacken und in genau jene drei Räume zu schlichten, die gerade nicht umgebaut werden. Anschließend werden diese ,Lagerräumeʻ abgedichtet, damit die Kunstwerke nicht mit Staub und Schmutz in Berührung kommen. In der zweiten Bauphase werden die Kunstwerke aus diesen drei ,Lagerräumenʻ in die bereits umgebauten Ausstellungsräume transportiert. Danach heißt es wieder abdichten, damit nun in der dritten Bauphase auch die restlichen Räume umgebaut werden können“, erklärt er das komplizierte Prozedere. Hinzu kommt, dass alle Räume gesichert sein müssen, also auch verschiedene Sensoren je nach Bedarf neu eingestellt werden müssen.

Einige Ausstellungsräume werden vorläufig in “Lagerräume” umfunktioniert.

Teamwork: Alle helfen mit
Bewältigt wird der ganze Umbau von insgesamt 12 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: „Das Team umfasst die Kuratorinnen und Kuratoren, Handwerker, und auch das Gartenteam hilft jetzt drinnen mit“, erzählt Paul Schuster. „Ohne die Mithilfe von allen wäre es nämlich weder zeitlich noch finanziell schaffbar,“ betont er und führt in die hauseigene Werkstatt, wo Josef Bäck gerade Rahmen und Konstruktionen für die neue Ausstellung anfertigt. „Von unserer Tischlerei kommt generell sehr viel, weil permanent etwas anfällt. Vom Dachboden-Ausbessern über die Prunkräume, vom Garten bis zu Geländern, das ist eine ,never-ending storyʻ. Auch die Bilderrahmen werden im Haus angefertigt und zurzeit passiert hier sowieso nur Galeriearbeit. Die gesamte neue Ausstellungsarchitektur wir hier gerade angefertigt.“

Teamwork: Der gesamte Umbau wird von insgesamt 12 Mitarbeiter/innen bewältigt.

Teamwork: Der gesamte Umbau wird von insgesamt 12 Mitarbeiter/innen bewältigt.
Nicht wegzudenken: Josef Bäck kümmert sich um die gesamte Ausstellungsarchitektur.

Viele offene Fragen
Welche Farbe bekommt welcher Raum? Wo kommen die neuen Stellwände hin? Wo wird es Sitzgelegenheiten geben? Wo kommt die neue Hörstation hin? Mit all diesen und noch vielen weiteren Fragen muss sich das Team nun in den leeren Galerieräumen beschäftigen. „Es ist wirklich tricky, die Beleuchtung mit verschiedensten Wandfarben und den Kunstwerken zu kombinieren. Man muss es wirklich in jedem Raum mit jedem Licht ausprobieren und sogar dann schaut es noch anders aus“, betont Barbara Kaiser, während sie mit den Lichttechnikern und Handwerkern die Farb- und Lichtauswahl trifft. Ein Toskanarot soll es etwa für den letzten Raum des neugestalteten Ausstellungsteils werden. Und wie die Gestaltung der übrigen Räumlichkeiten aussehen wird, wird sich bald zeigen. Wir bleiben jedenfalls gespannt!

Farbproben: Bevor die Maler kommen, gilt es noch die passende Wandfarbe auszuwählen und auf die geplante Beleuchtung abzustimmen.

Fotos: Schuster & Eder

 

Zu Gast bei Jorge Pardo in Mérida/Mexiko

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Jorge Pardo ist nicht nur Bildhauer, er hat auch eine Reihe von Interieurs gestaltet sowie mehrere Häuser konzipiert und gebaut: etwa 4166 Sea View Lane in L.A., das Haus für Roberto Hernández und seine Frau Claudia Madrazo in Tecoh, Yucatán. Eines der bislang größten Unternehmungen realisierte Pardo im Auftrag der Mäzenin Maja Hoffmann: das Hotel L´Arlatan in Arles. Die Grenzen zwischen Architektur, Design und Kunst sind dabei fließend. Das Wohnhaus des Künstlers in Mérida ist von außen betrachtet unspektakulär und schreibt sich unauffällig in die Straßenfront ein. Dahinter entfaltet sich ein dreiteiliges Ensemble: Nach einem Eingangs- bzw. Empfangsraum, der auch für größere private Veranstaltungen genutzt wird, schließen sich ein erster Garten, Wohn- und Aufenthaltsräume, ein weiterer Garten und mehrere Schlafzimmer an. Alle Teile öffnen sich hin zu den Gärten. Nur der hintere Gebäudeteil der ebenerdig angelegten Anlage, der das Grundstück abschließt, ist zweigeschossig angelegt. Das Haus folgt funktionellen und ästhetischen Überlegungen gleichermaßen.

Die bis in Details durchdachte Planung wird auch im Studio des Künstlers sichtbar: Jorge Pardo Sculpture – so das Schild am Eingang. Die Abfolge der Räume folgt im Prinzip den Produktionsschritten der Arbeiten, von der Tischlerei bis hin zu den Räumen, in denen gemalt wird. Zwischen 17 und 24 Personen aus verschiedenen handwerklichen und technologischen Bereichen arbeiten für Pardo. Im Eingangsbereich befindet sich ein riesiges Hochregal: Es entspricht dem Fassungsvolumen eines Schiffscontainers und dient der Überprüfung, wie viele Werke jeweils auf diesem Wege verschickt werden können. Für die Grazer Ausstellung werden wir eine solche Struktur bauen. Diese soll dann allerdings als Träger für die Arbeiten des Künstlers dienen, die mit dem Container aus Mexiko kommen. Das Hochregal wird also in den Räumen des Kunsthauses zum Displayelement. Die Auswahl fokussiert in Mexiko produzierte Arbeiten, die auch deutlich Einflüsse des Umfeldes in sich aufnehmen.

 


Congo Stars in der Kunsthalle Tübingen

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Eine Ausstellung zu kongolesischer Kunst zu machen, geht auf die Initiative des früheren Kunsthallen-Direktors Holger Kube-Ventura zurück. Nach dessen beruflichem Wechsel übernahm das Kunsthaus Graz die Projektleitung für beide Schauen. Gemeinsam mit einem internationalen Kuratorinnen-/Kuratoren-Team wurde aus Pop Art im Kongo die Ausstellung Congo Stars.

Eröffnungsabend mit Livemusik von Ange Kumbi Foto: Ulrich Metz

v.l.n.r.: Ange Kumbi (Künstler), Barbara Steiner (Kuratorin), Bambi Ceuppens (Kuratorin), Günther Holler-Schuster (Kurator), Nicole Fritz (Dir. Kunsthalle Tübingen), Michéle Magema (Künstlerin) Foto: Ulrich Metz

Die klassisch-weißen Ausstellungsräume der Kunsthalle Tübingen, die sich entsprechend der Hanglage des Gebäudes über Treppen nach oben entwickeln, unterscheiden sich deutlich von den zwei dunkel gehaltenen Ausstellungsebenen des Kunsthauses. Dementsprechend musste Congo Stars räumlich angepasst werden.

Congo Stars, Kunsthalle Tübingen Foto: Ulrich Metz

Unverändert blieb das Ausstellungskonzept selbst, auch wenn sich das Gewicht zugunsten zeitgenössischer Positionen verschoben hat, die mit Film und Fotografie arbeiten. Sechs Kapitel (Heim, Mythologie, Bar, Stars, Ausbeutung, Straße) und eine Zeitlinie, die Informationen zur Ereignisgeschichte des Landes liefert, ziehen sich – wenn auch in veränderter Konstellation – durch das Gebäude der Kunsthalle. Zeitlinie wie Werkauswahl mussten aufgrund der geringeren Ausstellungsfläche zirka um die Hälfte reduziert werden.

Congo Stars, Kunsthalle Tübingen Foto: Ulrich Metz

Hatten wir in Graz einen Schwerpunkt auf das Verhältnis von Kongo und Österreich gelegt, so treten in Tübingen Bezüge zu Deutschland in den Vordergrund. Von Ange Kumbi, einem kongolesischen Maler, der 2003 nach Deutschland kam und seit 2011 in Aachen lebt, zeigt die Kunsthalle zu jenen Arbeiten, die auch in Graz zu sehen waren, einen Schwerpunkt mit Malereien, die in Deutschland entstanden sind: deutsche Wohngebiete, Wohnzimmer, ICE-Bahnhof Erlangen. Diese Motive mischen sich mit Erinnerungen an Zaire bzw. die DR Kongo. Sie sind Ausdruck einer kulturellen Hybridität, die sich aus zwei untrennbar gewordenen Welten speist. Mit den Malereien von Ange Kumbi weitet sich Congo Stars im Eingangsbereich aus, der Blick aus den Fenstern zeigt im Prinzip jene Motive, die auch in seinen Bildern auftauchen.

Congo Stars, Kunsthalle Tübingen Foto: Rainer Stadlbauer

Congo Stars wird sich im Juni um einen weiteren Standort erweitern: das Iwalewahaus in Bayreuth, wo der an der Ausstellung beteiligte Künstler Mega Mingiedi ein einmonatiges Stipendium erhält. Im Anschluss daran wird im Iwalewahaus die Ausstellung Barber Shop gezeigt, mit Werken aus der hauseigenen Sammlung, darunter auch einige von Mega Mingiedi.

Samurai in der Steiermark – Leihgaben aus der Kulturhistorischen Sammlung für das neue „Japaneum“ auf Burg Rabenstein

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„Geweiht dem Kriegsgott Hachiman und verfertigt von Giichi Minamoto“ – so lautet die Widmung auf der prächtigen Samurai-Rüstung in der Kulturhistorischen Sammlung des Joanneums, die nach westlichem Kalender 1855 entstand. In diesen Jahren durchlebt das „Land der aufgehenden Sonne“ einen gewaltigen Schock. Die „Schwarzen Schiffe“ des US-Kommandanten Perry erzwingen die Öffnung des abgesperrten Inselreiches. „Kanonenbootpolitik“ wird man das später nennen. Ein Kriegsgott hilft da nicht.

Es dauert nicht lange und Japan ist kein fernes Land im Nirgendwo mehr, sondern ein handfestes Gegenüber „auf Augenhöhe“, wie man heute sagt. Es fertigt nicht nur Papierwände, sondern baut selbst Panzerschiffe. Westliche Diplomaten machen der neuen Macht im Fernen Osten ihre Aufwartung, auch Österreich, das 1869 – vor genau 150 Jahren – mit dem Tenno einen Freundschaftsvertrag abschließt. In Wien wird man dann im „Handelsmuseum“ der Börse – und später im MAK – „Japonica“ bestaunen. Wie fast überall in Europa gibt es auch in Österreich begeisterte Sammler, deren Spuren auch im Joanneum zu finden sind.

Kommandofächer, 19. Jh., KHS, Inv.-Nr. 22387

Samurai-Rüstung, 1855, UMJ, KHS, Inv.-Nr. 22359-1

Die Welt der Samurai ist längst untergegangen, ihr Mythos hingegen lebendiger denn je. Bis heute gehört er zur DNA Japans wie die Lotosblüten und erst recht die Welt der Geishas, wie sie die vielen Farbholzschnitte von Meistern wie Hokusai und Hiroshige unsterblich gemacht haben. Und so sollten auch die Japaner die kriegerische Tradition ihrer Vorfahren nicht vergessen, als sie schon längst Rikschas gegen Autos eingetauscht haben und die Uniform die Rüstung ersetzt hat. Letztere ist nur noch Erinnerung an eine „heroische“, will sagen blutige Vergangenheit. Sie schmückt nur noch das traute Heim.

Im männerdominierten Japan ist das Reich der Frau das Zuhause – oder eben das Vergnügungsviertel der alten Hauptstadt Edo, des heutigen Tokio. Hier, in der „fließenden Welt“ (ukiyo-e), sorgen die eigens dafür ausgebildeten Geishas für Unterhaltung aller Art. Auch sie sind ein bühnenreifer Mythos geworden, von dem schon die europäische Belle Époque nicht genug bekommen konnte. Das alte Japan lebt, damals wie heute.

Japanerin im Festtagskimono mit Samuraiknabe, Kakiemonpozellan, 18. Oder 19. Jh., KHS, Inv.-Nr. 19581

Tempelgehänge mit Lotosblüte (keman), 19. Jh., KHS, Inv.-Nr. 9896

5 Fragen an… Boris Bukowski

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1) Am 26. April führen Sie durch die Ausstellung „POP 1900–2000. Populäre Musik in der Steiermark“. Beim anschließenden Konzert lautet das Motto: „Bukowski privat. Die schrägsten Stories, die besten Songs“. Wollen Sie uns eine dieser schrägen Stories jetzt schon verraten?
Boris Bukowski: Die meisten Stories, die ich erzähle, sind aus meinem Anekdotenbuch „Unter bunten Hunden“. Etwa: Das Angebot von Konstantin Wecker, als er draufkam, dass er mir (wohl unbewusst) einige Zeilen meines „Kokain“-Textes gestohlen hat.

2) Was dürfen sich die Besucher/innen von der Führung mit Ihnen erwarten?
Boris Bukowski: Da ich in Wien wohne, habe ich die Ausstellung noch nicht gesehen. Ich freue mich auf Fotos von Ereignissen, zu denen ich meine Erlebnisse beisteuern kann. Ich war zwar als Zeitzeuge auch mittendrin in der Entwicklung einer neuen Gesellschaft, aber sogar die wichtigsten Mitgestalter dieser neuen Ära haben ja nicht etwa beschlossen: „Jetzt gestalten wir die historische Zeit der 68er“, sondern diese 68er sind wohl eher durch „Schwarmenergie“ entstanden. Dass das alles sehr lustig und unbeschwert passiert ist, kann ich vielleicht durch einige Anekdoten schildern.

3) Welchen Stellenwert hat Pop in der Geschichte der Steiermark Ihrer Meinung nach?
Boris Bukowski: Als historisches Material zur Entstehung der zeitgenössischen (Jugend-)Kultur ist Pop unter anderem auch ein wertvoller Beitrag zum Verständnis des gravierenden Wandels der Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg.

4) Von welchem steirischen Popstar oder welcher steirischen Band sind Sie ein Fan?
Boris Bukowski:
 Ich schätze sehr viele meiner steirischen Kollegen; mit einigen habe ich auch zusammen Songs geschrieben, etwa mit Thomas Spitzer (EAV) oder meinen Freunden von STS, Schiffkowitz und Gert Steinbäcker.

5) Welche Musik hören Sie privat?
Boris Bukowski: Ich bin kein großer Nostalgiker. Vorgestern hab ich mir aufmerksam angehört, was vorgestern produziert wurde; heute höre ich mir gerne das Interessante von heute an. Darüber hinaus gibt’s natürlich Musik, die man auch nach Jahren oft und gerne hört. Also: entweder das Heißeste von heute oder zeitlose Meilensteine. Für mich der größte Popstar aller Zeiten: Mozart.

c Manfred Fichtinger

Nähere Informationen zur Führung und zum Konzert

Führung:
POP 1900–2000. Populäre Musik in der Steiermark Expertenführung mit Boris Bukowski 
26.04.2019, 19:00–20:00 Uhr
Treffpunkt: Museum für Geschichte
Anmeldung: +43-316/8017-9780 oder theresia.loebl@museum-joanneum.at

Konzert:
Bukowski privat. Die schrägsten Stories, die besten Songs 
26.04.2019, 20:30–22:30 Uhr
Treffpunkt: Museum für Geschichte
Kosten: 20 €
Eintrittskarten Tickets erhalten Sie an der Museumskasse oder unter: theresia.loebl@museum-joanneum.at

China im Universalmuseum Joanneum

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Als wir die Ausstellung von Jun Yang im Kunsthaus einrichteten, besuchte mich der Kuratoriumsvorsitzende des Joanneums, Kurt Jungwirth. Er brachte eine Ausgabe der Kulturzeitschrift RC aus dem Jahr 2016 mit, die in Macau herausgegeben wird. Darin wird in einem ausführlichen Text auch über das sogenannte „Leykam-Zimmer“ aus dem Museum für Geschichte berichtet, das bis 2017 in der Sackstraße zu sehen war. Das Zimmer besteht im Wesentlichen aus einer Nussholzvertäfelung, eingefasst mit vergoldeten, teilweise grün gelüsterten und polychrom gefassten Rahmenleisten und geschnitzten Verzierungen, in die chinesische Holzschnitte eingelassen sind. Diese zeigen Alltagsszenen in sieben sich wiederholenden Motiven. In der Zeitschrift RC wurde der Ort der Darstellung als Gusu, ein Stadtteil von Suzhou, identifiziert.

Ausgehend davon bat ich meine Kolleginnen und Kollegen aus den Museumsabteilungen um Unterstützung. So sind Ulrich Becker, Paul Schuster, Karlheinz Wirnsberger und Peter Peer weiteren Spuren chinesischer Erzeugnisse in der Steiermark nachgegangen und haben Bilder und Informationen an mich geschickt. Zum „Leykam-Zimmer“ habe ich etwa von Ulrich Becker erfahren, dass es sich dabei – entsprechend der internationalen China-Mode des 18. Jahrhunderts – bereits um ein Beispiel einer „globalen Exportsituation“ handelt, in deren Zuge auch serielle „Tapezierware“ nach Europa kam. Dabei hätte der „exotische Charakter das inhaltliche Interesse bei Weitem überwogen“ (Becker). Im Prinzip handelt es sich bei der Wandverkleidung des „Leykam-Zimmers“ um eine „Billigversion“ höfischer Lackkabinette der Zeit. In der Kulturhistorischen Sammlung befinden sich darüber hinaus eine Reihe von sogenannten Ostasiatika, chinesische Kleinplastiken in Porzellan und Bronze. Diese verdanken wir im Wesentlichen dem 1922 ergangenen Vermächtnis des aus Laibach stammenden, 1918 nach Graz übersiedelten Ingenieurs Gustav Mullay.

Die Leidenschaft für China und Japan geht jedoch noch viel weiter zurück: Die Sammlung von Schloss Eggenberg zeugt davon, dass sich Europa sehr früh vom ostasiatischen Kunsthandwerk, vor allem von chinesischem Porzellan, Seidenmalereien oder japanischen Lackarbeiten, fasziniert zeigte. In den Veröffentlichungen der Eggenberger Kollegen kann man nachlesen, dass Johann Seyfried von Eggenberg 1660/80 für die Neuausstattung der fürstlichen Residenzen in Graz einige Objekte erwarb, darunter einen Paravent, „mit indianisch Papier aufgelegt“. Hier sollte ich vielleicht erwähnen, dass sich „indianisch“ damals nicht nur auf den indischen Subkontinent, sondern auf den ganzen Osten Asiens bezog. Bei der Neuausstattung der Eggenberger Prunkräume nach 1754 wurde der Paravent zerlegt und als exotische Dekoration in die Wandbespannung eines „Japonischen Kabinetts“ eingefügt. Heute stellt dieser eine Sensation im Schloss Eggenberg dar.


Insgesamt wurden in Eggenberg drei Kabinette ausgestattet, die Ostasiatika aus der fürstlichen Sammlung zeigten. Eines der Kabinette ist ein Porzellankabinett, in dessen Wände ein Service von Imariporzellan eingelassen ist. Außerdem finden sich Teller sowie Deckelschalen auf Etagèren und Lacktischchen. Das zweite, „chinesisch spällierte“ Zimmer ist eine Art Bilderkabinett. Dafür wurden chinesische Seidenmalereien zu kleinen Genrebildchen zerschnitten und wie Miniaturen gerahmt. Wie sie nach Europa kamen, ist unbekannt. Die illusionistische Wanddekoration täuscht dabei die Hängung an blauen Seidenbändern vor. Von den ursprünglichen Malereien sind nur mehr Teile erhalten, mehr als die Hälfte wurde bei „Restaurierungen“ des frühen 20. Jahrhunderts durch Kopien ersetzt, wie ich von Paul Schuster erfahren habe.

In der Sammlung der Neuen Galerie Graz befindet sich ein Werk von Liu Xiaodong, das in Zusammenhang mit seiner Einzelausstellung 2012 im Kunsthaus Graz entstanden ist. Liu Xiaodong zählt zu den prominentesten Vertretern jener chinesischen Künstler/innen-Generation, die innerhalb einer sich rasch und oft verändernden Gesellschaft groß geworden ist. Der klassisch ausgebildete Maler Liu Xiaodong hat die Tradition des Sozialistischen Realismus formal nie verlassen, aber dessen Inhalte stark verändert. Er gibt dem alltäglichen Leben vor dem Hintergrund radikaler Wandlungsprozesse eine Stimme und hält landschaftliche Veränderungen, vom Menschen ausgelöste Katastrophen sowie gesellschaftliche Auswirkungen des ökonomischen Wandels malerisch und filmisch fest.

Das Jagdmuseum Schloss Stainz widmete sich 2014 im Rahmen der Sonderausstellung Geheimnis Holz alpenländischer und chinesischer Holzbaukunst. Darauf machte mich im Rahmen der Vorbereitungen zur Ausstellung von Jun Yang der Leiter des Jagdmuseums, Karlheinz Wirnsberger, aufmerksam. 2014 arbeiteten Handwerker aus China in Stainz. In diesem Zusammenhang sind unter anderem zwei Eckmodelle entstanden, die sich nach wie vor im Jagdmuseum befinden.

Eine direkte Verbindung zum Kunsthaus stellt das Bild Trees Growing out of Swimming Pool (Bäume, die aus dem Swimmingpool wachsen) des chinesischen Künstlers Liu Xiaodong in der Sammlung der Neuen Galerie Graz her. Für seine Ausstellung Prozess Malen im Kunsthaus Graz 2012 hat Liu Xiaodong das obersteirische Eisenerz als Projektort ausgewählt. Diese alte Industrie- und Kulturlandschaft war und ist enormen Veränderungsprozessen ausgesetzt – und das hat den Künstler interessiert. Er lebte und arbeitete mit seinem Team einen Monat lang vor Ort. Das Ergebnis wurde im Kunsthaus Graz präsentiert.

Auffällig ist, dass sich in den Sammlungen des Joanneums eine Reihe von Werken mit Chinabezug aus dem 18./19. Jahrhundert und aus der Gegenwart befindet.

Das 20. Jahrhundert fehlt hingegen komplett. Es sieht so aus, als würde China nun wieder „en vogue“ sein. Letztendlich spiegelt sich dies auch im Programm des Kunsthauses der letzten Jahre wider: von Liu Xiaodong über Ai Wei Wei bis zu Jun Yang. Heute ist das Interesse weniger dem Blick auf das „exotische“ China und alles Chinesische geschuldet, denn das Wissen über das Land und die Region haben deutlich zugenommen. Im Zentrum stehen heute vielmehr globale Entwicklungen, mit denen sich Künstler/innen und Kunstinstitutionen befassen.

 

Mehr über die Chinagalerie finden Sie hier.

Versteckte Orte im Universalmuseum Joanneum: Unterwegs in den Depots des Volkskundemuseums

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Insgesamt 55.000 Objekte und 27.000 Andachtsbilder befinden sich gut verstaut und versteckt in den Depots des Volkskundemuseums, die in drei Häusern in der Paulustorgasse und der Humanic-Halle angesiedelt sind. Darunter befinden sich rund 2.700 Kleider, 300 Krippen, 2.300 Sammlungsbücher und rund 2.800 Keramikobjekte, die es zu bewahren gilt. Ursula Grilnauer nimmt uns mit auf einen Streifzug durch dieses Sammelsurium an Schätzen und gespeichertem Wissen rund um Glaube, Aberglaube, Volksschauspiel, Haushalt, Werkzeuge, Musikinstrumente und das Leben anno dazumal.

Am Weg zum ersten Depot schildert Ursula den Wert dieser Sammlungen: „Nicht der monetäre Wert der Gegenstände spielt für uns eine Rolle, vielmehr ist der historische Wert, also die Geschichte dahinter, für uns spannend. Wie haben die Menschen früher gelebt? Welche Gegenstände haben sie benutzt? Solche Fragen interessieren uns“, schildert Ursula voller Passion und entsperrt die erste Tür, hinter der die Antworten darauf in unzähligen Schränken bereits warten.

Abergläubisches und grausame Rituale
Kostbare, aufwendig verzierte Ostereier erzählen hier von alten Bräuchen, Opferstatuetten über die Leiden der damaligen Zeit und rituelle Gegenstände über die Methoden, solche Leiden zu kurieren. „Das Interessante ist: Damals hatten die Menschen solche Gegenstände nicht nur für einen Zweck, sondern nutzten sie mehrfach“, erzählt Ursula und hebt vorsichtig eine Halskette, die aus Natternwirbeln gefertigt wurde, aus einer Schublade. „Solche Ketten wurden zum Beispiel auch gegen die sogenannte ‚Fraisʻ verwendet. Heute würden wir die ‚Fraisʻ vermutlich als Fieberkrampf oder epileptischen Anfall bezeichnen. Um dieses Symptom zu lindern, gab es außerdem noch sogenannte ‚Fraisenhäubchenʻ, die auch Gebärenden oder Sterbenden aufgesetzt wurden“, so Ursula über die vielfältige Nutzung der kleinen Hauben. „Das Thema Aberglaube spielte aber nicht nur früher eine elementare Rolle, es zieht sich bis in die Gegenwart fort, ein Beispiel dafür sind etwa die Bachblüten“, schmunzelt Ursula und schreitet zu einem der neuesten und wahrscheinlich morbidesten Objekte, die ihren Platz in der „Aberglauben-Abteilung“ gefunden haben – ein Bauopfer.

„Diese Katze war ein Bauopfer“, beginnt Ursula und hebt den mumifizierten Leichnam vorsichtig aus der Verpackung. „Bauopfer sind Tieropfer, die früher oft dargebracht wurden, um sich vor Bösem zu schützen“, fährt sie fort. „Man hat die Tiere, häufig Katzen, meistens lebendig – das sieht man an den verzerrten Gesichtern der Mumien – bei Durchgängen oder in Türstöcken eingemauert. Dieses Bauopfer wurde uns von einem Finder geschenkt, der zufällig beim Umbau seines Hauses darauf gestoßen ist“, erklärt sie und öffnet gleich darauf noch Schubladen, die über und über gefüllt sind mit Pfeifen und schön verzierten Behältern oder Votivtieren, die zur Unterstützung von Gebeten in Kirchen hinterlegt wurden.

Kein alter Hut
Kleider, Hüte, edle Stoffrollen, Hauben, mit Federkielstickerei verzierte Gürtel, Wandbehänge und detailreich bestickte Handarbeiten liegen im nächsten Depot verborgen. „Die Aufbewahrung und Instandhaltung von Stoffen ist besonders schwierig. Das Material bricht irgendwann, deshalb müssen Knickstellen so gut es geht vermieden werden. Auch der Umstand, dass wir kein säurefreies Papier für die Lagerung der Textilien verwenden konnten, macht uns und besonders unserer Textilrestauratorin sehr zu schaffen“, schildert Ursula ernst. Noch mehr zu schaffen macht ihr aber die Archivierung der Zigtausenden Gegenstände. „Wir haben natürlich ein gutes, ausgeklügeltes System, damit alle Objekte, die in unseren Depots gelagert werden, schnell auffindbar sind. Seit Kurzem haben wir jetzt Internet in unserem Depot, was es uns ermöglicht, dort mit dem Laptop zu arbeiten, aber mit einem Scan-Gerät könnten wir den Arbeitsaufwand um ein Vielfaches minimieren. Aber das ist eine Ressourcenfrage“, erklärt sie und huscht über einen Gang durch die Antoniuskirche durch, weiter zum nächsten versteckten und geschichtsträchtigen Ort – zur hausinternen Bibliothek.

Paradies für Bücherwürmer
„Viele wissen ja gar nicht, dass wir hier auch eine Fachbibliothek haben“, verrät Ursula schmunzelnd und lässt den Besucherinnen und Besuchern der Führung den Vortritt in das Bücherparadies des Volkskundemuseums. In zwei Räumen türmen sich die rund 15.200 Druckwerke bis zur Decke. „Vor allem von Studierenden bekommen wir oft Anfragen zu bestimmten Büchern.“

Der Ort, der zwar nicht sehr viel mit den Volkskundedepots zu tun hat, aber fast allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Universalmuseums Joanneum durch das alljährliche Sommerfest bekannt ist, lag bis vor ein paar Wochen noch halb im Winterschlaf hinter dem Volkskundemuseum, direkt am Fuße des Grazer Schlossbergs. „Die Schrebergärten hier sind wirklich ein Highlight“, schwärmt Ursula, deren Augen beim Gedanken an die im Sommer blühende Oase aufblitzen.

Etwas ernster wird ihre Miene beim Aufstieg zum nächsten Depot: „Wie man merkt, ist alles sehr verstreut bei uns“, schnauft sie die steilen Holztreppen zum nächsten Schatzlager hinauf. Und der Aufstieg hat sich gelohnt: Wunderschöne Vasen, uralte Küchengeräte, Aufbewahrungsbehälter, Tierfallen, Eichhörnchen-Käfige und viele weitere Kuriositäten werden hier für die Nachwelt aufbewahrt. „Bei den meisten Objekten weiß man, wofür sie verwendet wurden, aber es kommt auch hin und wieder vor, dass uns manche Objekte vor Rätsel stellen, dann dauert die Recherche etwas länger“, erklärt Ursula und setzt zum Abstieg in die Räumlichkeiten des Volkskundemuseums an, wo uns auch noch ein kurzer Einblick in den vermieteten Heimatsaal und den sich dahinter befindenden Filmraum möglich ist. „Ich bin bereits seit 30 Jahren hier und kenne das Volkskundemuseum in- und auswendig“, erzählt die engagierte Mitarbeiterin gerührt. „Deshalb bin ich umso erleichterter, dass dieser Standort nicht aufgelassen wurde. Das Wissen, das wir den Besucherinnen und Besuchern hier vermitteln können, ist unglaublich wertvoll und spannend.“

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